,,Ich engagiere mich voll und mit Leidenschaft“

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HZ-Interview mit Hermannstadts Bürgermeisterin Astrid Fodor

Ausgabe Nr. 2863

Hermannstadts amtierende Bürgermeisterin Astrid Fodor in ihrem Büro im Rathaus am Großen Ring.
Foto: Pressestelle der Stadt

Hermannstadts Bürgermeisterin Astrid Fodor ist in Hermannstadt geboren, studierte ebenda Wirtschaftswissenschaften und Verwaltung und war lange Zeit bei der Fabrik Libertatea tätig. 2004 wurde sie Stadträtin, ab 2008 Vizebürgermeisterin, dann Bürgermeisterin ad interim und nun bald zwei Mandate lang Bürgermeisterin. Hermannstadt wurde kürzlich von der Rumänischen Vereinigung für Smart City für das Projekt zur Gestaltung der Zibinsufer ausgezeichnet und Fodor wurde als Bürgermeisterin des Jahres für das gesamte Portfolio an Smart-Projekten preisgekrönt. Insgesamt 15 Mal wurde Hermannstadt in den letzten zehn Jahren auf nationaler Ebene ausgezeichnet. Gegenwärtig plant Fodor das Vertrauen der Bürger für ein drittes Mandat als Bürgermeisterin zu ersuchen. Bürgermeisterin Astrid Fodor gewährte HZ-Redakteur Werner F i n k folgendes Interview:

Sie haben Wirtschaftswissenschaften und Verwaltung studiert, dann waren Sie lange Jahre in der Fabrik Libertatea tätig. Wie ist es dazu gekommen, dass Sie Bürgermeisterin wurden? War es schon immer Ihr Ziel gewesen oder ist es spontan geschehen?

Ich habe mir nicht vorgenommen, Bürgermeisterin zu werden, ich muss aber zugeben, dass es mir ein Gefühl von Erfüllung verleiht, dass ich etwas Konkretes und Bedeutendes für diese Stadt, in der ich geboren wurde und lebe, tun konnte. Meine Karriere in der Verwaltung habe ich schrittweise aufgebaut, angefangen als Stadträtin in der Zeit 2004-2008, als ich mit den Herausforderungen der Stadtverwaltung in Berührung kam. 2008 hatte mir der damalige Bürgermeister und derzeitige Staatspräsident Rumäniens, Klaus Johannis, vorgeschlagen, das Amt der Vizebürgermeisterin zu übernehmen. Ich fühlte mich geehrt von diesem Vorschlag und natürlich habe ich zugestimmt. Infolge der Abstimmung im Stadtrat, habe ich diese Funktion bis Dezember 2014 bekleidet.

Nachdem Klaus Johannis zum Staatspräsidenten gewählt worden war, übernahm ich, ebenfalls infolge der Abstimmung des Stadtrates das Amt des Bürgermeisters ad interim. Es war eine Freude, so viele Jahre mit ihm zu arbeiten und dabei die ausführende Seite der Tätigkeit der Verwaltung einer Stadt noch detaillierter kennenlernen zu dürfen.

Es folgten zwei Mandate als Bürgermeisterin, gewählt von den Hermannstädtern, und jetzt ersuche ich ihr Vertrauensvotum für ein drittes Mandat.

Die Neugestaltung der Mobilitätsangebote in der Junger-Wald-Straße/Calea Dumbrăvii ist eines der Smart City-Projekte der Stadtverwaltung Hermannstadt.

Waren Sie karriereorientiert?

Ja, ich habe mir gewünscht, eine Karriere zu haben und mich beruflich weiterzuentwickeln. Ich glaube, dass man mit guter Disziplin das Berufs- und Familienleben vereinbaren kann. Und ich denke, ich habe es geschafft, dieses Gleichgewicht zu halten. Ich fühle mich sowohl persönlich als auch beruflich erfüllt.

Hat eine Bürgermeisterin Zeit für Familie oder andere Dinge?

