100 Jahre deutsche Minderheit in Rumänien

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Ausgabe Nr.2627

Rudolf Brandsch (1880-1953).

Vor genau 100 Jahren, zu Pfingsten 1919, wurde der Verband der Deutschen in Großrumänien in Hermannstadt gegründet. Wie kam es dazu? Auf Anregung von Vertretern der Buchenlanddeutschen, die sich schon im November 1918 für die Vereinigung der Bukowina mit Rumänien ausgesprochen hatten, trafen sich zu Pfingsten 1919 (8. – 10. Juni) Repräsentanten der Deutschen Großrumäniens in Hermannstadt und fassten den Beschluss, einen „Verband der Deutschen Großrumäniens“ zu gründen.

 

Als offizielles Gründungsdatum des Verbands gilt jedoch das Jahr 1921, als sich Vertreter aller deutschen Siedlungsgebiete in Czernowitz zur Konstituierung des Verbandes einfanden.

Zum ersten und langjährigen Vorsitzenden wurde der erfahrene Siebenbürger Politiker Rudolf Brandsch gewählt, der spätere Abgeordnete bzw. Senator und hohe Regierungsbeamte sowie Unterstaatssekretär für Minderheiten in Bukarest im Regierungskabinett Nicolae Iorga. Brandsch  war zudem von 1922 bis Frühjahr 1931 Vorsitzender des Verbandes der deutschen Volksgruppen in Europa sowie von 1925 bis 1938 ständiger Delegierter beim Europäischen Nationalitätenkongress. Seit 1920 gehörte der „Volkstumspolitiker“ der Czernowitzer Burschenschaft „Teutonia“ an.

Die Entstehung Großrumäniens vor 100 Jahren war somit auch die Geburtsstunde der Gemeinschaft der Deutschen Rumäniens, die nun meist geschlossen als deutsche Minderheit in der Öffentlichkeit für die allgemeinen Interessen auftrat. In Großrumänien zählten die Deutschen (Selbstbekenntnis) nach der Volkszählung von 1930 bei insgesamt 18.057.028 Staatsbürgern 745.421 (4,1 Prozent) Personen, die sich wie folgt verteilten: 275.369 im Banat, 237.416 in Siebenbürgen, 75.533 in der Bukowina, 81.089 in Bessarabien, 25.540 im Sathmargebiet, 5.527 in der Maramuresch, 12.581 in der Dobrudscha und 32.366 in Altrumänien. Insgesamt gaben 760.687 Staatsbürger Deutsch als Muttersprache an. Die Differenz von über 15.000 gegenüber den Angaben über die Volkszugehörigkeit ergab sich daraus, dass eine Anzahl von Juden in der Bukowina und im Banat sowie andere Personen („Österreicher“) Deutsch als Muttersprache angaben.

Luzian GEIER

 

 

 

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Geschichte.