„Ein kleines Wunder“

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Tobsdorfer Chorgestühl in Hildesheim restauriert

Ausgabe Nr. 2588

 

Das restaurierte Chorgestühl soll bald auch in Rumänien und in Deutschland zu sehen sein.                                                                       
 Foto: Privat

Ganze sieben Jahre dauerte die Restaurierung des Chorgestühls, das bis 2002 in der evangelischen Kirche in Tobsdorf/Dupuș stand, durch die Studienrichtung „Restaurierung von Möbeln und Holzprojekten“ der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst (HAWK) in Hildesheim.

 

2002 wurden die beiden Gestühle (ein Dreisitzer und ein Sechssitzer) abgebaut und in der Kirchenburg in Großau zwischengelagert. Hier fand einige Jahre später eine Forschungsgruppe der HAWK unter der Leitung von Dr. Ralf Buchholz, Werkstattleiter der Studienrichtung, dieses in einem desolaten Zustand, stark von Holzwurmfraß beschädigt.

Mit dieser Entdeckung begann ein kleines Wunder. Die zerlegten Teile wurden in Absprache mit der evangelischen Kirche und dem rumänischen Denkmalschutz nach Hildesheim gebracht. Unter der Projektleitung von Dr. Gerdi Maierbacher-Legl wurde dieses Gestühl innerhalb von sieben Jahren in einer aufwändigen Kleinarbeit aufbereitet und rekonstruiert. Zu den durchgeführten Arbeiten gehören unter anderem auch die Oberflächenreinigung, die Beseitigung des Holzwurms und die Laserscanner- und CNC-Fräsen-basierte Rekonstruktion von Teilen der Tragkonstruktion, die im Lauf der Zeit verlorengegangen sind. Das 1537 datierte Chorgestühl stammt aus der Werkstatt des Schäßburger Meisters Johannes Reychmut, der unter anderem auch die Chorgestühle in der Schäßburger Bergkirche, in Birthälm und Bogeschdorf gebaut hat.

Den Verlauf und das Ergebnis dieser Restaurierung fand nun seinen Niederschlag in der Ausstellung „Das Tobsdorfer Chorgestühl und seine Restaurierung“, die am 28. Juli 2018 in den Räumlichkeiten der HAWK in Hildesheim eröffnet wurde. Bei heißen sommerlichen Temperaturen waren zahlreiche Interessierte und an der Restaurierung Beteiligte erschienen und wurden von Dr. Gerdi Maierbacher-Legl begrüßt, darunter u. a. auch Heike Mai-Lehni als Vorsitzende der Heimatgemeinschaft der Deutschen aus Tobsdorf e.V. und Philipp Harfmann von der Stiftung Kirchenburgen. Nach der Vorstellung des Projektes und eines köstlichen rumänisch-siebenbürgischen Imbisses wurde die Ausstellung eröffnet. Auf rund 20 Tafeln und an rekonstruierten Teilen des Gestühls konnte man sich über den Projektverlauf informieren und natürlich auch das Originalgestühl bestaunen. Ferienbedingt ist die Ausstellung nur bis zum 3. August 2018 in Hildesheim zu sehen. Sie ist aber als Wanderausstellung gedacht und soll in nächster Zeit in Rumänien und Deutschland gezeigt werden.

Im Herbst 2018 wird das restaurierte Gestühl nach Mediasch gebracht, wo es im Chor der dortigen Margarethenkirche aufgestellt und am 4. November 2018 eingeweiht werden wird. Dabei wird auch die Wanderausstellung zu sehen sein.

Rainer LEHNI

 

 

 

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Kirche.