Nur Platz 1 kommt in Frage

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Der neunjährige Kartingpilot Mirciulică besitzt schon 13 Pokale

Ausgabe Nr. 2588

 

Mircea Marco Pătru bei der dritten Etappe der Landesmeisterschaft in Bukarest.
Foto: Privat

Er ist die Zukunft des Hermannstädter Motorsports. Darf man vorstellen: Mircea Marco Pătru, bekannt als Mirciulică, wird am Sonntag, dem 5. August, neun Jahre alt und betreibt Karting, seit er fünf Jahre alt ist. Inzwischen besitzt er 13 Pokale, über die er einzeln zu berichten weiß und die an einem Ehrenplatz im Hause der Familie sicher aufbewahrt werden.

 

Begonnen hat das Karting-Fieber in der Familie Pătru mit der Eröffnung der Kartingbahn in Hermannstadts Stadtviertel Neppendorf, gleich neben dem Großhandelsunternehmen „Metro“. „Ich hatte zu der Zeit schon viele Sportarten ausprobiert, unter anderem Fußball und Aikido. Als mich mein Vater zum ersten Mal zum Karting gebracht hat, wollte ich gar nicht mehr weg“, erzählt Mirciulică voller Begeisterung von seinen ersten Versuchen hinterm Steuer. Es gefiel ihm so gut, dass es nicht lange dauerte bis zu seinem ersten Wettkampf, den er auf Platz 11 beendete.

„Am Anfang war es schwer, denn als Fünfjähriger war er der kleinste und unerfahrenste. In seiner Altersklasse machten Kinder von bis zu neun Jahren mit“, erklärt Astrid Pătru, Mirceas Mutter, die von Beruf Kindergärtnerin beim von der Familie geführten Kindergarten in deutscher Sprache „Calimero“ ist. Inzwischen ist der Neunjährige Mitglied im Sibiu Racing Team und im Rumänischen Karting-Verband.

Die Leidenschaft für den Sport hat Mirciulică aus der Familie geerbt. Sein angeheirateter Großonkel, Gheorghe (Gigi) Barbu, war Autorallye-Landesmeister, sein Großvater väterlicherseits, Mircea Pătru, hat ebenfalls an Autorennen teilgenommen, seine Großmutter väterlicherseits, Camelia Pătru, hat Skilanglauf praktiziert und sein Vater ist Autocross-Rennen gefahren. Der bekannteste Verwandte ist allerdings Mirceas Onkel, Alexandru (Alică) Barbu, rumänischer Landesmeister im Alpinski und Teilnehmer an der Winterolympiade in PyeongChang 2018.

Der größte Titel der steilen Karriere: Rumänischer Vizemeister 2017. Mircea Senior (links) und Mircea Junior zeigen stolz den Pokal.
Foto: Privat

Natürlich möchte Mircea einmal große Rennen fahren, sein Traum ist es, bei der Formel 1 mitzumischen, wie seine zwei großen Idole Ayrton Senna und Michael Schumacher. Er bleibt aber für sein Alter sehr realistisch: „Alle Formel 1 Piloten haben mit Karting begonnen und viele trainieren auch jetzt in der Freizeit auf dem Kartingplatz. Ich möchte auch Formel 1 fahren. Es hängt aber davon ab: Wenn mir das Rennen in der nächsten Altersklasse sehr schwer vorkommen wird, bleibe ich beim Karting.“ Mirciulică fährt jetzt in der Altersklasse Rotax MiniMax, bei der Kinder zwischen 9 und 12 Jahren konkurrieren. Letztes Jahr war er noch in der Klasse Rotax MicroMax (7-9 Jahre). 2017 verzeichnete er auch seinen größten Erfolg: Rumänischer Vizelandesmeister in seiner Altersklasse.

Dieses Jahr hatte der neunjährige Hermannstädter Pilot großes Pech. „In der zweiten Etappe der Nationalmeisterschaft in Szeklerneumarkt/Târgu Secuiesc hat unser Sohn sehr viel riskiert und beim Start versucht zu überholen. Dabei hat er einen anderen Kart gerammt und wurde aus dem eigenen Kart geschleudert. Zum Glück hat er sich dabei nichts gebrochen. Sein Schutzanzug hat ihn vor schwereren Verletzungen gerettet. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte er weitergemacht“, beschreibt Mirciulicăs Vater, Mircea Pătru Senior, den ersten Unfall seines Sohnes.

Keine ungefährliche Sportart, wenn man bedenkt, dass so ein Kart 100 km/h erreichen kann. Mircea fährt zur Zeit einen Tony Kart, mit Rotax Motor, 9 PS, und einer Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h. Mutter Astrid macht sich oft Sorgen, vor allem beim Start, denn dann passieren die meisten Unfälle, weil der Kampf um den besseren Platz am größten ist. Aber sie ist stolz auf ihren Sohn und fiebert jedes Mal begeistert mit.

Bei einem Rennen, beziehungsweise bei einer Etappe – es gibt insgesamt 6 Etappen die für die Nationalmeisterschaft ausgetragen werden – müssen die jungen Kartingpiloten 10 Runden von 1.400 Metern Länge fahren. Durch den niedrigen Schwerpunkt, nur wenige Zentimeter über der Fahrbahn, werden im Kartsport hohe Kurvengeschwindigkeiten erzielt, was zu einer starken körperlichen Beanspruchung führt (bis zu 4 g/Fallbeschleunigung). Auch Mircea ist nach einem Wettkampf erschöpft und 1,5 kg leichter.

Leider sei der Kartsport eine sehr kostspielige Sportart, erklärt Mircea Pătru Senior, der zugleich Trainer, Mechaniker, Arzt und Sponsor seines Sohnes ist. 600 Lei koste u.a. ein Satz Reifen, die bloß einen einzigen Renntag halten, ein Kart 4.500 Euro. Dazu kommt, dass es keine professionelle Kartingbahn in Hermannstadt gibt. Vater und Sohn müssen zum Training abwechselnd zu den insgesamt vier Bahnen fahren, die es in Rumänien gibt: nach Bukarest, Szeklerneumarkt, Tartlau/Prejmer und Bacău. „Eine Etappe kostet uns rund 1.000 Euro, wenn keine Unfälle passieren. Fast alles bezahlen wir aus der eigenen Tasche“, erklärt Vater Mircea, der sich Sponsoren wünscht.

An erster Stelle, vor dem Sport, steht aber – da sind sich alle in der Familie einig – die Schule. Mirciulică geht zur 4-er Schule in Hermannstadt (deutsche Abteilung) und holt die verpassten Unterrichtsstunden zwischen Wettkämpfen mit seiner Mutter nach. Denn nur solange Mircea gute Noten vorweisen kann, darf er auch weiterhin Kart fahren.

Von seinem großen Bruder angesteckt, träumt auch der Jüngste in der Familie Pătru von seinem ersten Karting-Wettkampf. Patrick Emilian Pătru poliert schon mal den Kart, mit dem sein Bruder zuerst gefahren ist, in der Hoffnung, dass er nächstes Jahr, wenn er endlich 5 Jahre alt ist, selber auf die Kartbahn darf.

Dem jungen Kartingpiloten Mircea Marco Pătru wünschen wir alles Gute zum 9. Geburtstag und viel Erfolg bei allen kommenden Wettrennen. Für die nächste Etappe der Landesmeisterschaft, die in Szeklerneumarkt am Wochenende vom 31. August – 3. September stattfindet, verspricht Mircea ,mit einem Pokal nach Hause zu kommen: „Nur Platz 1 kommt in Frage und nichts darunter!“.

Cynthia PINTER

 

 

 

 

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Sport.