Nicht so viel Zeit, wie ich mir gewünscht hätte. Die Familie und die Freunde verstehen das jedoch, und deshalb genießen wir umso mehr die Zeit, wo wir was zusammen unternehmen können.

Auch für meine Hobbys würde ich gerne mehr Zeit haben. Z. B. wünsche ich mir, mehr lesen oder mehr reisen zu können. Urlaub habe ich sehr wenig, aber ich reise in der Regel am Wochenende durch das Land. Ich liebe Rumänien und fühle mich wohl bei uns zu Hause, egal welche Stadt oder Gegend ich besuche.

Wie sieht der Alltag einer Bürgermeisterin aus?

Jeder Tag ist anders, was die Arbeit stimulierend und angenehm macht. Es gibt Tage, an denen ich mich mehr auf interne Angelegenheiten konzentriere und an denen ich Arbeitstreffen mit Mitarbeitern aus dem Bürgermeisteramt oder den öffentlichen Diensten habe. Wöchentlich habe ich Besprechungen mit den Bauunternehmen, die Arbeiten ausführen, die wir vertraglich vereinbart haben. Daran nehmen Vertreter der öffentlichen Dienste, die der Stadtverwaltung unterstellt sind, sowie der Versorgungsunternehmen teil. Ich besuche auch Baustellen, aber meistens abends, wenn sich die Arbeitsteams zurückziehen und ich mir den Fortschritt der Arbeiten in Ruhe und im Detail ansehen kann. Sicherlich besuche ich Baustellen auch während der Arbeitszeit zusammen mit den zuständigen Personen vom Bürgermeisteramt, die sich um die Arbeiten kümmern. An anderen Tagen habe ich Treffen mit externen Partnern oder nehme an Veranstaltungen teil.

Ein wichtiger Teil eines jeden Tages ist die Erledigung der Korrespondenz. Seit über einem Jahr sind wir zur digitalen Dokumentbearbeitung übergegangen, einschließlich der elektronischen Unterschrift, aber das Durchgehen der Dokumente, die mir zur Genehmigung und Verteilung vorgelegt werden, nimmt viel Zeit in Anspruch, weil ich sie tatsächlich lese und analysiere – ich unterzeichne nicht einfach nur „wie der Bürgermeister, wie es heißt.

Wir haben die Digitalisierung nicht nur in Bezug auf die Bürger umgesetzt, sondern auch intern in der Institution. Wir haben die Erledigungszeit und die Zeit, die wir mit dem Hin- und Hertragen von Aktenordnern von einem Büro zum anderen verbringen, reduziert, ebenso die Menge an Papier, die wir verwenden.

Blick auf das Spielfeld des Städtischen Stadions beim Eröffnungsspiel am 10. Dezember 2022 (FC Hermannstadt – Farul Constanta 4:0).

Welches war ihr Herzensprojekt während dieser beiden Mandate? Gab es einen „Höhepunkt“ während dieser Zeit?

In allen großen Projekten, die ich initiiert habe, habe ich mich engagiert, weil sie für die Bürger von Hermannstadt wichtig sind. Aber am meisten am Herzen liegt mir das Städtische Stadion, aus zwei wichtigen Gründen: Erstens, weil dieses Stadion Teil der jüngsten Geschichte von Hermannstadt ist und ich es in die Gegenwart bringen wollte, und zweitens, weil ich es aus eigenen Mitteln der Stadt realisiert habe – es ist also unser Projekt, der Hermannstädter – es war auch eine Frage des lokalen Stolzes.

Die großen Projekte wie das Stadion, der Belvedere-Park, die Gestaltung der Zibinsufer oder der Binder-See-Komplex sind diejenigen, die im Gedächtnis der Hermannstädtern bleiben werden – der Rest, die Straßen oder kleinere Arbeiten, werden in die Normalität der Stadt übergehen und bald werden sich nur wenige daran erinnern, wie z. B. ihre Erdstraße vor der Modernisierung aussah.

