Mit offenen Armen empfangen

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Ein Film über Erfolgsgeschichten in Siebenbürgen

Ausgabe Nr. 2610

Zuwanderung nach Siebenbürgen. Erfolgsgeschichten.  Ein Film von Florin Besoiu. FB Filmproduktion 2018. Bestellungen unter fbfilmproduktion@gmail.com

Birthälm, Michelsberg, Mediasch. Aus der Vogelperspektive werden Bilder von Kirchen aus der Hermannstädter Umgebung eingeblendet. Es erklingen die ersten Töne des Siebenbürgenlieds und dann ist der Titel des neuesten Dokumentarfilms von Florin Besoiu „Zuwanderung nach Siebenbürgen. Erfolgsgeschichten“ zu sehen.  Nach seinen ersten beiden Dokumentarfilmen „Die Albtraumreise“ und „Die Überlebenden im Winter. Erinnerungen aus der Deportation“, die von der Deportation der Rumäniendeutschen nach dem Zweiten Weltkrieg handelte, ist das Thema des 2018 erschienenen letzten Films ein sehr positives. Portraitiert werden Einwanderer, Rückkehrer aber auch junge Siebenbürger, die im Land geblieben sind, um hier wirtschaftlich oder kulturell etwas aufzubauen. Die Erfolgsgeschichten sind im 45-minütigen Dokumentarfilm zu sehen.

 

Eine der portraitierten zugewanderten Neusiedler ist die Orgelbauerin Barbara Dutli, die 2003 aus der Schweiz im Auftrag der Schweizerischen Stiftung  für Orgeln in Rumänien nach Siebenbürgen kam, um die Orgelbau- und Tischlereiwerkstatt mit Sitz in Honigberg/Hărman zu betreuen.  Sie räumt mit den Vorurteilen, die durch die Negativschlagzeilen in den 1990-er Jahren im Westen entstanden sind, auf. Als sie 2003 zuerst nach Siebenbürgen kam, hatte man sie im Vorfeld gewarnt, „die dort seien faul, nicht pünktlich und würden klauen“. Doch das genaue Gegenteil dieser Vorurteile bewog sie hier zu bleiben und an der Restaurierung der wertvollen Orgeln zu arbeiten. „Ich muss gestehen: Die Schweizer sind hier willkommen. Was wahrscheinlich umgekehrt, in der Schweiz nicht unbedingt so ist. Man ist da mal skeptisch. Hier ist man mit offenen Armen empfangen worden“, erzählt Dutli ganz offen und ehrlich.

Diese Ehrlichkeit und Liebe zu Siebenbürgen äußern alle Interviewpartner des Mühlbacher Regisseuren. Für den Unternehmer Wolfgang Köber, einem Rückkehrer, kommt nur Siebenbürgen in Frage, weil er sich hier Zuhause fühlt. Die Brüder Kurt und Werner Schuster haben sich nach einer Fahrradtour im Harbachtal in das Dorf Zied/Veseud verliebt und betreiben nun erfolgreich eine Pension in dem Dorf. Ähnlich erging es Paul Hemmerth, der nach Reichesdorf/Richiș zog – in dem sich Ausländer aus zehn Ländern und drei Kontinenten niedergelassen haben. Ein Besuch in Reichesdorf wäre nicht komplett, ohne den einzigen Sachsen, Johann Schaas, zu interviewen, der von seiner Zusammenarbeit mit dem ehemaligen Wandergesellen Christian Rummel berichtet, der sich nach den Wanderjahren in Reichesdorf niedergelassen und sich auf die Restaurierung historischer Monumente spezialisiert hat. Stolz erzählt der Handwerker von der Renovierung des 26 Meter hohen Glockenturms in Birthälm, an dem er zwei Jahre lang gearbeitet hat.

Martin Müller, von Beruf ITManager, war in den 1970-er Jahren nach Deutschland ausgewandert, kam 1998 zurück und betreibt nun erfolgreich u. a. eine Software-Firma, ein Gasthaus in Hermannstadt und eine Forellenzucht in Albota. Ein weiteres positives Beispiel eines erfolgreichen Unternehmens ist die Imkerei von Willi Schuster in Meschen/Moșna, die im Film auch gezeigt wird.

Im letzten Teil des Dokumentarfilms werden junge hier lebende Rumänen portraitiert, die die Werte der multiethnischen Kulturlandschaft erkannt haben und verhindern wollen, dass sie in Vergessenheit geraten oder der Moderne zum Opfer fallen. Ștefan Vaida leitet ein Interethnisches Museum in Alzen, Mircea Ungurean hat in Michelsberg eine Möbelwerkstatt auf die Beine gestellt, in der Möbel nach sächsischer Art geschreinert und bemalt werden, und Oana Cerbu verkauft in ihrem kleinen Laden in Hermannstadt, an der Sagstiege, kleine mit sächsischen Motiven bemalte Holzgegenstände und Möbel. Die Schmalspurbahn und das Holzstock-Festival sind zwei weitere Projekte, die Leben ins Harbachtal bringen.

Am Ende des Films werden wir Zeugen der Einweihung der frisch restaurierten Orgel in der Stolzenburger Kirche. Ein letzter Filmschnitt zeigt die Birthälmer Kirchenburg und der Film endet mit folgender Schlussfolgerung: „Die Integration der Zuzügler wird wie immer die Fortführung des Geistes des Miteinanders der Kulturen in Siebenbürgen sichern und so können wir hoffnungsvoll in die Zukunft blicken“. Für die musikalische Untermalung sorgte Brita Falch Leutert, die Sprecher im Film sind die Schauspieler Daniel Bucher und Alexandra Murăruș.

„Zuwanderung nach Siebenbürgen. Erfolgsgeschichten“ lässt Rückwanderer, Zugezogene und Hiergebliebene ihre Geschichten erzählen, ohne dass man die Präsenz des Regisseuren und seines Kameramanns spürt. Gesprochene Hintergrundinformationen runden den Film ab. Vielleicht hätte man für ein besseres Verständnis die Namen der Interviewpartner einblenden können. Außerdem ist der Titel des Films etwas irreführend, er handelt nämlich nicht ausschließlich von „Zuwanderern“. Das beeinträchtigt allerdings die Qualität des Films nicht, der 45 lange Dokustreifen ist absolut sehenswert für Hiergebliebene, Zugezogene, Rückwanderer, Unentschlossene, Siebenbürgenfans und alle anderen auch.

Der Film wurde zuerst im Rahmen der Deutschen Sendung auf TVR ausgestrahlt und wird am 23. Februar im Deutschen Kulturzentrum Hermannstadt gezeigt werden.

Cynthia PINTER

 

 

 

 

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Film.