Streiflichter vom Pressereferentenseminar der Siebenbürgischen Zeitung
Ausgabe Nr. 2621
„Die deutsche Minderheit in Rumänien und die aus Rumänien ausgewanderten Deutschen stellen die empfindlichste und zugleich kräftigste Brücke der bilateralen rumänisch-deutschen Beziehungen dar. Eine menschliche Brücke, die im Vergleich zu den gewöhnlichen Brücken, mit der Zeit und Nutzung nicht fragiler, sondern immer stärker und inniger wird. Die Rumänen und die Siebenbürger Sachsen haben friedlich und freundschaftlich koexistiert und die Rückkehr der Deutschen nach Deutschland macht uns traurig. Die Anwesenheit der Deutschen ist eine der schönsten historischen Erinnerungen Rumäniens, sowohl mit der Vergangenheit als auch mit der europäischen Gegenwart. Die mehrere hundert Jahre alten Kirchenburgen der Siebenbürgen Sachsen sind heute Bestandteil des Kulturerbes des rumänischen Staates. Ich stelle diese Realität sowohl mit großer Freude, aber auch als immense Pflicht fest. Wir freuen uns, diese Denkmäler zu haben, aber gleichzeitig wissen und wollen wir ihren Fortbestand, ihre historische, kulturelle und seelische Rolle für die nächsten Generationen schützen und sichern.“ Diese Aussagen machte Rumäniens Botschafter Emil Hurezeanu im Rahmen seines Vortrags beim Pressereferentenseminar, das vom 5. bis 7. April in Leitershofen bei Augsburg stattgefunden hat.
Bei dem vom Bundeskulturreferat des Verbands der Siebenbürger Sachsen e.V. gemeinsam mit der Siebenbürgischen Zeitung unter dem Titel „Wie machen wir Zeitung besser?” organisierten Seminar waren rund 30 ehrenamtliche Pressereferenten und Mitarbeiter anwesend. Sie kamen aus Ingolstadt, Augsburg, München, Bremen, Heilbronn, Berlin, Wuppertal, Gerlingen, Neckarsulm, Kornwestheim, Günzlhofen, Stuttgart, Bonn, Ebersberg, Neusäß, Gerlingen, Leidersbach, Manching, als Vertreter von Heimatortsgemeinschaften, von Kreis- oder Landesgruppen des Verbands der Siebenbürger Sachsen in Deutschland e.V., der DAV-Sektion Karpaten sowie von der Neuen Kronstädter Zeitung, den Heltauer Nachrichten, und den Schäßburger Nachrichten.
Der Beitrag des Rumänischen Botschafters stand unter dem Titel „Das Jahr 2019 und seine Herausforderungen für Rumänien“ und weckte großes Interesse bei den Teilnehmenden, die es sich im Anschluss daran, am Samstagabend, nicht nehmen ließen, mit dem Botschafter ins Gespräch zu kommen. Und diese Gespräche waren sehr herzlich, wobei auch der von Hannelore Scheiber mitgebrachte Burzenländer Baumstriezel und ein guter Schluck Selbstgebrannten ihren Beitrag dazu leisteten. Hurezeanu hatte ja eingangs geschwärmt: „Gerne verlasse ich den preußischen Norden und komme in den Süden Deutschlands …“
In seinem Vortrag hatte Hurezeanu Auskunft gegeben über die EU-Ratspräsidentschaft Rumäniens, die, wie er sagte „in einem dynamischen Kontext“ stattfinde, „mit vielen bekannten aber auch manch unvorhersehbaren Herausforderungen. Darunter der Brexit, die Migration und ihre Folgen für die gesamte EU, die Gefahren für die Sicherheit der EU, die Verhandlung des neuen Finanzrahmens bis 2027, die Wahlen für das Europäische Parlament und die Zukunft der EU. Der EU-Gipfel in Hermannstadt am 9. Mai 2019 wird in diesem Zusammenhang ein Schlüsselmoment sein. Wir wünschen uns in Hermannstadt eine klare Vorstellung zu den prioritären Handlungslinien der EU zu formulieren, die maßgeblich zu der Gestaltung der Strategischen Agenda 2020-2024 beitragen soll. Außerdem nehmen wir uns vor, eine Politische Erklärung zu verbschieden, um die Solidarität und das Engagement der Mitgliedstaaten für den Aufbau einer stärkeren EU, nach innen und nach außen, zu bekräftigen. Es ist äußerst wichtig, dass sich die in Hermannstadt besprochenen Prioritäten in denjenigen der Bürger und deren legitimen Erwartungen an konkreten Ergebnissen wiederfinden. Mehr Einheit und Zusammenhalt innerhalb der EU – diesen Weg schlagen wir für die nächsten Monate vor. “
Im Rahmen der anschließenden Diskussion gab es natürlich auch Fragen betreffend die derzeit in Rumänien gegen die deutsche Minderheit laufende Verleumdungskampagne. Hurezeanu sagte, diese Kampagne richte sich eigentlich gegen den Staatspräsidenten Klaus Johannis, der pars pro toto angegriffen werde, und rief zu Geduld auf. Es gelte den Zusammenhalt zu pflegen, der ja schon seit Jahrhunderten zwischen der Mehrheit und den verschiedenen nationalen Minderheiten herrsche.