Gab es auch Ziele, die nicht erreicht werden konnten?

Ja, es gab auch einige Projekte, die wir nicht realisieren konnten, aber es handelt sich um solche, die nicht ausschließlich von uns, dem Bürgermeisteramt Hermannstadt, abhingen. Z. B. wollten wir bei der Bühne im Jungen Wald, einen alternativen Raum für Freiluftfestivals schaffen, den wir leider vorerst nicht realisieren können, weil dieser Waldbereich fälschlicherweise von den Behörden als „Naturschutzgebiet eingestuft wurde, eine Schutzkategorie, die viel zu restriktiv ist, einschließlich betreffend kulturelle Aktivitäten, Freizeit oder Tourismus. Es hätte in eine Schutzklasse eingestuft werden können, die Aktivitäten wie Tourismus, Freizeit und nachhaltige Entwicklung im Allgemeinen zulässt – zum Beispiel als „Naturpark. Dieser Status hätte die Natur geschützt, hätte aber auch die Durchführung von Aktivitäten ermöglicht, die das natürliche Erbe der Gegend durch die Einrichtung von thematischen Wegen, gepflasterten Alleen, thematischen Pfaden, Fahrradwegen aus durchlässigen Materialien und thematischen Parks aufwerten. Die Hermannstädter hätten geordneterweise mit Waldgebieten aus der Nähe Hermannstadts interagieren können, ohne natürliche Elemente zu beeinträchtigen. Aber wir geben die Idee nicht auf, sondern haben die Bemühungen für die korrekte Neuklassifizierung des Gebiets wieder aufgenommen, zunächst durch Korrespondenz mit dem Ministerium für Umwelt, Wasser und Wälder.

Wo liegen die Herausforderungen für eine Bürgermeisterin?

Ich habe mich mit den Vorurteilen konfrontiert und konfrontiere mich immer noch damit, die unbestreitbar gegenüber einer Frau bestehen, die eine so wichtige Führungsposition innehat. In meinem Fall ist es zwar nicht so, aber ich kenne andere Fälle, in denen Frauen in Führungspositionen einschließlich auf das Misstrauen der Mitglieder ihrer eigenen Partei stoßen. Diese kommen zu den bereits bestehenden Herausforderungen des Amtes als Bürgermeisterin hinzu. Dennoch glaube ich aus Erfahrung, dass unabhängig vom Geschlecht die Ausbildung, die Erfahrung in der lokalen Verwaltung, die Managementfähigkeiten, die Stressresistenz und die Leidenschaft, die eine Person in dieser Position hat, zählen.

Im Rahmen eines jeden Projektes gibt es vermutlich Bürger, die unzufrieden sind und solche die zufrieden sind. Muss man stark sein, um die richtige Entscheidung im richtigen Augenblick zu treffen?

Als Stadtverwaltung muss ich das allgemeine öffentliche Interesse berücksichtigen und die beste Entscheidung in dieser Hinsicht treffen. Wir können nie alle zufriedenstellen, aber ich glaube, dass die meisten Bürger Verständnis aufbringen, wenn wir unsere Entscheidung richtig und klar begründen. Es ist normal, dass die Bürger nicht das Gesamtbild eines Problems sehen können, sondern eher den Aspekt, der jeden von ihnen direkt betrifft. Was ich Ihnen jedoch sagen kann, ist, dass das Bürgermeisteramt Hermannstadt flexibel ist und nicht selten, nachdem wir die Vorschläge der Hermannstädter angehört haben, haben wir bestimmte Entscheidungen überarbeitet, weil andererseits der Bürger dem Problem am nächsten steht. Deshalb überprüfen wir häufiger den Puls der Gemeinschaft im Falle von bestimmten Projekten mit größerer Auswirkung, sei es durch Debatten oder Konsultationen, oder indem wir Vorschläge über unsere Kommunikationskanäle zusammenfassen.

