Ausgabe Nr. 2785
Streiflichter vom 18. ProEtnica-Festival in Schäßburg
Vom 25. bis zum 28. August hat nach zwei Jahren Pause die 18. Auflage des interkulturellen Festivals ProEtnica in Schäßburg stattgefunden. Neben mehr als 60 Vorstellungen mit traditioneller Musik und Tänzen von über 600 Angehörigen der 20 nationalen Minderheiten fanden die Reihen ,,Agora des interkulturellen Dialogs”, der ,,Literatursalon” und Foto- und Malereiausstellungen statt.
Die Veranstalter beschreiben das Event als ,,Instrument zur Hervorhebung der ethnokulturellen Vielfalt” und als “Modell des friedlichen Zusammenlebens”. Die HZ-Praktikantin Annika Könntgen hat das Festival besucht und beschreibt, warum das aus ihrer Sicht vollkommen gelungen ist.
Menschen aus verschiedenen Altersstufen machten die ohnehin farbenfrohen Straßen der Schäßburger Altstadt für vier Tage noch bunter: In ihren Trachten sorgten sie für Aufsehen, während im Hintergrund die Klänge traditioneller Musik durch die Straßen hallten. Auf dem Burgplatz tanzten die Gruppen mal im Reigen, mal wirbelten sie in zahlreichen Drehungen um sich oder um ihre Tanzpartner herum oder gemeinsam über die Bühne. Mal machten sie langsame und kleine Schritte, mal sprangen sie schwungvoll hin und her oder auch auf der Stelle. Mal hatten sie Instrumente dabei, mal hat jemand aus der Gruppe gesungen. An den Abenden sorgten Konzerte für Abwechslung, zum Beispiel von der jungen Cover-Band ,,The Unnamed Knights”, der Indiefolk-Band ,,Mano & Gregor” oder von Matthias Belean, der zunächst deutsche und dann rumänische Volksmusik auf die Bühne brachte.
Die Angehörigen der Minderheiten strahlten förmlich auf der Bühne und freuten sich offensichtlich sehr darüber, sich, ihre Trachten, Tänze und Gesänge präsentieren zu dürfen. Es war, als würden sie stolz rufen ,,Seht her, das sind wir!” Das ist der erste große Erfolg des Wochenendes. Das Festival gibt den nationalen Minderheiten eine gute Möglichkeit, sich mit ihrer Abstammung und ihren Traditionen intensiv auseinanderzusetzen und sich mit ihnen identifizieren zu können.
Der zweite große Erfolg des Wochenendes wurde im Miteinander der Teilnehmenden und Zuschauenden deutlich. Während ein Auftritt noch lief, tanzte die nächste Gruppe neben der Bühne mal schon mit, mal halfen sie sich gegenseitig, ihre Trachten noch final zu richten, mal unterhielten sie sich mit interessierten Zuschauern. Kinder gaben Tänzerinnen und Tänzern mit staunenden Augen ein High-Five, wenn sie aneinander vorbeigelaufen sind. Vor allem dürfte vielen Anwesenden im Kopf bleiben, wie schnell und oft sich im Laufe der Tage die Tanzgruppen mit zahlreichen Zuschauenden auf dem Platz vor der Bühne zusammengeschlossen und gemeinsam Hand in Hand getanzt haben.
Eine der Gruppen, die die deutsche Minderheit repräsentiert haben, ist die Tanzgruppe ,,Edelweiß” des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien. Die Jugendlichen aus Detta/Kreis Temesch haben donauschwäbische Tänze aufgeführt. Auch sie haben die Zuschauenden nach ihrem Auftritt noch zum gemeinsamen Tanzen aufgefordert. Die Gruppe war zum ersten Mal auf dem Festival, erzählen Gerhart und Elena Samantu, die die Gruppe leiten. Sie sind sehr froh darüber, teilgenommen zu haben. Es sei ein wunderbares Fest gewesen, die Jugendlichen hätten sich auch mit anderen Gruppen angefreundet, ausgetauscht und so neue Kontakte geknüpft. Sie hoffen, nächstes Jahr auch wieder dabei sein zu können.
Auch Volker Reiter, Organisator von ProEtnica, ist sehr zufrieden mit dem Wochenende. Im wissenschaftlichen Teil der Veranstaltung ging es auch um die Frage ,,Was passiert mit Minderheiten in Krisenzeiten?”. Volker Reiter sagt dazu: ,,Die Vulnerabilität dieser Gruppen wächst in dieser Situation”. Umso wichtiger sei das Festival als Zeichen für Vielfalt und ein friedliches Miteinander gewesen. Er schätzt, dass im Laufe des Wochenendes 10.000 Zuschauende da gewesen sind. Über zahlreiche Medienbeiträge sei das Festival an noch mehr Menschen herangetragen worden.
Das Festival wurde vom Inter-ethnischen Jugendbildungszentrum mit Unterstützung seitens des Departements für Interethnische Beziehungen im Generalsekretariat der Rumänischen Regierung sowie dem Kreisrat Muresch organisiert. Finanziert wurde es vom Rumänischen Kulturministerium, die Logistik und öffentlichen Bereiche wurden vom Bürgermeisteramt Schäßburg zur Verfügung gestellt.
Annika KÖNNTGEN