Die Stichworte „Einheit“ und „Zusammenhalt“ hatte auch der Chefredakteur der Siebenbürgischen Zeitung, Siegbert Bruss, in seinem Vortrag zum Auftakt der Veranstaltung am Freitag bemüht. Er sprach über „Die Siebenbürgische Zeitung. Aktuelle Aufgaben und Herausforderungen“, wobei er betonte, dass diese Zeitung nun seit bald 70 Jahren ein „Bindeglied und siebenbürgisches Kommunikationsmittel“ sei, das als Druckausgabe in 16 Ländern gelesen wird und durch die Internet-Plattform www.siebenbuerger.de weltweit. Das kreative Team nehme seit der ersten, im Juni 1950 erschienenen Ausgabe, Aufgaben wahr, „die nicht im Handbuch der Journalistik stehen“, wie da wären, den Zusammenhalt der Siebenbürger Sachsen von hüben und drüben zu sichern, ihnen ein Sprachrohr zu bieten, als „wichtiges Instrument zum Erhalt der siebenbürgisch-sächsischen Identität sowie der Integration in die neue Heimat und in ein zusammenwachsendes Europa“. Nicht zuletzt bedankte sich Bruss bei allen ehrenamtlichen Pressereferenten und Mitarbeitern sowie bei der Rumänien-Korrespondentin Nina May, die sich für dieses „Gemeinschaftswerk“ richtig ins Zeug legen. Bruss schloss seinen Vortrag mit den Worten: „Die Digitalisierung bietet gute Möglichkeiten, unsere Arbeit und Kommunikation effizienter zu gestalten. Sie ermöglicht den Siebenbürger Sachsen, in einer zerstreut lebenden Gemeinschaft besser miteinander zu kommunizieren. Die Öffnung der SbZ hin zur modernen Technik, die Mobilisierung der Jugend, aber auch der älteren Generation zur Teilnahme am Heimattag oder Sachsentreffen, für die Rettung von Schloss Horneck – das alles hat dem Verband viel Lob und einen Imagegewinn gebracht.
Möge sie (die Siebenbürgische Zeitung) auch künftig ihre jungen und alten Leser dazu bewegen, sich auf ihre Geschichte und Kultur zu besinnen und ihre Gemeinschaft weiterzuleben. Nutzen wir die Möglichkeiten der heutigen Zeit, um besser miteinander zu kommunizieren und unsere siebenbürgisch-sächsische Gemeinschaft zu stärken.“
Die Termindatenbank, die auf der Internetseite www.siebenbuerger.de eingerichtet ist, stellte der Webmaster Gunther Krauss fachmännisch vor. Er stieg sozusagen aus dem Maschinenraum der Webseite hinauf in den Ignatius-Saal im Diözesan-Exerzitienhaus St. Paulus und präsentierte u. a. das neue Termine-Formular sowie andere Neuerungen, stand bereitwillig für Fragen zur Verfügung. Besonderes Interesse bekundeten die Anwesenden an dem Pressespiegel der Webseite sowie an dem Mini-Workshop, bei dem sie sich einüben konnten in den Umgang mit dieser Webseite.
Zum Thema „Hermannstädter Zeitung und deutschsprachige Medien in Rumänien“ referierte die HZ-Chefredakteurin Beatrice Ungar. Sie umriss eingangs den Gesamtkontext der Medienlandschaft in Rumänien, in der die deutschsprachigen Medien eigentlich Nischenprodukte sind. Anhand von zwei TV-Filmen von Christel Ungar wurde die Präsenz zweier deutscher Zeitungen beleuchtet. Es ging um den Film über das 60. Jubiläum der Tageszeitung Neuer Weg/Allgemeine Deutsche Zeitung für Rumänien, das nun zehn Jahre zurückliegt, und den Beitrag zum 50. Jubiläum der Hermannstädter Zeitung, das am 25. Februar 2018 gefeiert worden war. Die von der deutschen Sendung im Rumänischen Fernsehen zur Verfügung gestellten Filme wurden am Samstagabend gezeigt und weckten bei vielen der Anwesenden Erinnerungen an ihre Zeit in Rumänien. Darüber unterhielt man sich dann bis in die Nacht hinein.