Gibt es Dinge, die Sie jetzt anders machen würden?

Ja, mit der Erfahrung, die ich jetzt nach 20 Jahren in der öffentlichen Verwaltung habe, würde ich manche Dinge etwas anders machen. Z. B. würde ich bestimmte Probleme mit mehr Gelassenheit angehen. Aber nicht mit der Gelassenheit der Gleichgültigkeit, sondern mit einer Gelassenheit, die es einem erlaubt, bestimmte Entscheidungen, wie man sagt, „kühl“, zu treffen. Aber so ist mein Wesen: ich engagiere mich voll und mit Leidenschaft in den Projekten, die ich initiiere, und dann ist es normal, dass auch Emotionen im Spiel sind.

Am Binder-See wurde eine Freizeit- und Sportanlage eingerichtet.
Fotos: Pressestelle der Stadt

Wie ist es als Vertreterin einer Minderheit, die Bürgermeisterin einer Stadt zu sein, die mehrheitlich von der Mehrheitsbevölkerung bewohnt wird?

Ich betrachte mich in erster Linie als Hermannstädterin, hier geboren und aufgewachsen. Ich bin auch ethnisch Deutsche, aber das betrifft mehr meine Spiritualität als meine Funktion als Bürgermeisterin. Als Bürgermeisterin richtet sich meine Aufmerksamkeit ausschließlich auf die Stadt und ihre Entwicklung, zum Wohl der gesamten Gemeinschaft.

Kulturministerin Raluca Turcan sagte im Rahmen der Festlichkeit aus Anlass des 25. Jubiläums des Deutschen Wirtschaftsclubs Siebenbürgen (DWS), Hermannstadt habe vor vielen Jahren den Weg Richtung Europa eingeschlagen, bewährte europäische Vorgehensweisen vorgezogen und Vorgehensweisen, die in anderen rumänischen Städten praktiziert wurden, beiseitegelegt. Inwieweit trifft es heute noch zu? Unterscheidet sich Hermannstadt in der Art, wie hier vorgegangen wird, auch heute noch von anderen Städten?

Hermannstadt war immer besonders durch seine Offenheit gegenüber Europa und der Welt, denn es war und bleibt eine Stadt, die von Intellektuellen erleuchtet wird, die mit der Welt verbunden sind. Eine der einzigartigen Facetten der heutigen Stadt ist gerade dieser gelungene Mix aus bewahrter Geschichte, Modernität der Gegenwart und Verbindung mit europäischen Werten wie der Einheit in Vielfalt. Ich glaube, das ist auch der Grund, warum Hermannstadt zur Gastgeberin des EU-Gipfels der Staats- und Regierungschefs im Jahr 2019 ausgewählt wurde, der diese besondere Natur Hermannstadts bestätigt hat.

Wie war das Verhältnis zu den Mitarbeitern?

Die Beziehung zu den Mitarbeitern war und ist eine korrekte. Sicherlich, mit einigen der Führungskräfte, die kompetent, kreativ und engagiert sind, arbeite ich viel enger zusammen. Wir sind ein gut strukturiertes Team und denken gemeinsam über Projekte nach und finden Lösungen für deren Umsetzung. Ich vertraue auf ihre Erfahrung, die Vorschläge, die sie machen, und die Entscheidungen, die sie für ihre Abteilungen treffen. Hochwertige Humanressourcen sind essenziell für den Erfolg jedes Projekts.

Wie hat die Wirtschaft, vor allem die deutsche Wirtschaft, zur Entwicklung der Stadt beigetragen?

Die Wirtschaft ist der Partner der lokalen Verwaltung bei der Entwicklung der Stadt. Unter den Unternehmen, die in Hermannstadt anwesend sind, rangieren die deutschen Unternehmen an zweiter Stelle hinsichtlich des Umsatzes. Daher ist der Beitrag der deutschen Firmen besonders wichtig, da sie den ersten Platz bei den ausländischen Direktinvestitionen einnehmen und ein stetiges Wachstum verzeichnen.

