Zeitlebens auf Sinnsuche

Der Literaturkritiker Mircea Braga ist tot

Ausgabe Nr. 2818

Mircea Braga (1938-2023) bei einer Buchvorstellung im Jahr 2018 in Hermannstadt.                                                                                    Foto: tribuna.ro

1997 machte der Literaturkritiker und-historiker Mircea Braga dem Demokratischen Forum der Deutschen in Hermannstadt den Vorschlag, die ,,Chronik der Stadt Hermannstadt“ von Emil Sigerus ins Rumänische zu übersetzen und in dieser Sprache herauszugeben im imago-Verlag, den er 1991 gegründet hatte. Das Buch wurde ein Bestseller. Am 19. Mai d. J. ist Mircea Braga gestorben.Weiterlesen

Neuer UNITER-Vorsitzender

Ausgabe Nr. 2817

Der Bühnenbildner Dragoș Buhagiar (unser Bild zeigt ihn auf dem Großen Ring in Hermannstadt), ist seit einem Jahr Vorsitzender des Rumänischen Theaterverbands (UNITER). Der 1965 in Brăila geborene Buhagiar hat zuletzt 2019 einen UNITER-Preis für das Bühnenbild der Inszenierung ,,Povestea prințesei deocheate“ am Hermannstädter ,,Radu Stanca“-Nationaltheater erhalten.             Foto: dragosbuhagiar.ro

 

Für die Gemeinschaft

Laudatio auf den Journalisten Dieter Drotleff

Ausgabe Nr. 2815

Hannelore Baier und Dieter Drotleff im Gespräch.   Foto: Beatrice UNGAR

Der Kronstädter Journalist Dieter Drotleff nahm im Anschluss an die Vertreterversammlung des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien (DFDR) am 21. April d. J. die Goldene Ehrennadel des DFDR entgegen. Die Journalistin Hannelore Baier hielt die Laudatio, die Sie im Folgenden lesen können:Weiterlesen

Heiter, sprühend, liebenswert

Die Hermannstädter Schauspielerin Marietta Lissai wird am 4. April d. J. 85

Ausgabe Nr. 2811

Marietta Lissai-Erdös als Lady Milford (links) mit Heidrun Keintzel als Zofe in dem Stück „Kabale und Liebe“ von Friedrich Schiller, das in der Regie von Ion Deloreanu (Sathmar) am 19. Dezember 1973 an der deutschen Abteilung des Hermannstädter Staatstheaters Premiere hatte.

In diesem Jahr, am 4. April, feiert die in Hermannstadt geborene Schauspielerin Marietta Lissai ihren 85. Geburtstag in Bonn, wo sie seit ihrer Ausreise 1981 mit ihrem Gatten Stefan Erdös, dem ehemaligen Inspizienten des Hermannstädter Staatstheaters (heute: Radu Stanca-Nationaltheater), lebt.  Zuletzt konnten die Hermannstädter Marietta Lissai bei der Lesung aus dem von Dagmar Zink Dusil herausgegebenen Buch „Hermannstadt. Fakten Bilder Worte“ beim Sachsentreffen 2017 erleben.  Sie las damals „… hier stand ich vor dreißig jahren im erdrückenden schatten/der kirchmauern“, Franz Hodjaks Gedicht „Brukenthalschule. Im Hof“. Lesen Sie im Folgenden die unübertroffene Würdigung, die Regisseur Hanns Schuschnig (1927-2014), ein Weggefährte ihrer erfolgreichen Bühnenjahre in Hermannstadt, der Jubilarin zum 70. Geburtstag im Jahr 2008 in der Siebenbürgischen Zeitung gewidmet hat.Weiterlesen

Bewahren, erforschen, vermitteln

Der Literaturwissenschaftler Stefan Sienerth wird 75

Ausgabe Nr. 2810

Stefan Sienerth am Rednerpult bei der aus Anlass des 50. Gründungstages des Hermannstädter Lehrstuhls für Germanistik in Hermannstadt veranstalteten internationalen Jubiläumstagung, an der unter dem Titel ,,Literatur und Sprache im südosteuropäischen Raum“ vom 24. bis 26. Oktober 2019 an der Fakultät für Philologie und Bühnenkünste der Lucian Blaga-Universität Germanisten und Germanistinnen aus verschiedenen Ländern teilgenommen haben.                                          Foto: Marius STROIA

