Kuchenlabor durch EU-Fonds in der Luptei-Straße eröffnet
Ausgabe Nr. 2719
Begonnen hat die Geschichte der „Divizia Dulce” (Die süße Division) mit einer guten Freundschaft zwischen den zwei Gründerinnen, Corina Cârcu und Cristina Mustaţă, die ihre Liebe zum Kochen und Backen einen Schritt weiter geführt haben und sich vor etwa zwei Jahren für ein europäisches Projekt beworben haben. Die beiden haben die gewünschte Finanzierung erhalten und mitten in der Covid19-Pandemie ihr Labor eröffnet. Trotz ausfallenden Events, haben sie das erste Jahr überlebt und hoffen auf einen Sommer mit Lockerungen, denn sie sind sich sicher: Ihre Torten und Kuchen sind absolut lecker.
„Die Kostproben sind unsere beste Werbung”, sagt Cristina Mustaţă und hat schon ein Stück Schokotorte vorbereitet. Die Füllung ist kremig, der Boden saftig und zur Überraschung der Genießer, passend für diese Zeit – die Torte ist vegan, perfekt also für Personen, die gerade fasten. Und sie schmeckt trotzdem überhaupt nicht diätetisch.
Und weil bald die orthodoxen Ostern gefeiert werden, bereiten sich die beiden für sehr lange Arbeitstage vor, denn bis Montag werden Bestellungen für den traditionellen Topfenkuchen (pască), Striezel und bunte Kuchenteller übernommen, dann geht es los mit dem Kneten, Backen und Dekorieren.
Weil die Mannschaft zur Zeit nur aus den beiden Frauen besteht, machen sie auch alles, was nötig ist, auch wenn sie Vorlieben haben. Corina Cârcu freut sich jedes Mal, wenn Kindertorten bestellt werden, denn sie hat ihre helle Freude daran, mit bunten Zuckermassen die Torten zu dekorieren: „Cristina kann dafür mit der Spritztülle fantastisch dekorieren.”
Corina ist auch diejenige, die gleich zwei Asse im Ärmel hat: ihre Tochter und ihren Sohn, die in Klausenburg studieren und die bei beschäftigten Zeiten einspringen.
Dabei haben es die Beiden geschafft, gleich am Anfang eine qualifizierte Mitarbeiterin zu finden, was nicht immer einfach ist. Doch weil die ganze Branche von der Pandemie stark betroffen ist, warten alle auf bessere Zeiten, um wieder zusammen zu arbeiten. Auch Corina und Cristina gehen in dieser Zeit auch anderen Jobs nach, denn die Rechnungen müssen bezahlt werden.
„Wir haben beide für Freunde und Familie Torten zu verschiedenen Gelegenheiten gebacken, und wurden immer wieder gefragt, warum wir das nicht professionell machen”, erzählt Corina. „Dann haben wir zusammen einen professionellen Kochkurs belegt”, erzählt Cristina von den Zeiten, in denen sie in einer kleinen aber professionellen Küche zusammen gearbeitet und so richtig „Blut geleckt” haben. Von da aus war es nur ein Schritt bis zur eigenen Firma, genauer gesagt ein Schubs: „Eine Freundin hat uns erzählt, dass es EU-Fonds für neue Unternehmen gibt. Wir haben ein Projekt geschrieben und waren selber sehr überrascht, dass wir ausgewählt wurden.”
Im Rahmen dieses Projektes haben die beiden gelernt, wie man ein Unternehmen aufbaut, was alles dazu gehört. Dazu kamen Spezialisierungskurse für die Bäckerei und jede Menge eigene und unerwartete Erfahrungen, vom Kampf mit der Bürokratie bis zu der Tatsache, dass es sechs Monate gedauert hat, bis der Stromanschluss funktionierte – obwohl sich das Labor in einer ehemaligen Pizzeria befindet. Rund 60.000 Euro hat es gekostet, das meiste Geld kam aus EU-Fonds. Etwa die Hälfte wurde in die Apparatur investiert, der Rest wurde für Renovierungsarbeiten ausgegeben.
„Erst haben wir Räumlichkeiten neben dem Zibinsmarkt gefunden, da hätten wir kaum renovieren müssen und wir hätten auch leichten Zugang zu Saisonobst gehabt. Das hat aber nicht geklappt”, sagt Cristina. Letztendlich haben sie sich für eine ehemalige Pizzeria in der Luptei-Straße Nr. 30 im Hippodromviertel entschieden, die aber einen großen Pluspunkt hat: einen kleinen Innenhof. „Ich hoffe, das wir hier drei-vier Tische aufstellen können, so eine Art kleine Konditorei, nachdem die Restriktionen aufgehoben werden. Das war am Anfang nicht eingeplant, scheint aber jetzt der nächste logische Schritt zu sein”, sagt Cristina. Da werden die Kunden nicht nur Gelegenheit haben, spontan einen guten Kuchen zu essen, sondern auch den Kunden ihr Angebot vorzustellen: „Meine Lieblingstorte ist eine Torte mit Gewürzen aus dem Nahen Osten: Persian Love Cake. Die meisten Personen, die sie kosten, finden sie fantastisch, aber viele trauen sich nicht, diese zu bestellen. Sie enthält Rosenwasser, Kardamon, Safran und Zitronenschalen, das klingt kompliziert, ist aber ein Gedicht”. Cristinas Lieblingskuchen ist zur Zeit Millefeuille, der gerade auch bei den Kundinnen sehr viel Erfolg hat. Corina befindet sich gerade in einer „klassischen” Phase, deswegen entscheidet sie sich spontan für die Cremeschnitte und die Himbeer-Mascarpone-Torte. Denn keine hat bis jetzt „genug Kuchen” gegessen, und wenn sie unterwegs sind, essen sie ein Dessert. „Wenn man als Konditor genug Kuchen gekostet hat, dann ist man womöglich im falschen Job”, findet Cristina. Auch Corina erklärt, dass man alles kosten muss, „auch wenn man nicht gleich ein ganzes Stück Kuchen verzehrt”. Kosten mussten die beiden auch, bis sie die Rezepte entwickelt haben, denn die meisten sind Neuinterpretationen klassischer Rezepte. Außerdem mussten sie sich entscheiden, woher sie die Zutaten kaufen, denn – wie die meisten Hausfrauen auch wissen – Zucker ist nicht gleich Zucker und Schlagsahne ist auch nicht gleich Schlagsahne. „Wir arbeiten mit Qualitätszutaten, das spürt man beim Endprodukt, das reflektiert sich aber auch im Preis.”
„Dafür gehen wir auch auf ganz spezielle Wünsche ein. Besonders jetzt haben wir diese vegane Torte für Personen, die fasten. Die passt aber auch für Personen, die eine Laktoseintoleranz haben”, erklärt Corina.
Wie ein eingespieltes Team freuen sich beide auf neue Herausforderungen, und hoffen, dass die Pandemie-Maßnahmen bald gelockert werden, damit in ihrer Küche endlich wieder alle Öfen auf Vollgas laufen.
Ruxandra STĂNESCU