Tatsächlich haben sich die direkten ausländischen Investitionen im Kreis Hermannstadt in den letzten zehn Jahren verdreifacht, wobei Hermannstadt das Hauptzentrum für die wirtschaftliche Entwicklung des Kreises ist. Im Jahr 2022 machte der Umsatz der Unternehmen in Hermannstadt 50,48 % aus.

Der Wohlstand der lokalen Wirtschaft spiegelt sich in Ressourcen wider, die in den lokalen Haushalt fließen und mit denen wir, die Stadtverwaltung, Investitionen und den Betrieb der Stadt finanzieren konnten. Daher war und bleibt der Beitrag der lokalen Wirtschaft zur Entwicklung von Hermannstadt essenziell. Dieser Bereich hatte in Hermannstadt eine aufsteigende Tendenz, sowohl durch die Eröffnung neuer als auch durch die Erweiterung bestehender Unternehmungen. Folglich wurden ständig neue Arbeitsplätze geschaffen. Das durchschnittliche Nettoeinkommen in Hermannstadt lag konstant über dem Landesdurchschnitt. All dies hat Wohlstand für die Einwohner von Hermannstadt generiert, und dank der Möglichkeiten, die von den Unternehmen, die in Hermannstadt tätig sind, geboten werden, ist unsere Stadt ein Magnet für junge Menschen aus anderen Orten.

Warum ist es wichtig, in einer Stadt die Wirtschaft, darunter die duale Ausbildung zu unterstützen?

Als guter Partner unterstützt die Stadtverwaltung von Hermannstadt die Bemühungen der Geschäftswelt, innerhalb der durch die Gesetzgebung auferlegten Grenzen. Transparenz und Offenheit gegenüber den Initiativen der Unternehmen sind ein Beispiel dafür. Die Beibehaltung der lokalen Steuersätze auf einem vorhersehbaren Niveau ist ebenfalls eine konkrete Art und Weise, wie wir die Wirtschaft in Hermannstadt unterstützen. Hinzu kommen bestimmte Annehmlichkeiten, die wir im schwierigen wirtschaftlichen Kontext der Pandemie angeboten haben und die wir größtenteils auch für 2025 beibehalten haben.

Ein ebenso konkretes Beispiel ist die Unterstützung, die wir seit 2014 dem dualen Ausbildungssystem gewähren, eine Möglichkeit zur Ausbildung gut vorbereiteter Arbeitskräfte, die von den Unternehmen so dringend benötigt werden. Als Partner im Konsortium hat das Hermannstädter Bürgermeisteramt in die Werkstätten investiert, in denen diese Kurse stattfinden: Wir haben sie renoviert und derzeit rüsten wir sie durch ein Projekt das aus EU-Fonds finanziert wird mit neuer, leistungsfähigerer Ausrüstung aus. Wir sind auch Partner im Konsortium, das den Campus für die duale Ausbildung bauen wird, wobei das Hermannstädter Bürgermeisteramt für dieses Projekt ein Grundstück im Wert von 6,5 Millionen Euro erworben hat.

Eröffnung des Belvedere-Parks aus der Vogelperspektive.

Die Stadtverwaltung von Hermannstadt hat in den letzten zehn Jahren viel in Bildung investiert. Sind weitere Investitionen in diesem Bereich notwendig?

So ist es, wir haben uns auf diesen Bereich konzentriert. Ich nenne Ihnen einige Zahlen dazu, was wir erreicht haben: Wir haben 4 neue Kinderkrippen mit fast 300 Plätzen geschaffen. Wir haben 2 neue Kindergärten gebaut und 2 weitere erweitert, was zu 280 zusätzlichen Plätzen führte. 6 Schulen und Lyzeen wurden erweitert, wodurch 77 neue Klassenzimmer und über 1.500 neue Schülerplätze entstanden sind. 3 Schulen in Hermannstadt verfügen über neue Sporthallen, weitere 8 wurden modernisiert, hinzu kommen 9 Sportplätze, die wir auf den Schulhöfen angelegt haben. Das ist eine kurze Zusammenfassung.