Prof. em. h. c. Dr. Dr. h. c. Stefan Sienerth gehört zu den bekanntesten Literaturwissenschaftlern und geschätzten Kennern der rumäniendeutschen Literatur, des siebenbürgisch-deutschen Schrifttums und des deutschsprachigen Literaturbetriebs Ostmittel- und Südosteuropas, dessen Ruf den Stätten seines Wirkens Anerkennung einbrachte. Als Leiter des Instituts für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas (IKGS) an der Ludwig-Maximilians-Universität München (2005 bis 2013) engagierte sich der Jubilar für die Wahrnehmung der rumäniendeutschen und der rumänischen Literatur in breiten Kreisen der deutschsprachigen Öffentlichkeit. Für sein Werk und Wirken wurde der Jubilar mit dem Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturpreis (2011) geehrt und zum 70. Geburtstag verlieh ihm die Lucian-Blaga-Universität in Hermannstadt die Ehrendoktorwürde. Das bisher Erreichte soll nun in einigen Worten umrissen werden, obschon sein Wirken weit über seine Wirkungsstätten reicht. Weiterlesen

Richard Wagner und die Folgen

Einführende Sätze über den Aufbruch in die literarische Moderne / Von Horst SAMSON

Ausgabe Nr. 2809

Laudator Richard Wagner (stehend) bei der Verleihung des Adam Müller Guttenbrunn-Literaturpreises an Rolf Bossert (rechts) 1983 in Temeswar; ebenfalls im Bild: Franz Liebhard alias Robert Reiter (links) und Redakteur Franz Binder von Radio Temeswar.            Foto: Archiv Horst Samson

„Lieber Horst Samson, Richard ist gestorben. Heute, 14.3.2023, gegen drei Uhr morgens, nach langer, geduldig ertragener Krankheit, wenige Wochen vor seinem 71. Geburtstag. Er starb ruhig, im Schlaf. In Trauer Sabina Kienlechner“. Die Berliner Essayistin, Publizistin und Übersetzerin hat sich intensiv um Richard gekümmert, der die letzten Jahre vereinsamt und zurückgezogen in einem Altersheim der Hauptstadt verbracht hat.

Sabinas Nachricht erreichte mich morgens, um 7 Uhr und 49 Minuten, ich hatte gerade den PC hochgefahren, um mich der Übersetzung eines Gedichtes von Vicente Huidobro zu widmen. Ich war von Jetzt auf Gleich wie elektrisiert, mein Kopf in blanker Unordnung. Schmerz, Trauer, Erleichterung, Bedauern, Niedergeschlagenheit, Bedrückung, Wehmut, Aufatmen, Wut, Enttäuschungen – es jagten sich Gefühle in mir, wie von Hunden gehetzt. Und die Seele schlug Purzelbaum.    Weiterlesen

Ein dem Buch der Wörter gewidmetes Leben

Die Hermannstädter Sprachwissenschaftlerin Dr. Sigrid Haldenwang wird 80

Ausgabe Nr. 2808

Dr. Sigrid Haldenwang.Foto: Mariana VLAD

Dr. Sigrid Haldenwang ist Teil einer Institutsgeschichte. Ihrem Fleiß, Einsatz und Pflichtbewusstsein, ihrer Disziplin, Entschlossenheit und Zuverlässigkeit hat das Forschungsinstitut für Geisteswissenschaften in Hermannstadt viel zu verdanken. Sigrid Haldenwang widmete sich nämlich einer edlen und lebensfüllenden Aufgabe, ein wertvolles Kulturgut zu erschließen und der Nachwelt zu erhalten. Am 15. März d. J. feiert sie ihren 80. Geburtstag.Weiterlesen

Ortinau und ,,diese Generation“

Gedanken und Erinnerungen zum 70. Geburtstag des Banater Schriftstellers

Ausgabe Nr. 2808

Gerhard Ortinau bei dem Rundtischgespräch zum Auftakt des von dem Deutschen Kulturforum östliches Europa vom 23. bis 24. Juni 2022 in Temeswar veranstalteten Symposiums ,,Der Wille zur Veränderung – 50 Jahre Aktionsgruppe Banat“. Moderiert wurde das Rundtischgespräch, an dem außer Ortinau weitere fünf Gründungsmitglieder der Aktionsgruppe Banat teilgenommen haben – Werner Kremm, Johann Lippet, Anton Sterbling, William Totok  und Ernest Wichner – von Christel Ungar-Țopescu und Dr. Markus Bauer.                                                                                      Foto: Zoltán PÁZMANY

