Kochen, töpfern, fachsimpeln

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6. „Triathlon der Töpfer“ war der Bistritzer Keramik gewidmet

Ausgabe Nr. 2588

Zum Auftakt gab es eine wissenschaftliche Tagung, in der Mitte des Raumes waren Objekte Bistritzer Keramik ausgestellt.
Foto: Beatrice UNGAR

 

50 Keramikfachleute, Museographen und vor allem Töpferinnen und Töpfer aus Bulgarien, Ungarn, der Republik Moldova und Rumänien beteiligten sich an der 6. Auflage des Internationalen Marktes „Schön. Keramisch. Nützlich“, der vom 18. bis 22. Juli im Freilichtmuseum im Jungen Wald stattgefunden hat. An dem Wochenende vom 20. bis 22. Juli wurden 14.695 Besucher gezählt. Für das Schautöpfern und die Workshops spendeten die Betriebe Túri Interkerámaus Kecskemét/Ungarn und Interceramaus Schäßburg insgesamt 150 kg Lehm.

 

Bei der auf Initiative des Töpfermeisters Leș Gabor ins Leben gerufene und von Karla Roșca vom ASTRA-Museum betreute Veranstaltung fungierte der Hermannstädter Ungarnverein (HID) auch in diesem Jahr als Partner. Für Übersetzungen bei der dem Bistritzer Töpfereizentrum gewidmeten Konferenz zum Auftakt am 18. Juli aber auch während der gesamten Veranstaltung setzte der Hermannstädter Ungarnverein (HID) Freiwillige ein.

Requiem auf eine sterbende Töpfersiedlung: Oboga.
Foto: Beatrice UNGAR

In Fachkreisen wird diese Veranstaltung auch „Töpfer-Triathlon“ genannt, weil die teilnehmenden Töpfer jeweils zwei im Stil des im Fokus stehenden Töpfereizentrums in ihrem jeweiligen Atelier angefertigte  Objekte mitbringen, dazu in Tongefäßen ein traditionelles Gericht kochen und nicht zuletzt Schautöpfern.

Zum Auftakt fand eine Konferenz zum Thema Die Bistritzer Keramik. Authentisch und modern“ statt, bei der Mitarbeiter von einschlägigen Museen, Sammler und Keramikfachleute nicht nur zu diesem Thema referierten. Besonders Aufsehen erregte der Doktorand Horațiu Silviu Ilea vom Rumänischen Bauernmuseum aus Bukarest, der darauf hinwies, wie schwierig es ist, die Keramikobjekte genau zu identifizieren und dem richtigen Töpfereizentrum zuzuschreiben, da die Inventurlisten mangelhaft sind. Ebenfalls einen wunden Punkt stellte Corina Mihăescu vom Nationalen Kulturerbe-Institut aus Bukarest vor. Als Kennerin der Keramik aus Südrumänien habe sie 1999-2018 eine Feldforschung betrieben, in deren Verlauf sie festsstellen musste, dass z. B. in Lungești heute von ursprünglich 200 Töpfern nur noch zwei ihre Werkstatt betreiben. Der dramatische Rückgang der Anzahl an Töpfern betreffe aber nicht nur diese Region, sagte Mihăescu, in Oboga arbeite derzeit der letzte Töpfer, der keinen Nachwuchs hat.    Eine kleine Auswahl von Oboga-Krügen hatte Karla Roșca ausgestellt, um auf das Verschwinden des Handwerks hinzuweisen.

Vitalie Parlui (Republik Moldova) und Bálint Csaba (Miercurea Ciuc) töpferten Seite an Seite.
Foto: Beatrice UNGAR

In der Mitte des Konferenzraums im Multikulturellen Pavillon am Haupteingang des Freilichtmuseums waren auf einem Tisch historische Objekte Bistritzer Keramik aus den Beständen des ASTRA-Museums ausgestellt.  Der Bistritzer Keramik in den Beständen des Nationalen Dorfmuseums Dimitrie Gusti“ in Bukarest widmete Dr. Ana Bârcă ihren Vortrag, wobei sie auf die Bedeutung der Zusammenarbeit zwischen den Museen und den Keramikfachleuten hinwies.

Zwei sehr interessante Vorträge mit eher praktischer Ausrichtung, präsentierten kurzweilig und mit einem guten Schuss Humor Borco Ilin vom Banater Dorfmuseum in Temeswar (Die fünfte Jahreszeit: Kulturmarketing und Menschenbild“) bzw. Dr. Camelia Burghele vom Geschichts- und Kunstmuseum des Kreises Sălaj aus Zalău (Speisen, Küchen, Köchinnen und ihre Geschichten“). Dr. Burghele war besonders froh, als das Los entschied, dass 2019 der siebente Markt dieser besonderen Art dem alten ungarischen Töpferzentrum Zillenmarkt/Zalău gewidmet sein wird, das seine Blütezeit im 18. und 19. Jahrhundert erlebte und Mitte des 20. Jahrhunderts aufgelöst wurde.

Besonders gefallen hat allen Teilnehmenden der Besuch in der Werkstatt von Michael Henning in Michelsberg, der Kacheln nach alten siebenbürgisch-sächsischen Mustern herstellt. Bei Kaffee und Hanklich ging es munter zu und man darf hoffen, dass der Michelsberger im nächsten Jahr zu den Teilnehmern zählen wird, sagt Karla Roșca. Bei aller Begeisterung hätten sich die Teilnehmenden gewünscht, mehr von Michelsberg selbst zu sehen und zu hören.

Molnár János (links) und Farkas Gábor holten mit ihren Wels-Gerichten zwei Preise.                                                                 
Foto: Beatrice UNGAR

Am Sonntag,  dem 22. Juli, wurden die besten Töpfer und die besten Köche preisgekrönt. Töpfer: 1. Leș Norbert (Bodony, Ungarn), 2. Leș Gabor (Bodony, Ungarn), 3. Csibi Csaba (Borla, Rumänien); Sonderpreis der Jury für Workshops: Bálint Csaba und das Scout-Zentrum (Leschkirch, Rumänien); Kochwettbewerb:  Sonderpreis der Jury: Farkas Gábor und Molnár János (Mezőmegyer, Ungarn, Wels-Paprikasch), 1. Preis: Sárkány Szabolcs (Marchita, Rumänien, Heiducken-Suppe nach Geschmack des Koches“), 2. Preis: Farkas Gábor und Molnár János (Mezőmegyer, Ungarn, Wels-Crémesuppe), 3. Preis: Bálint Csaba und Nadia Codreanu (Scout-Zentrum Leschkirch, Rumänien, Pfifferling-Ragout).

Beatrice UNGAR

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Kunst.