„Sehr berührend”

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Spannende Konstellationen in einem inklusiven Projekt 
Ausgabe Nr. 2481
 
4-performance

Jeder kann tanzen und Freude am Tanz finden – das beweist ein Projekt von Teresa Leonhard, in dem Personen mit und ohne Behinderung zusammen wirken. Das Ergebnis, also die Tanzperformance mit Livemusik „Ver/rückungen”, ist am 28. und am 29. Mai in der Johanniskirche zu sehen und zu hören, jeweils ab 19 Uhr. Der Eintritt ist frei, Spenden sind willkommen.

„Sehr spannend” ist dieses Projekt nicht nur für die Teilnehmer, sondern auch für Teresa Leonhard, die das Projekt auf die Beine gestellt hat „Ich wollte in Hermannstadt eine künstlerische Arbeit machen und war damals mit dem Diakoniewerk im Gespräch für ein anderes Projekt, als die Idee kam, Personen mit Behinderung in diese künstlerische Aktivität einzubeziehen”, erzählt die Österreicherin und seit Anfang des vergangenen Jahres auch Wahlhermannstädterin.

„Die Idee wurde mit Begeisterung aufgenommen, daraus wurde dann sogar ein inklusives Projekt mit Brukenthalschülern, in dem drei Bereiche, die mich sehr interessieren – pädagogisches, künstlerisches und wissenschaftliches – ideell vereint sind.”

28 Tänzer werden auf der Bühne zu sehen sein, die Hälfte sind Schüler der 5. Klasse des Brukenthalgymnasiums, die anderen sind Personen mit Behinderungen vom Diakoniewerk Hermannstadt. Auch eine junge Schauspielerin wirkt mit, alles in Begleitung des Quartetts „Inima”, in dem Musiker der Hermannstädter Staatphilharmonie mitwirken, der Organstin und Stadtkantorin der evangelischen Kirchengemeinde Brita Falch-Leutert und eines byzantinischen Studentenchors unter der Leitung des Theologen Alexandru Ioniţă.

Das Projekt ist originell, ebenso die Musik des österreichischen Komponisten Werner Schulze, der bei einer öffentlichen Probe vergangenen Samstag auch dabei war. Der „Österreicher, Europäer und Weltbürger”, wie sich Werner Schulze vorstellte, fand die Performance „sehr berührend”, wobei auch er selber Projekte, die Text, Musik und Bewegung vereinen, auf die Beine gestellt hat, in den letzten Jahren in Indonesien. „Persönlich bin ich fasziniert auch von der Verbindung zwischen Behinderten und Nichtbehinderten”, erklärte der Künstler und Lehrer, denn nicht zufällig hat Teresa Leonhard die Musik gewählt: Werner Schulze war vor Jahren der Doktorvater der Österreicherin, die in Wien und Salzburg Musik- und Bewegungserziehung studiert hat. „Das Feedback eines Kollegen war sehr wichtig für mich”, erklärte sie. „Ich bin keine Therapeutin, sondern Künstlerin und arbeite gerne mit sogenannten Laien zusammen. Durch die Kooperation zwischen Laien und Profimusikern entstehen ganz spannende Konstellationen, wobei ich nicht in Kategorien denke – Kind, Behinderte, Profimusiker, denn alle sind Künstler in meinem Projekt und mit allen bin ich gleich streng“, erklärte Leonhard.

Überraschender Weise waren die Schüler anfangs nicht von der Behinderung der Mitwirkenden überrascht, sondern vom Altersunterschied. Allerdings wurden sie darauf vorbereitet, denn Leonhard hat mit ihren Schülern – u. a. unterrichtet sie an die Brukenthalschule – erst Gespräche geführt, dann gab es auch eine Vorbereitungsstunde mit der Psychologin des Diakoniewerks.

Seit Herbst des vergangenen Jahres wird für diese Aufführungen fleißig geprobt, am Anfang in kleinen Gruppen, mit Grundarbeit mit Körper und Tanz, bis Improvisationen, seit Januar wird zusammen geprobt. „Durch diese Unterschiede – Kinder/Erwachsene, mit/ohne Behinderung ergeben sich ganz wunderbare Szenen”, erzählt begeistert die Projektleiterin, die sich auch wissenschaftlich damit auseinandergesetzt hat, denn daraus sind mehrere wissenschaftliche Arbeiten und Präsentationen entstanden. Im Mittelpunkt steht „das Verrückte”, wie die Künstlerin erklärte, „das Kindische und Kindliche, das in jedem von uns steckt”, wobei sie sich auch Gedanken über das rumänische Wort für „Verrückt” – „nebun”- gemacht hat, das „nicht-gute” (ne-bun), das im Gegenteil zu „bun” also „gut” steht.

Eine Folge der Performance soll es im Herbst geben, praktisch die „Version 2”, wie Teresa Leonhard erklärte, und dafür werden fleißig beim kommenden Halbmarathon (28. Mai) Spenden gesammelt. (maratonsibiu.ro/arta-nu-are-limite-5983)

Das Projekt wurde vom Hermannstädter Forum veranstaltet und unterstützt, allerdings gab es auch Unterstützung von Dr. Christian Burtscher und vom Österreichischen Kulturforum.

Ruxandra STĂNESCU

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Gesellschaft, Kunst, Soziales, Tanz.