Neue, unbekannte Sportarten (IV) / Von Cynthia PINTER
Ausgabe Nr. 2668
Fußball, Basketball, Boxen, Tennis, Schwimmen oder Eishockey. Das sind einige der bekanntesten Sportarten der Welt. Aber es entstehen immer wieder neue Sportarten. Meistens sind es Abwandlungen alter Sportarten, manchmal aber auch total neue Disziplinen. In dieser Reihe stellen wir einige der im letzten und diesen Jahrhundert erschienenen Sportarten vor. Heute geht es um Kitesurfing.
100-Meter Sprünge, Loopings und Vorwärtssaltos. Wenn an der Nordseeküste Deutschlands Kitesurfing-Wettbewerbe stattfinden, dann lockt das Tausende von Zuschauern an. Windstärken sieben bis zehn sind hier keine Seltenheit und bieten hervorragende Bedingungen für Wassersportarten mit Segeln oder bei der die Windkraft nötig ist. Eine der neueren Sportarten ist Kitesurfing, das in Deutschland in den letzten Jahren sehr beliebt geworden ist. Meistens findet auch der Weltcup im Kitesurfing in Norddeutschland statt. Er fand von 2006 bis 2015 jährlich über 10 Tage in St. Peter-Ording (Schleswig-Holstein) statt.
Kitesurfen, auch Kiteboarden, ist ein Wassersport, der aus dem Kitesailing entstanden ist. Beim Kitesurfen steht der Sportler auf einem Board, das Ähnlichkeit mit einem kleinen Surfbrett oder Wakeboard aufweist. Er wird dabei von einem Lenkdrachen (engl. „kite“) gezogen. Das Zusammenspiel von Wellen und aufwärts gerichtetem Zug des Drachens erlaubt dabei Sprünge und Tricks.
In den 1820-er Jahren experimentierte der englische Lehrer George Pocock mit großen Lenkdrachen, um damit Kutschen und kleine Boote anzutreiben. Zum Steuern verwendete er ein 4-Leinen-System, welches dem heutzutage beim Kitesurfen verwendeten sehr nahekam. Pococks Absicht war es, das von ihm „Charvolant“ genannte System als echte Alternative zu Pferden zu etablieren, um die zu seiner Zeit übliche „Pferdesteuer“ zu umgehen. Sein Konzept konnte sich aber nicht durchsetzen, so dass es bis Ende des Jahrhunderts fast komplett in Vergessenheit geriet. 1903 entwickelte der Luftfahrtpionier Samuel Franklin Cody den Man-lifting Kite, verband diesen mit einem kleinen Segelboot und überquerte damit den Ärmelkanal.
Die Entwicklung von Aramid- und hochfesten Polyethylenfasern in den späten 1970-er Jahren machten den Siegeszug der Kites erst möglich. Mit diesen Materialien war es möglich, stabilere, reißfestere und effektivere Tücher für die Kites herzustellen.
In den 1970-er und Anfang der 1980-er Jahre entwickelte der Deutsche Dieter Strasilla ein Segelsystem, mit dem sowohl auf Land als auch im Wasser und auf Schnee gesegelt werden kann. Bis 2001 änderte sich das Board immer wieder, so dass inzwischen die den Wakeboards ähnlichen Twin Tips zunehmend populärer wurden.
Die wichtigsten Kitesurf-Ausrüstungsbestandteile sind das Board, die Bar mit den Steuerungs- und Sicherheitsleinen und der Kite.
Der Kitesurfer regelt seinen Kurs und seine Geschwindigkeit über die Steuerung des Schirms und des Brettes. Die Kurse zum Wind können ähnlich wie ein Segler oder Windsurfer gewählt werden, das heißt gegen den Wind kann nicht direkt angefahren, sondern nur gekreuzt werden, und alle anderen Kurse sind möglich.
Ein Kitesurfer springt, indem er den Drachen in voller Fahrt über den Zenit in den anderen Windfensterrand bewegt durch den Auftrieb des Kites schließlich in die Luft gehoben wird. Es lassen sich hierdurch große Sprünge, über 10 m – teils schon Flüge –, vollbringen. Einen einfachen Sprung nennt man Basic Jump, Air oder bei einem besonders hohen und/oder weiten Sprung Big Air.
Beim Weltcup gibt es mehrere Disziplinen, darunter Freestyle, bei dem Schiedsrichter Sprünge und Tricks der Sportler bewerten, Slalom, bei dem die Kitesurfer auf einem Zickzack-Kurs Tonnen und Bojen umkurve
Kiteboarding kann man auch an der Schwarzmeerküste in Rumänien lernen und betreiben, zum Beispiel in Mamaia oder Konstanza.