„Den Erzählungen meiner Eltern ist zu entnehmen, dass ich am späten Abend in einer Art schilfgedeckter Erdhütte geboren wurde. Im Zimmer befand sich das Wichtigste. Draußen hatten die Leute tagsüber Tunnels in den mannhohen Schnee geschaufelt, mittlerweile hatte sie aber der Sturm schon wieder zusammengewirbelt… Ich erblickte am 17. März des Jahres 1953 in dem Weiler Movila Gîldăului (Anmerkung des Autors: Damals ,,comuna Movila Gâldăului, raion Feteşti“, Region Constanța) das Licht des Bărăgans. Alles andere erfuhr ich aus Büchern und aus Zeitschriften …” . Dies schrieb Gerhard Ortinau in einem der frühen kurzen Prosatexte  („Kleine Geschichte“) in seiner ersten Buchveröffentlichung, die unter dem Titel ,,verteidigung des kugelblitzes“ im Klausenburger Dacia Verlag 1976 in der Redaktionsbetreuung von Franz Hodjak erschienen ist.Weiterlesen

,,Latsch, latsch, latsch, die Wiese blüht…“

Erinnerungen an eine Schulreise mit Prof. Friedrich Philippi 1977

Ausgabe Nr. 2799

Während meiner Zeit am Pädagogischen Lyzeum in Hermannstadt (Päda), 1974-1978, hatte ich das große Glück, in einer wunderbaren Klasse gewesen zu sein. Dazu gehörten natürlich auch unsere Klassenlehrerin, die Biologieprofessorin Marga Grau (damals noch Schuller) und einige der Professoren. Unser Glück bestand vor allem darin, dass viele Ausflüge und Schulreisen organisiert und durchgeführt wurden. Das war nicht bei allen Klassen so. Nicht alle Professoren haben sich das angetan, eine Reise zu planen, zu organisieren, Papierkram zu erledigen, Bewilligungen von verschiedenen Ämtern – einschließlich Partei und Verband der Kommunistischen Jugend (VKJ/UTC) – einzuholen, u. v. a.m. Weiterlesen

Virtuos am Rande des deutschen Kulturraums

Nachruf auf den Übersetzer, Literaturhistoriker und Mentor Gerhardt Csejka

Ausgabe Nr. 2798

Gerhardt Csejka (1945-2022). Foto:  Markus LIEBERENZ

Nur Stunden nach seinem Ableben in Berlin reagierten in Rumänien Hunderte von Menschen in den sozialen Medien mit Trauerbekundungen, darunter bekannte Schriftsteller wie Ioana Pârvulescu und Mircea Cărtărescu. Der Übersetzer, Literaturhistoriker und -kritiker Gerhardt Csejka verstarb 77jährig am 25. November 2022 in der deutschen Hauptstadt. Die Reaktion entspricht dem guten Ruf, den Csejka in weiten Teilen der rumänischen Literaturlandschaft als Übersetzer hatte. Dass Mircea Cărtărescu, der hierzulande alle Jahre wieder als potentieller Kandidat für den Literaturnobelpreis gehandelt wird, 2007 mit dem Roman ,,Die Wissenden“ (Orbitor. Aripa stângă) in der Literaturszene des binnendeutschen Sprachraums einen Erfolg verbuchen konnte, verdankt er der Übersetzung Csejkas. Der Übersetzer selbst wurde ein Jahr später mit dem Übersetzerpreis der Kunststiftung des deutschen Bundeslandes Nordrhein-Westfalen geehrt. Weiterlesen

,,Unsere Gegenwart zu erhellen“

,,Lebenswege in Siebenbürgen“ von Altbischof D. Dr. Christoph Klein

Ausgabe Nr. 2797

Buchvorstellung zum 85. Geburtstag: Das Landeskonsistorium der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien hatte am Montag zur Präsentation des Buches „Lebenswege in Siebenbürgen. Festreden und Nachrufe“ von Bischof em. D. Dr. Christoph Klein eingeladen. Dabei gratulierten die Gäste auch D. Dr. Christoph Klein zum 85. Geburtstag. Zu Wort kamen Bischof Reinhart Guib, der DFDR-Vorsitzende Dr. Paul-Jürgen Porr, Konsulin Kerstin Ursula Jahn, Dr. Stefan Tobler vom Theologischen Institut, Landeskirchenkurator Friedrich Philippi.  Unser Bild: D. Dr. Christoph Klein (links) im Gespräch mit dem Schäßburger Dechant und Stadtpfarrer Dr. hans-Bruno Fröhlich, der das 2020 im Schiller-Verlag erschienene Buch vorgestellt hat.                                                              Foto: Stefan BICHLER

