Ausgabe Nr. 2831
Eine Zeitreise in das ehemalige Salzbergwerk ,,Salina“ Turda
An heißen Sommertagen, wie es sie momentan zu Hauf gibt, sind Freibäder und Seen für die meisten das wohl gängigste Mittel der Wahl zur Abkühlung. Wer allerdings auch bei Temperaturen jenseits der 30 Grad das Abenteuer sucht oder sich verausgaben möchte, für den lohnt sich ein Ausflug in den wohl einzigen unterirdischen Freizeitpark der Welt – die „Salina Turda“ südöstlich von Klausenburg.
Beim Betreten des stillgelegten ehemaligen Salzbergwerkes unweit von Turda erleidet man im Sommer einen wahrhaftigen Temperaturschock. Von über 30 Grad brennender Hitze geht es für Besucherinnen und Besucher zunächst in das wohl klimatisierte Empfangsgebäude und anschließend 120 Meter unter die Erde.
Kein Wunder, dass alle Bediensteten dicke Jacken und lange Hosen tragen. Doch bei einem nicht allzu langen Besuch lässt es sich auch in Sommerkleidung noch gut aushalten.
Im Bergwerk angekommen findet man sich in dem über 600 Meter langen Franz-Joseph-Stollen, einem ehemaligen Transportschacht, wieder. Während der aktiven Nutzung des Salzbergwerkes vom 17. bis zum 20. Jahrhundert wurde der Schacht für den Transport des Salzes an die Oberfläche genutzt. Später lagerte man dort auch Käse zum Reifen ein. Salz wurde schon sehr viel früher hier gewonnen: In einem Dokument einer ungarischen Kanzlei aus dem Jahr 1075 wird erstmals die Burg Turda/Thorenburg als Zollstelle der Salzbergwerke und des Salzabbaus in Turda erwähnt. 1271 wird in einer Urkunde die Schenkung des Salzbergwerks an das Transsilvanische Kapitel erwähnt. 1690 begannen unter Habsburger Herrschaft die Arbeiten am heutigen Bergwerk. Nachdem das Salzbergwerk Turda lange Zeit eines der bedeutendsten Bergwerke in Siebenbürgen war, wurde es mit der staatlichen Monopolisierung der Salzgewinnung im Jahr 1932 unnütz und schließlich ganz eingestellt. Erst im Zweiten Weltkrieg erhielt es wieder eine Nutzung, allerdings nicht als Bergwerk, sondern als Luftschutzbunker.
Seit 1992 kann man die Salina Turda als Tourist besichtigen und erleben. Nach umfangreichen Modernisierungsarbeiten im Jahr 2008 wurde das ehemalige Bergwerk mit zahlreichen spektakulären Attraktionen wiedereröffnet.
So finden sich in dem 120 Meter tief gelegenen „Rudolf-Stollen“ (Mina Rudolf) beispielsweise ein 20 Meter hohes Riesenrad, ein Amphitheater, Sportplätze, Bowlingbahnen, sowie Tischtennis- und Billiard-Tische.
Wer gut zu Fuß ist, kann die Höhendifferenzen innerhalb des Bergwerks auf Holztreppen überwinden, für alle anderen gibt es Fahrstühle. Da jene aber auf 320 kg Last begrenzt sind und bei Überbelastung auch gar nicht erst losfahren, dauert der Transportvorgang äußerst lange und es bilden sich endlose Warteschlangen. Viele Familien sind nicht gewillt, sich aufzuteilen und entschleunigen so den Vorgang noch einmal zusätzlich.
Noch tiefer als der „Rudolf-Stollen“ liegt der „Terezia-Stollen“ (Mina Terezia) mit seinem bis zu 6 Meter tiefen Salzsee. Die Salzkonzentration im Wasser des Sees beträgt fast 300g/Liter (Zum Vergleich, Mittelmeer: 38g/Liter). Von einer Insel inmitten des Sees aus laden Ruderboote zu einer kleinen Spritztour ein. In der Dunkelheit der Mine, bei gedimmtem Licht und von den zahlreichen spitzen Stalagtiten heruntertropfendem Wasser hat eine Bootstour an diesem Ort etwas ganz Sinnliches und Mystisches und ist definitiv eine einmalige Erfahrung.
Auch über die beiden großen Stollen hinaus bietet das Salzbergwerk Turda noch zahlreiche andere Räume, in welchen man sich mit der Geschichte des Bergwerks auseinandersetzen kann.
Bei den langen Wegen und teilweise noch längeren Wartezeiten kann man die Salina Turda innerhalb eines Tages gar nicht in ihrem vollen Ausmaß erkunden. Es empfiehlt sich, viel Zeit mitzubringen und am besten den Zeitraum der Schulferien in Rumänien zu meiden.
Samuel HÖRMANN