Ausstellung mit Texten von Simone Weil (1909-1943)
Ausgabe Nr. 2876
Für die Philosophin Simone Weil (1909-1943) ist die Entwurzelung „die gefährlichste Krankheit der menschlichen Gesellschaft. Wer entwurzelt ist, entwurzelt. Wer verwurzelt ist, entwurzelt nicht. Die Verwurzelung ist vielleicht das wichtigste und meistverkannte Bedürfnis der menschlichen Seele.“ Die Ausstellung „Die gefährlichste Krankheit”, die am Sonntag, den 28. Juli, auf der Empore der Ferula in der Hermannstädter evangelischen Stadtpfarrkirche eröffnet worden ist, beinhaltet Texte von Weil, in denen sie scharfsinnig die Ursachen und Folgen von Entwurzelung benennt.
Mit dieser Ausstellung, in der Fotos von Ansel Adams, André Kertesz, August Sander, Richard Avedon, Josef Kandelka, Donald McCullin, Josef Sudek, Edouard Boubat u. a. zu sehen sind, setzt die der Friedensbibliothek der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg die Zusammenarbeit mit der Hermannstädter evangelischen Kirchengemeinde A. B. fort. Zuletzt war die Ausstellung „Sehen und säen. Albert Schweitzer und Afrika” ebenda zu sehen.
Auf der Suche nach den Ursachen von Gewalt und Ungerechtigkeit beleuchtet die Ausstellung das Problem der Entwurzelung und benennt schonungslos deren Kennzeichen: Krieg und Umweltzerstörung, Waffenverkäufe, die Allmacht des Geldes und das Verlangen nach Bereicherung, das Ausspielen der einen Armen gegen die anderen. Die heute sichtbaren Opfer dieser „gefährlichsten Krankheit” sind die Toten der Kriege, die ins Abseits Gedrängten und die immer mehr werdenden Flüchtlinge.
Für Menschen allgemein bedeuten Wurzeln Halt, Schutz und Geborgenheit. Werden die Wurzeln gekappt, verkümmert der Mensch, er verliert Zukunftsperspektiven und wird anfällig für Gewalt.
Der Spannungsbogen der Texte, spannt sich zwischen „Einwurzelung” und „Verwurzelung”, die Titel zweiter grundlegender Bücher von Simone Weil, wobei das letztere, das sie als ihr Vermächtnis betrachtete, unvollendet geblieben ist.
Beatrice UNGAR