Es besteht sicherlich weiterhin Bedarf an Investitionen in die Gebäude der Bildungseinrichtungen, da Hermannstadt weiterhin junge Familien mit Kindern anzieht und daher weiterhin Bedarf besteht, die verfügbaren Plätze zu ergänzen. Zu den bereits gestarteten Investitionen gehören: der Bau von 5 neuen Kinderkrippen, der Bau einer neuen Schule an der Kleinscheuerner Straße/Calea Șurii Mici, die Erweiterung von 3 weiteren Schulen und Gymnasien, die Modernisierung der Räumlichkeiten des ehemaligen CFR-Lyzeums, aus dem ein neuer, großzügiger Raum entstehen wird, sowie die energetische Sanierung von 17 Gebäuden. Durch die Sanierung des Gebäudes des ehemaligen Waisenhauses im Theresianum, ein historisches Gebäude, wird eine neue Schule mit 26 Klassenzimmern, 11 Laboren/Werkstätten und 5 Fachräumen entstehen.

Ein bereits laufendes Projekt ist die Ausstattung aller Bildungseinrichtungen mit IT-Equipment, Lehrmaterialien, Sportausrüstungen und Ausrüstungen für die Werkstätten der technischen Gymnasien – wir sprechen von Ausstattungen im Wert von 9 Millionen Euro.

Warum ist es wichtig, in einer Stadt die Kultur zu unterstützen?

Die Kultur ist zu einem der Entwicklungsmotoren Hermannstadts geworden – sie ist Teil der Marke Hermannstadt. Seit 2007 hat die Kultur die Entwicklung des Tourismus und damit der Gastgewerbe-Branche und allgemein der lokalen Wirtschaft vorangetrieben. Es ist also normal, dass wir weiterhin sowohl die Kultureinrichtungen unter unserer Verwaltung, als auch die privaten Anbieter durch Zuschüsse im Rahmen der Kulturagenda unterstützen. Kultur belebt auch die Stadt, denn auf diese Weise verwandelt sich der öffentliche Raum im Zentrum Hermannstadts in eine offene Bühne. Kulturveranstaltungen machen die Stadt attraktiv, besonders für junge Menschen. Also ja, wir setzen unsere Unterstützung für die Kultur fort. Zudem ist Kultur in der Entwicklungsstrategie Hermannstadts eines der strategischen Entwicklungsziele, und wir werden dieser Vision folgen.

Früher sprach man viel von Zentralisierung/Dezentralisierung, heute spricht man von Digitalisierung, grüner Wende, nachhaltiger Mobilität usw. Wo steht Hermannstadt jetzt?

Es handelt sich um zwei getrennte Dinge. Eine weitere Dezentralisierung hin zur lokalen Verwaltung wäre durchaus wünschenswert, aber nur, wenn sie auch mit den finanziellen Ressourcen einhergeht. Andernfalls handelt es sich nicht um eine echte Dezentralisierung, sondern nur um eine Übertragung der Verantwortung, die die lokalen Gemeinschaften belastet. Aber Sie haben Recht – über Dezentralisierung wird kaum noch gesprochen.

Was den grünen Übergang, nachhaltige Mobilität und Digitalisierung betrifft – das sind Themen, über die wir nicht nur sprechen, sondern bei denen wir konkrete Projekte umsetzen. Um nachhaltige Mobilität zu fördern, haben wir den öffentlichen Verkehr modernisiert und allein in den letzten 3-4 Jahren über 18 km sichere Radwege angelegt. Was die Digitalisierung angeht, arbeiten wir auch daran, da es sich um einen umfassenderen Prozess handelt. Die Beziehung zu den Bürgern haben wir durch mobile Apps und die Plattform für E-Verwaltung digitalisiert. Auch intern in der Stadtverwaltung haben wir den Dokumentenfluss und die Dokumentensignatur digitalisiert, einschließlich deren Archivierung.

