Einblick in Benedikt Dyrlichs Gedichtband ,,in der falle“
Ausgabe Nr. 2876
Benedikt Dyrlich, einer der bedeutsamsten sorbischen Schriftsteller nach dem Zweiten Weltkrieg, hat mit „in der falle“ eine beeindruckende Sammlung von Gedichten und lyrischer Prosa geschaffen, die sowohl die dunklen Zeiten der DDR als auch die persönlichen Kämpfe des Autors beleuchtet.
Geboren 1950 in Worklecy/Räckelwitz in Sachsen hat Benedikt Dyrlich sein Leben und Schaffen der sorbischen und deutschen Sprache gewidmet. Mit etwa 15 Gedichtsammlungen, überwiegend in obersorbischer und vier in deutscher Sprache, zählt er zu den wichtigsten Stimmen der sorbischen Literatur.
„in der falle“ wurde erstmals 1986 beim Bautzener Verlag veröffentlicht und erschien 2014 in einer erweiterten Version im Pop Verlag Ludwigsburg, ergänzt durch 20 eindrucksvolle Grafiken von Ines Arnemann. Das Buch hat Dyrlich, gemeinsam mit dem Autor und Verleger Traian Pop Traian, übrigens in diesem Jahr bei den Deutschen Literaturtagen in Reschitza vorgestellt. Dabei las er auch einige Gedichte in seiner Muttersprache vor.
Dyrlichs Werk ist tief in den politischen und sozialen Realitäten der DDR verwurzelt. In einer Zeit, in der Meinungsvielfalt in der Presse nicht geduldet wurde, fand Dyrlich Wege, die Ängste und Hoffnungen der Menschen in Worte zu fassen. Die Zensur in der DDR machte es ihm jedoch nicht leicht, seine kritischen Gedanken offen (mit) zu teilen. Gerade diese Umstände verliehen seinen Texten eine besondere Tiefe und Intensität.
„in der falle“ reflektiert die bedrohlichen äußeren Umstände seiner Zeit – Krieg, Faschismus, Tod, Hochrüstung und Naturzerstörung. Trotz der düsteren Themen strahlen einige Gedichte auch Hoffnung und Freude aus.
Diese Mischung aus dunklen und hellen Motiven macht die Sammlung zu einem Lichtblick in düsteren Zeiten. Die Grafiken der in Bleicherode im Harz geborenen Künstlerin Ines Arnemann, die die Gedichte begleiten, verstärken die emotionale Wirkung von Dyrlichs Versen.
Das Vorwort von Dietrich Scholze bietet zusätzlich Einblicke in Benedikt Dyrlichs Leben und Werk.
Der Epilog „Sorbischer Dichter in der DDR“ beleuchtet die Schwierigkeiten, denen Dyrlich als Schriftsteller in einem totalitären System gegenüberstand. Die Sehnsucht nach einer verlorenen Heimat und die Unmöglichkeit einer Flucht in den Westen, einer „Flucht aus dem eigenen Sprachraum“, durchziehen seine Werke. Trotz der Zensur, die seine Verse oft als „unverständlich“ und „pessimistisch“ abtat, blieb Dyrlich seiner Stimme treu.
„in der falle“ von Benedikt Dyrlich bietet einen tiefen Einblick in die Seele eines Dichters, der sich für die Freiheit des Wortes und die Bewahrung seiner Kultur einsetzt.
Finya LUSTINA
Kampfwiese
bei Crostwitz 1980
Unter meinen Schuhen faucht es.
Kochen Maulwürfe Kartoffeln?
Oder kündigt sich das Unheil an:
Ein schweres Beben Erdes?
Ruhig Blut.
Wir leben in milden Zonen.
Uns geht’s gut, wir essen
Kartoffeln oder Knollen säckeweise.
(Und nehmen einen zur Brust, wenn
uns zerrt das Herz.)
Jeden deckt sein eigen Dach.
Aber es faucht, keucht und stöhnt.
Liegt unter meinen Schuhen
heute noch ein Kämpfer
im Siegeskrampf?
Benedikt DYRLICH