Im Jahr 2015 veröffentlichte Altbischof D. Dr. Christoph Klein den Band „Geistliche Leitbilder und Weggefährten. Betrachtungen“ (Schiller Verlag Bonn-Hermannstadt), in dem er historische und zeitgenössische Personen und Persönlichkeiten würdigte, die für seinen Werdegang wichtig waren; ich hatte die Ehre, jenes Buch damals vorstellen zu dürfen. Die Herausgabe des zweiten Bandes „Siebenbürgische Erinnerungsorte in Lebensbildern“ (Schiller Verlag 2018) erwies sich aus seiner Sicht als nötig, damit auch die „Weltlichen“ gewürdigt werden sollten, da der erste Band sich ausschließlich auf Geistliche bzw. Theologen bezog. Nun kommt noch ein dritter Band dazu, der bereits 2020 erschien aber damals wegen den pandemiebedingten Einschränkungen nicht in einem solchen Rahmen präsentiert werden konnte: „Lebenswege in Siebenbürgen. Festreden und Nachrufe“ mit einem Geleitwort von Dr. Konrad Gündisch (das Geleitwort ist die Laudatio, die der Historiker Dr. Gündisch anlässlich der Verleihung des siebenbürgisch-sächsischen Kulturpreises an Altbischof Klein 2019 gehalten hatte). Hier geht es wiederum um zeitgenössische Persönlichkeiten Siebenbürgens, wobei im letzten Teil auch persönliche Rückblicke des Altbischofs aufgezeichnet sind.Weiterlesen

,,Stets ein guter Berater“

Würdigung von Prof. Friedrich Philippi zum 80.

Ausgabe Nr. 2795

Die Alzner Kuratorin Rosemarie Müller (rechts) gratulierte dem Jubilar Friedrich Philippi (links)  beim Empfang zu seinem 80. Geburtstag, zu dem Bischof Reinhart Guib (Bildmitte) ins Bischofspalais eingeladen hatte.                                                                                 Foto: Stefan BICHLER

Aus Anlass des 80. Geburtstags des Landeskirchenkurators Prof. Friedrich Philippi am 5. November d. J. lud Bischof Reinhart Guib zu einer musikalisch von Andreas Zeck (Trompete), Jürg Leutert (Bassgeiege) und Theresa Braisch (Klarinette) umrahmten Feierstunde ins Bischofspalais ein. Bischof Guib würdigte in einer Andacht den unermüdlichen ehrenamtlichen Einsatz des Jubilars für die Belange der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien (EKR). Im Namen der Pfarrerschaft der EKR dankte Stadtpfarrer Johann Zey aus Sächsisch-Reen dem Jubilar für dessen Interesse und Fürsorge für die kleinen und die Kleinstgemeinden. Seitens des Siebenbürgenforums würdigte dessen Vorsitzender Martin Bottesch u. a. die Tätigkeit von Prof. Friedrich Philippi als Schulreferent dieses Gremiums. Als erste Frau im Amt eines Bezirkskirchenkurators des Hermannstädter Kirchenbezirks richtete Carmen Schuster aus Kleinschenk einige persönliche Worte des Dankes und der Anerkennung an den Geehrten.    Weiterlesen

Überall zu Hause

Nachruf auf den Banater Bildhauer Ingo Glass

Ausgabe Nr. 2795

Ingo Glass (1941-2022).                                                                                           Foto: Ursula GLASS

Der international bekannte und vielfach geehrte rumäniendeutsche Künstler Ingo Glass ist Ende Oktober im Alter von 81 Jahren verstorben. Der am 9. April 1941 in einer wohlsituierten Temeswarer Kaufmannsfamilie geborene Ingo Gerhard wuchs in Lugosch auf, wohin seine Familie nach dem Krieg aus politischen Gründen umgezogen war. Der Vater war wegen illegaler Heimkehr nach Rumänien mehrere Jahre inhaftiert. Weiterlesen