Hermannstadt wurde kürzlich von der Rumänischen Vereinigung für Smart City für das Projekt zur Gestaltung der Zibinsufer ausgezeichnet, und Sie wurden als Bürgermeisterin des Jahres für das gesamte Portfolio an Smart-Projekten ausgezeichnet. Wie viele Auszeichnungen hat Hermannstadt erhalten und in welchen Bereichen? Was ist der Schlüssel zu diesem Erfolg?

In den letzten zehn Jahren hat Hermannstadt 15 bedeutende Preise auf nationaler Ebene erhalten, die für Projekte in den Bereichen Mobilität, Bildung, Gesundheit, Tourismus und vielen anderen vergeben wurden. Die Preise waren nie ein Selbstzweck für uns, sondern eine motivierende Anerkennung der Anstrengungen und der schönen Projekte, die wir für Hermannstadt realisiert haben. Glücklicherweise gibt es auch Organisationen, die tiefgehende und korrekte Analysen und Forschungen durchführen und die unabhängig von der politischen Zugehörigkeit des Bürgermeisters Leistung in der Verwaltung auszeichnen.

Die neue Kinderkrippe im Strand-Viertel.

Im Sport wurde eine der größten Investitionen der Stadtverwaltung aus dem eigenen Haushalt der letzten Jahre getätigt. Wird Sport eine neue Prioritätsrichtung für die Stadt?

Das Städtische Stadion ist zweifellos die größte Investition im Bereich Sport, zusammen mit der Modernisierung des Nebenplatzes, der sehr häufig von den Jugendclubs genutzt wird. Aber es ist nicht die einzige bedeutende Investition. Die Gestaltung des Binder-Sees für Sport und Freizeit sowie die Einrichtung des Skateparks beim Flohmarkt sind ebenfalls wichtig. Wir bereiten auch die Eröffnung des Sportzentrums beim Flohmarkt vor, das für Fußball, Volleyball, Tennis und Basketball genutzt werden kann.

Infrastruktur. Grünflächen. Gesundheit. Soziales. Es gab bedeutende Investitionen auch in diesen Bereichen.

Alle sind wichtige Bereiche, in die wir parallel investiert haben, um eine ausgewogene Entwicklung der Stadt zu gewährleisten. Im Bereich der Infrastruktur waren die größten mehrjährigen Projekte die Modernisierung der Wohnblockviertel und die Sanierung der Erdstraßen. In den letzten 10 Jahren haben wir die Arbeiten an 16 Wohnblockvierteln oder -gegenden und über 150 Erdstraßen fertiggestellt.

Das größte Projekt im Bereich der Grünflächen war zweifellos die Gestaltung des Belvedere-Parks, des zweitgrößten Parks in Hermannstadt, der eine Fläche von über 6 Hektar umfasst. Aber auch Baumpflanzungen waren ein Schwerpunkt der letzten Jahre.

Im Bereich Gesundheit untersteht das Kinderkrankenhaus der lokalen Verwaltung, in das wir kontinuierlich investiert haben: Wir haben die Notaufnahme und die Ambulatorien erweitert und mit neuer Ausrüstung ausgestattet. Als nächstes folgt die Digitalisierung des Krankenhauses, für die wir bereits europäische Fördermittel erhalten haben.

Im sozialen Bereich ist die Aktivität hinsichtlich der erbrachten Dienstleistungen für die Begünstigten kontinuierlich. Als Investitionen in die Infrastruktur haben wir zwei Gemeindezentren gebaut, eines im Lazarett-Viertel und eines in Hammersdorf, und die Kapazität des Nachtasyls wurde durch Erweiterungsarbeiten verdoppelt.

Zu bestimmten Uhrzeiten gibt es noch immer Engpässe im Straßenverkehr. Welche sind die Ursachen? Wo sehen Sie Lösungen?

