Der Literat Nicolae Manolescu ist tot
Ausgabe Nr. 2858
Die Spreu vom Weizen trennen war schon immer das Steckenpferd des Literaturkritikers und -wissenschaftlers Nicolae Manolescu, der am 23. März 2024 in Bukarest gestorben ist. Zeit seines Lebens hat er das versucht, nicht nur auf dem Gebiet der Literatur sondern auch auf jenem der Politik. Er sagte einmal in einem Interview: „Der fehlende kritische Geist ist das am meisten beunruhigende Phänomen. Dieser Geist erlaubt es uns, die Spreu vom Weizen zu trennen.”
Geboren wurde Nicolae Manolescu am 27. November 1939 in Râmnicu Vâlcea. Seine Mutter Sabina Apolzan geb. Manolescu war Französischlehrerin, sein in Sibiel geborener Vater Petru Apolzan Philosophielehrer. Das Lyzeum absolvierte er in Hermannstadt und begann 1956 das Philologiestudium an der Universität Bukarest. Seine Eltern wurden verdächtigt Legionäre gewesen zu sein und so wurde Manolescu 1958 vom Studium ausgeschlossen. Er konnte es 1959 wieder aufnehmen und 1962 beenden. Ab 1963 war er dann zunächst wissenschaftlicher Mitarbeiter und ab 1990 Professor an der Philologie-Fakultät. 1990 übernahm er auch die Leitung der Literaturzeitschrift România Literară.
An seinem mehr als 1.500 Seiten starken wichtigsten Werk – „Istoria critică a literaturii române. 5 secole de literatură” (Kritische Geschichte der rumänischen Literatur. 5 Jahrhundert Literatur) – das er im November 2008 im Rahmen der Gaudeamus-Buchmesse in Bukarest vorstellte, hatte Manolescu 25 Jahre lang gearbeitet.
Am 28. März 2013 wurde er Vollmitglied der Rumänischen Akademie. Zuvor, 2005, war er zum Vorsitzenden des Rumänischen Schriftstellerverbands gewählt worden, 2009, 2018 wiedergewählt. Nach 1990 war er auch politisch tätig, u. a. als Mitgründer der Bürgerallianz, Vorsitzender der Partei der Bürgerallianz (PAC) und Senator der Demokratischen Konvention im Wahlkreis Hermannstadt (1992-1996). Von 2006 bis 2015 war er Botschafter Rumäniens bei der UNESCO. B. U.