,,Großartige Gelegenheit“

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Ausgabe Nr. 2831

Die 16. Schauwerkstatt der Wandergesellen

Die Schmiede-Schauwerkstatt auf dem Huetplatz. Foto: Lorenz ZECK

Sie sind wieder da. Zum 16. Mal führten die Wandergesellen ihre Künste in einer Schauwerkstatt in Hermannstadt vor. Dabei kommen sie aus dem gesamten deutschsprachigen Raum, arbeiten für Kost und Logie und bilden sich in ihrem Handwerk weiter. Dabei gibt es vor allem Zimmerer, Steinmetze, Dachdecker und Schmiede – aber auch Instrumentenbauer und Bäcker können auf Wanderschaft gehen.

„Die Wanderschaft ist eine großartige Gelegenheit, nach Abschluss der Ausbildung die Welt zu erkunden und Arbeitstechniken aus anderen Ländern zu lernen“ erzählt einer von ihnen. Die Gesellen verpflichten sich, sich in der Wanderschaft 3 Jahre und einen Tag lang nicht näher als 50 Kilometer ihrer Heimatstadt zu nähern, per Anhalter zu reisen und auf Kommunikation mit dem Handy zu verzichten.

Bei der Eröffnung auf dem Huetplatz am 9. August herrschte eine heitere Stimmung. Die musikalische Unterstützung der Brass-Band „Blech und Schwefel“ war unterhaltsam und sorgte für eine freudige Atmosphäre. Nach alter Tradition eröffnen die Wandergesellen ihren Aufenthalt in Hermannstadt mit dem Trinken und Weiterreichen eines Bierglases in Stiefelform, und so durfte das auch dieses Mal jeder einen Schluck Bier genießen. Somit wurde die Arbeit der Wandergesellen in Hermannstadt offiziell eingeläutet und man konnte von nun an ihre Handwerkskünste in Schauwerkstätten bewundern.

An einer dieser Schauwerkstätten arbeitet Tobias Wright. Er ist einer der letzten Wandergesellen aus Großbritannien und einer der Ersten seit einer ganzen Weile. Als Steinmetz kann er auf ein gewisses Fundament bauen, denn sein Meister ging in den 70ern selbst auf Wanderschaft und erzählte ihm viel darüber. Tobias erklärt, dass es in Großbritannien früher eine ähnlich ausgeprägte Handwerkskultur mit Wanderschaft gab wie in Deutschland. „Durch die Industrialisierung und danach öffneten sich viele Betriebe für Investoren. Und diese wollten lieber ihre Dividende ausgeschüttet bekommen als in die Ausbildung neuer Lehrlinge zu investieren.“

Der britische Steinmetz Tobias Wright. Foto: Lorenz ZECK

Außerdem werde die Ausbildung im Vereinigten Königreich nicht so hoch angesehen wie der Bachelor – wer wie Tobias studiert hat, komme sehr schwer an eine staatliche Förderung für eine Ausbildung. Der junge Engländer hat sich trotzdem dafür entschieden. Wie viele Wandergesellen möchte er die Welt erkunden und im Handwerk besser werden. Darüber hinaus bereiten die Regeln – kein Geld, kein Handy – auf spätere Krisen im Leben vor. Schließlich hat ein Wandergeselle schon drei Jahre lang ohne viel Geld und Besitz die Welt bereist. Der ausgebildete Steinmetz hat auch erst drei Monate seiner Wanderschaft hinter sich – 33 Monate liegen noch vor ihm.

Nachdem die Schauwerkstatt auf dem Huetplatz geschlossen wurde, bieten die Wandergesellen bis einschließlich den 3. September Workshops für Kinder in den Bereichen Gastronomie, Töpfern, Schmieden, Filzen u. a. an (unser Bild unten, Fotos: Casa Calfelor), die wie auch die 16. Schauwerkstatt von der Stadt Hermannstadt, von der Deutschen Gesellschaft e. V. und dem Konsulat der Bundesrepublik Deutschland in Hermannstadt unterstützt werden.

Lorenz ZECK

Veröffentlicht in Handwerk, Aktuelle Ausgabe, Geschichte, Im Jahreslauf, Kultur.