Vier Künstler aus Düsseldorf stellen in der UAP-Galerie am Großen Ring aus
Ausgabe Nr. 2587
„Quo vadis 2018″ lautet der Titel der Ausstellung mit Werken von vier in Düsseldorf lebenden Künstlern, die am Donnerstag der Vorwoche in der Galerie der Hermannstädter Filiale des Rumänischen Künstlerverbands (UAP-Galerie) am Großen Ring eröffnet worden ist. Der Titel bietet einen großzügigen Rahmen, allerdings mussten sich die Künstler genau überlegen, welche Werke in diese Galerie passen, deren Räumlichkeiten doch sehr beschränkt sind. Auf jeden Fall ist es für die Galerie eine Premiere, auch wenn der „Hauptschuldige“, also der Initiator dieser Ausstellung, ein gebürtiger Hermannstädter ist.
Es handelt sich um den Graphiker Ion Isailă, der auf dem Plakat der Ausstellung in Kleinschrift – „ion i. isaila“ – auftaucht. 1953 geboren, nahm er als Kunststudent in Bukarest 1983 ein DAAD-Stipendium an der Kunstakademie in Düsseldorf wahr und lebt seit 1984 daselbst. Er war Schüler des graphikprofessors Rolf Sackenheim. Dessen Einfluss ist in den in Hermannstadt gezeigten Werken sichtbar. Seine dynamischen, minimalistischen Tuschezeichnungen weisen eine spontane Gestik auf, man muss schon wenigstens zweimal hinsehen, um ihren tieferen Sinn zu erfassen.
Seine Gattin Mirela Anura ist in Blasendorf geboren und lebt seit 1993 in Düsseldorf, nachdem sie am Bukarester Nicolae Grigorescu-Institut für Bildende Kunst studiert hatte. Als sie da ankam, sagte der in Köln geboren Künstler Bertolt Mohr, konnte sie zwar kaum Deutsch aber sie stand ihm und seiner Gattin helfend zur Seite bei der Gestaltung von monumentalen Wandmalereien. Schließlich hatte sie sich während ihres Studiums die Freskenmalerei eingehend angeeignet.
Letztendlich hat sie sich aber für die filigranen Papierschnittarbeiten entschieden und sagt zu ihren Werken: „Sie leben von Licht und Schatten, von alternierenden Formen und Hintergründen, von den sauberen Kanten und von Rhythmus.“
Mirela Anura und Ion Isaila waren übrigens mit je einem Werk in der Ausstellung „Aici-Acolo“ (Hier-Dort) vertreten, die 2017 im Cotroceni-Nationamuseum Künstler aus Rumänien und aus der Diaspora in den Mittelpunkt stellte.
Der ansonsten für Installationen und Performances bekannte Bertolt Mohr präsentiert in Hermannstadt einige kleinere Werke, darunter eigenwillige Übermalungen von alten Kalenderbildern.
Seine Gattin Andrea Mohr, Künstlerin und Vergolderin zeigt einige Werke aus Fundhölzern und Treibgut aus den Rheinauen, einige davon zu Kreuzen zusammengelegt. Sie sagt, das Blattgold verwandele das Unscheinbare in ein Schmuckstück, erfüllt von Freude am Glauben.
Die Künstler und ihre Werke stellte kenntnisreich der Kunstkritiker Alexandru Sonoc vor. Der deutsche Konsul Hans Erich Tischler drückte seine Freude darüber aus, dass nun Gegenwartskünstler aus Deutschland in Hermannstadt ausstellen.
Wer die Ausstellung besucht, sollte eine Aussage von Mirela Anura mitnehmen: „Der Betrachter muss bereit sein, das Wesen des Bildes zu entdecken.“
Beatrice UNGAR