Gastspiel mit Bruckner-Inszenierung aus Râmnicu Vâlcea in Hermannstadt
Ausgabe Nr. 2659
Ein Theaterstück von Pascal Bruckner? Dazu auch noch eine politische Farce? Wer hätte das gedacht? Wie die Regisseurin Chris Simion-Mercurian der Hermannstädter Zeitung bei dem Gastspiel des Anton Pann-Theaters aus Râmnicu Vâlcea mit ,,Crăciunul președintelui“ (Das Weihnachtsfest des Präsidenten) am Dienstag der Vorwoche erzählte, habe Bruckner das Stück auf ihre Anfrage hin geschrieben. Die Welturaufführung hatte am Anton Pann-Theater im Mai 2019 stattgefunden. Das Thema Weihnachten scheint Bruckner schon länger zu beschäftigen, 2003 veröffentlichte er den Roman ,,Au secours, le père Noël revient!“ (Hilfe, der Weihnachtsmann kommt!).
Als Chris Simion 1999 als Studentin im dritten Jahr an der Theater- und Film-Hochschule in Bukarest die Initiative ergriff, einen Roman von Pascal Bruckner – ,,Le Divin Enfant“ – auf die Bühne zu bringen und den Autor zur Premiere einzuladen, habe man sie ausgelacht. Das Wunder geschah: Einer der am meisten verkauften französischen Autoren der letzten fünfzig Jahre, der Romancier und Essayist Pascal Bruckner, Jahrgang 1948, kam tatsächlich nach Bukarest. Er gab Chris Simion den Ratschlag, eine Studententheatergruppe zu gründen und ,,taufte“ diese auch. So entstand die Theaterkompanie D’AYA, die als unabhängige Gruppe auch für die Veranstaltung des Undercloud-Festivals verantwortlich ist.
Sie habe den Roman inszenieren wollen, weil sie ihn so humorvoll fand, erinnert sich die Regisseurin. Humorvoll und geradezu bissig geht es in Pascal Bruckners Theaterstück zu, das nun auch das Hermannstädter Publikum goutieren konnte, im Saal des Gong-Theaters für Kinder und Jugendliche.
Den größten Spaß hatte wohl eine Dame aus dem Publikum, die spontan zum Abschluss des Stückes dem gelangweilten und überforderten Präsidenten das Amt abnahm. Sie genoss den Stehapplaus fast mehr als die fünf Schauspieler, die wirklich alles gegeben hatten.
Tavi Costin, Alexandru Beteringhe, Andrei Cătălin, Denisse Moise und Vladimir schienen die jeweiligen Rollen (einige spielten mehrere Rollen) auf den Leib geschrieben zu sein: Die Farce über den Präsidenten, der dazu verdammt ist, an Heiligabend allein gelassen zu sein und sich nichts sehnlicher wünscht, als auch wie alle anderen Weihnachten zu feiern überzeugt und bietet viel Stoff zum Nachdenken.
Beatrice UNGAR