Den praktischen Übungen wurde innerhalb des Seminars gehörig Raum geboten. So hielten SbZ-Redakteur Christian Schoger, die SbZ-Redakteurin und Leiterin der Anzeigenabteilung Doris Roth und der SbZ-Layouter Detlef Schuller jeweils am Samstag und am Sonntag Impulsreferate zum Thema des Seminars. Die Anwesenden konnten so erfahren, wie die Zeitung zusammengestellt wird, und erhielten z. B. Antworten auf die oft gestellte Frage: „Was bleibt von meinem Text übrig, nachdem ich ihn an die Siebenbürgische Zeitung schicke? “ Besonders lebhaft ging es bei dem Thema „Leserbriefe“ zu, das Schoger vorgestellt hat. Er sagte u. a., Leserbriefe seien nichts für „Weicheier und Wichtigtuer“, stellte aber auch klar: „Leserbriefe müssen nicht veröffentlicht werden, Richtigstellungen hingegen ja.“ Die Teilnehmer hatten als „Hausaufgabe“ einen Leserbrief verfasst und durften diese vorlesen. Die Diskussion dazu verlief zuweilen sehr angespannt, aber konstruktiv, schließlich ist die Siebenbürgische Zeitung eine „Mitmach-Zeitung“, wie es Schoger formulierte und man ist aufeinander angewiesen.
Seinem Impulsreferat zum Thema „Layout und Gestaltung der Siebenbürgischen Zeitung“ setzte der Layouter Detlef Schuller augenzwinkernd etwas „Schmunzeln und Raten“ voran, indem er einen Zeitungskopf mit drei Fehlern einblendete und die Anwesenden aufforderte, diese zu finden. Sodann stellte Schuller fest: „Wandel bestimmt das Erscheinungsbild unserer Zeitung.“ Und er bot einen anschaulichen Einblick in die 69-jährige Geschichte der Siebenbürgischen Zeitung. Vor allem der Zeitungskopf hat sich im Laufe der Jahre immer wieder verändert, sodann die Spaltenanzahl und auch die Anzahl der Bilder ist stetig gestiegen. Ab Dezember 2004 kam dann die Farbe ins Spiel und seit April 2012 werden nur noch Farbfotos abgedruckt. Schuller rief die Anwesenden auf, sich Gedanken zu machen, wie sie die Jubiläumsausgabe 2020, zum 70. Geburtstag der SbZ mitgestalten wollen. Und stellte die Frage in den Raum: „Wussten Sie, dass unsere Zeitung zwischen 1953 und 1955 Südost-Echo hieß?“
Einen Einblick in die Lage der deutschen Minderheit in Rumänien bot am Sonntagvormittag die HZ-Chefredakteurin Beatrice Ungar, wobei sie auf Wunsch der Veranstalter Informationen zu der derzeit laufenden Verleumdungskampagne bot. So stellte sie fest: „Am 23. Juni 2018 erklärte Klaus Johannis, er sei ‚fest entschlossen‘ für ein weiteres Mandat als Staatspräsident Rumäniens zu kandidieren. Die Erklärung machte er vor der Presse in Hermannstadt, auf dem Schulhof des Brukenthalgymnasiums, wohin er zum 40. Klassentreffen gekommen war. Schon anlässlich der Präsidentschaftswahlen 2014 und auch nach seiner Wahl war Johannis und mit ihm die deutsche Minderheit zur Zielscheibe von xenophoben Attacken geworden. Gleich nach diesem Statement schossen sich die Regierungspartei PSD und die ihr hörigen Medien auf Johannis und die deutsche Minderheit ein. Seither läuft eine Verleumdungskampagne ohnegleichen, wobei man nicht weiß, welche Attacken nun die schlimmsten gewesen sind und vor allem, ob es noch schlimmer kommen könnte. “ Ungar wies darauf hin, dass die politische Vertretung der deutschen Minderheit, das Demokratische Forum der Deutschen in Rumänien, gegen die Verleumder vor Gericht geklagt und schon einige Prozesse gewonnen habe.