Alle entwickelten und lebendigen Städte stehen vor diesem Problem, dem Verkehrsaufkommen. In Hermannstadt ist der Verkehr morgens, wenn die Schule und die Arbeit beginnen, und nachmittags, wenn die Arbeit endet, besonders dicht. Die Lösungen im Falle von Hermannstadt wären einfach, da die Infrastruktur vorhanden ist, aber es bedarf einer Änderung der Mentalität. Öffentliche Verkehrsmittel können genutzt werden – wir haben die gesamte Busflotte modernisiert und das Informationssystem und die Bezahlungsmodalitäten digitalisiert. Die Hermannstädter können auch Fahrrad fahren – wenn man nur an die Radwege entlang der Ufer denkt, schaffen diese einen Fahrradkorridor, der zwei gegenüberliegende Teile der Stadt verbindet, einschließlich mit dem Zentrum. Hermannstadt ist auch eine Stadt der 15 Minuten, der kurzen Distanzen. Daher ist auch das Gehen eine Option.

Jede dieser drei Varianten würde dazu beitragen, das Verkehrsaufkommen in den Spitzenzeiten zu reduzieren. Aber da wir wissen, dass der Übergang zu alternativer Mobilität langsam und schrittweise erfolgen wird, haben wir auch in neue Verbindungsstraßen investiert, die die Überlastung auf einigen Hauptstraßen verringern. Die Straße über den Câmpșor ist ein Beispiel. Die erweiterte Brücke auf der Alba Iulia-Straße dient demselben Zweck. Die Bruxelles-Straße ist ebenfalls fast fertiggestellt. Diesen Sommer beginnen auch die Arbeiten an der Verbindungsstraße zwischen der Alten Heltauerstraße/Calea Cisnădiei und der Junger-Wald-Straße/Calea Dumbrăvii.

Gibt es Ziele, die Sie in Zukunft erreichen möchten falls Sie wiedergewählt werden?

Die integrierte Strategie für nachhaltige Stadtentwicklung ist unser Leitfaden zur Umsetzung integrierter und korrelierter Projekte in allen Entwicklungsgebieten. Es gibt viele Projekte, die ich initiiert habe oder die bereits skizziert sind, aber ich werde nur einige der wichtigsten erwähnen, die ich mir vorgenommen habe, falls mir die Hermannstädter ihre Stimme für eine weitere Amtszeit als Bürgermeisterin geben. Im Bereich der Infrastruktur haben wir die Sanierung von weiteren drei Brücken oder Viadukten geplant: die Steinerne Zibinsbrücke, die Bahnhofsbrücke und der Viadukt an der Großscheuerner Straße/Calea Șurii Mari. Wichtig wird auch der Bau der drei großen Parkplätze an der Str. Siretului, an der Str. Vasile Aaron und am Zibinsmarkt sein. Zur Verbesserung der Mobilität der Einwohner werden wir den öffentlichen Verkehr in dem Großraum Hermannstadt einführen, die restliche Länge der Zibinsufer mit Fahrradwegen ausstatten und mehr Mobilitätskorridore sowie Verbindungsstraßen schaffen. Für die Freizeit beginnen wir diesen Sommer mit der Einrichtung des Gușterland-Komplexes auf dem Hammersdorfer Berg, wir werden einen Komplex für Schwimmen und Freizeit an der Calea Poplăcii und eine künstliche Eisbahn an der Calea Dumbrăvii bauen. Die Liste ist natürlich länger. Wir haben ein Portfolio von integrierten Projekten entwickelt, das auf einer kohärenten mittel- und langfristigen Entwicklungsstrategie basiert, die vollständig von dem Team des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien unterstützt wird, das für Mandate im Stadtrat kandidiert.

Vielen Dank für das Gespräch! Das Team der Hermannstädter Zeitung wünscht Ihnen auch weiterhin viel Erfolg!

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Persönlichkeiten, Politik.