Sonderausstellung: Siebenbürgisch-sächsische Handwerkskunst im Schloss Vianden
Ausgabe Nr. 2897

Blick in die Ausstellung im Schloss Vianden, das laut CNN zu den 21 schönsten Schlössern der Welt gehört. Öffnungszeiten (täglich): Januar und Februar: 10-16 Uhr; März: 10-17 Uhr; April 10-18 Uhr.
Unter dem Titel ,,On The Thread of Shared Traditions” (Über die Geschichte geteilter Traditionen) wurde am 17. Januar im Schloss Vianden im Großherzogtum Luxemburg eine Ausstellung mit siebenbürgisch-sächsischem volkstümlichem Kunsthandwerk aus den Beständen des ASTRA-Museums eröffnet. Die Ausstellung ist in Zusammenarbeit mit der Rumänischen Botschaft in Luxemburg, dem Rumänischen Kulturinstitut in Luxemburg sowie der Association Les Amis du Château de Vianden organisiert und finanziell von dem Kreisrat Hermannstadt unterstützt worden.
Die Veranstalter geben bekannt, dass die Ausstellung auf der historischen Verbindung zwischen Luxemburg und den sächsischen Gemeinschaften aus Siebenbürgen basiert, da beide Regionen gemeinsame germanische Wurzeln haben. Die im 12. und 13. Jahrhundert erfolgte Besiedlung Siebenbürgens durch die Sachsen, die aus den Regionen am Unterlauf des Rheins und der Mosel stammten, unterstreiche die direkte Verbindung mit dem heutigen Gebiet des Großherzogtums Luxemburg. Diese Einwanderung habe die kulturelle und urbane Identität der siebenbürgischen Städte wie Hermannstadt stark beeinflusst.

Kissenbezug aus Gergeschdorf/Ungurei, bestickt von Rosina Stefani 1869.
Das von Camelia Ștefan und Simona Malearov erstellte Ausstellungskonzept ist inspiriert von den gemeinsamen heraldischen Traditionen zwischen dem Großherzogtum Luxemburg und Hermannstadt. In diesem Zusammenhang wird das Motiv des Löwen aus dem Wappen der Dynastie des Hauses Limburg-Arlon von Luxemburg zu einem symbolischen Element der kulturellen Verbindungen. Der Löwe zusammen mit dem Greif, dem doppelköpfigen Adler, der Lilie und dem Granatapfel stellt in der Ornamentik wesentliche universelle Symbole für Macht, Autorität und Wohlstand dar.

Das Ausstellungskonzept haben Camelia Ștefan (1. v. l.) und Simona Malearov (2. v. l.) erarbeitet, Kuratorin der Ausstellung, die bis zum 6. April d. J. zu besichtigen ist, ist Iulia Teodorescu (1. v. r.)..
All diese dekorativen Elemente werden anhand von 65 Exponaten veranschaulicht, die in Kategorien des Thesaurus und des Fonds eingeordnet sind: Stickereien, Textilien für die Innenausstattung, Kleidungsstücke, Ofenkacheln und Keramikgefäße, bemalte Möbel und Schmuckstücke aus der Sammlung des ASTRA-Museums, die von den Spezialisten des Museums aus Hermannstadt mit zusätzlichen Informationen kontextualisiert werden. Daneben zeigt die Ausstellung auch Fotografien aus dem Bestand, die die Atmosphäre der traditionellen siebenbürgisch-sächsischen Gemeinschaften des 20. und 21. Jahrhunderts wiedergeben. Das Ausstellungskonzept betont die Bedeutung der Symbole in der traditionellen Kultur und Kunst und lädt die Besucher ein, die Schönheit der sächsischen Handwerkskunst aus Siebenbürgen zu entdecken.

Der Schaukasten mit der Lebkuchenform und den Spitzen-Fragmenten. Fotos: ASTRA-Museum
„Für uns war es ein bedeutendes Ereignis, diese Ausstellung am 17. Januar d. J. im Schloss Vianden zu eröffnen. Bei der Vernissage waren über 90 Personen anwesend, die unsere Ausstellung als sehr interessant empfunden haben”, erklärte Camelia Ștefan der Hermannstädter Zeitung. Ștefan stellte ebenfalls für die HZ drei der Exponate ausführlich vor: „In einem Schaukasten ist eine Lebkuchenform aus Holz aus dem 19. Jahrhundert ausgestellt, die mit dem Symbol des doppelköpfigen Adlers verziert ist. Auf der Vorderseite der Form ist ein detailliertes Motiv zu sehen: der Adler mit ausgebreiteten Flügeln. Zentral auf seiner Brust befindet sich ein gespaltenes Wappen: das Doppelkreuz des Königreichs Ungarn (rechts) und das Wappen des Hauses Habsburg (links). Darüber, zwischen den Köpfen des Adlers, thront eine Kaiserkrone, und die Initialen ‚P‘ und ‚A‘ sind neben den Köpfen sichtbar. Der Adler hält in seinen Klauen das Schwert (links) und den Reichsapfel mit Kreuz (rechts), die Symbole christlicher und imperialer Macht.
Über der ursprünglich aus dem deutschsprachigen Raum stammenden, in Siebenbürgen verwendeten Lebkuchenform hängen im gleichen Schaukasten zwei Fragmente von Spitzen: eins mit dem doppelköpfigen Adler, datiert auf das Jahr 1756, und den Initialen ‚MK‘, sowie ein weiteres Fragment aus dem 19. Jahrhundert mit einer stilisierten Figur eines Löwen, beide aus der Hermannstädter Gegend.”