In diesem Jahr feiert der am 26. Juni 1949 in München gegründete Verband der Siebenbürger Sachsen in Deutschland e. V. das 70. Jubiläum. Dazu präsentierte der Bundeskulturreferent Hans-Werner Schuster zum Abschluss der Tagung am Sonntagmittag eine Rückschau auf diese 70 Jahre und auch einen kleinen Ausblick als Vorschau auf die Ausstellung „Für die Gemeinschaft einstehen. 70 Jahre Verband der Siebenbürger Sachsen in Deutschland e.V.“, die beim Heimattag an Pfingsten in Dinkelsbühl erstmals gezeigt werden wird. Schuster, der in diesem Jahr in den verdienten Ruhestand treten wird, schilderte die aktuelle Lage folgendermaßen: „Heute gehören dem Verband 19 614 Familien als Mitglieder an. Ihnen, aber auch allen anderen Siebenbürger Sachsen kommen die Bemühungen des Verbandes zur Integration in der Bundesrepublik Deutschland zugute, ebenso jene zur Erhaltung, Bewahrung und Weiterentwicklung siebenbürgisch-sächsischer Gemeinschaft und Kultur. Der Verband ruht sich nicht aus auf den Lorbeeren vergangener Zeiten. Er wird durch neue Aufgaben gefordert und stellt sich ihnen im Dienste der Gemeinschaft.
Der Verband ist sich bewusst, dass mit dem Versiegen des Zustroms von Aussiedlern aus Siebenbürgen bald nicht mehr die in Siebenbürgen aufgewachsene Erlebnisgeneration Träger der Gemeinschaft und ihrer Kultur sein wird. Genauso bewusst ist er sich, dass die mit der Globalisierung einhergehenden Veränderungen neue Herausforderungen an ihn stellen: Veränderungen in Deutschland und Veränderungen in Siebenbürgen, die weiterhin den grenzüberschreitenden Einsatz des Verbandes erfordern.
Für die Herausforderungen der Zukunft zeigt sich der Verband recht gut gewappnet. Er ist in der Bundesrepublik gut vernetzt auf lokaler, Landes- und Bundesebene, u.a. über den BdV. Hinter dem stärkeren Engagement im BdV steht die Überzeugung, dass man einerseits die eigenen Positionen im BdV vertreten muss und dass man andererseits diese über den BdV effektiver in die gesamte bundesrepublikanische Gesellschaft transportieren kann.
Im Zuge der Meinungsfindung im Vorfeld der Verbandstage 2007 in Bad Kissingen, 2011 in Gundelsheim und 2015 in Bonn hat sich eine Modernisierung des Verbandes und seiner Satzung ergeben und die Richtung seiner zukünftigen Entwicklung herausgeschält. Er wird sich noch mehr als bisher öffnen: sowohl in Bezug auf die Mitgliedschaft – wobei auf potentielle Mitglieder aktiv zugegangen wird – als auch auf die Tätigkeitsfelder und mögliche Partner dafür.
Vor dem Hintergrund der schwindenden sächsischen Gemeinschaft in Siebenbürgen wird er sich verstärkt dafür einsetzen, dass siebenbürgisch-sächsische Gemeinschaft in Deutschland Bestand hat und ihre Identität, Kultur und Traditionen in das zehnte Jahrhundert ihrer Entwicklung fortführt.
Die Anliegen seiner Mitglieder trägt der Verband auch der Regierung vor, insbesondere den Stellen, die Vertriebenen- und Aussiedlerpolitik mitgestalten, allen voran dem Beauftragten der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten. Dieses Amt gibt es seit 30 Jahren, und seit dem 15. März 2018 wird es von unserem Mitglied Bernd Fabritius bekleidet – sein Amt als Verbandspräsident hat er wegen Unvereinbarkeit mit der neuen Funktion aufgegeben.
Auch mit der ‚Föderation der Siebenbürger Sachsen‘ ist ein Netzwerk geknüpft, das den Herausforderungen der Globalisierung begegnen kann. Die Brückenfunktion, die der Verband zu den anderen siebenbürgisch-sächsischen Organisationen innehat, nimmt er verstärkt auch in den Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Rumänien wahr. Auch in Rumänien selbst engagiert er sich verstärkt nach dessen Beitritt zur Europäischen Union im Jahr 2007: Er ist in der deutsch-rumänischen Regierungskommission vertreten und vertritt die Interessen seiner Mitglieder bei den regelmäßigen Gesprächen mit Regierungsvertretern und nachgeordneten Behörden.
Der Verband engagiert sich insbesondere in Siebenbürgen und arbeitet mit der Kirche und dem dortigen Siebenbürgenforum zusammen. Er tut es in Abstimmung mit den anderen siebenbürgisch-sächsischen Einrichtungen in Deutschland – am augenfälligsten bei dem 27. Sachsentreffen vom 4.-6. August 2017 in Hermannstadt.“
Bei der Abschlussrunde erhielten die Referenten ein vielfältiges Feedback. Dieses reichte von „ausgezeichnet“ über „sehr interessant“ und „breit gefächert“ bis hin zu „kurzweilig“. Alle Teilnehmenden waren sich einig: Die Organisation war super, und es habe eine gute Arbeitsatmosphäre geherrscht. Dem kann die Autorin dieses Berichts nur beipflichten.
Beatrice UNGAR