Feuertaufe für Tänzer und Choreographen

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Hermannstädter Balletttheater feiert in diesem Jahr sein zehntes Jubiläum

Ausgabe Nr. 2587

Die beiden aus Japan stammenden Mitglieder des Ensembles, Ayaka Nagai (rechts) und Kenichi Murata, stellten in dem Stück „Vices“ (Laster) in rot gekleidet die sexuelle Anziehungskraft dar.                   Foto: TBS

Mit der fünften Auflage des Ballettprojekts „GENEZA“ (Die Genesis) verabschiedete sich das Hermannstädter Balletttheater zum Abschluss der Spielzeit 2017/2018 am Freitagabend auf dem Großen Ring in die Sommerpause. Geboten wurden bei freiem Eintritt unter freiem Himmel fünf Werke junger Choreographen des Hermannstädter Balletttheaters. Die Darbietung war sehr gut besucht, es gab Szenenapplaus und zum Abschluss Stehapplaus für das Ensemble, das in diesem Jahr sein zehntes Gründungsjubiläum feiert.

 

Die Abschlussdarbietung sei nicht nur die Art des von der Stadt geförderten Hermannstädter Balletttheaters (Teatrul de balet Sibiu,TBS), sich bei dem Publikum zu bedanken. Sie stelle für gewöhnlich eine Feuertaufe“ für die Nachwuchschoreographen dar, sagt der TBS-Direktor Ovidiu Dragoman. Man biete ihnen damit die Chance, in sich zu gehen und ihr Bestes zu geben, wobei das Publikum direkt reagieren kann. Es gäbe also eine direkte Rückmeldung.

Diese ließ tatsächlich nicht auf sich warten. Alle vor die Bühne gestellten Stühle waren besetzt, viele Zuschauer standen oder gingen während der Darbietung hin und her. Keiner verließ den Platz, da die Leistung der Tänzerinnen und Tänzer einfach alle in ihren Bann riss.

Angefangen mit dem von dem schon erfahrenen Balletttänzer und Choreographen Kirill Ermolenko kreierten Stück Jazz Lake“ (Jazzsee), eine klare Anspielung auf den berühmten Schwanensee von Pjotr Iljitsch Tschaikowski, dessen Musik erst erklang nachdem Eugen Ciceros Swinging Tschaikowsky“ Stimmung auf die Bühne gebracht hatte, eine fantastische Idee des russischen Choreographen.

In Kirill Ermolenkos „Jazz Lake“ traten Alisa Korkhin und Antonin Faraut als Solisten auf.                                                                              Foto: TBS

Ermolenko trat in dem von Claudiu Buldan konzipierten Stück Vices“ (Laster) als Solist an der Seite von Myrna Squire auf, die ihrerseits die Choreographie für das Stück Por Amor“ (Für die Liebe) zeichnete, ein Plädoyer für den Latino-Tanz zu Musik von Guadalupe Pineda, Los Panchos und Eydie Gorme.

Dem Leiden gewidmet war das Stück Al Tormento“, das Debüt des spanischen Tänzers Ángel Martinez Sánchez, der 2017 das Konservatorium in Madrid absolviert hat und gleich danach seine Tätigkeit am Balletttheater in Hermannstadt aufgenommen hat. In dem Stück geht es darum, wie die Musik – es erklangen Werke von Astor Piazolla, Rosita Melo und Michel Petrucciani – ängstliche Kinder der Angst“ in Eltern der Freude“ verwandeln kann.

Als vielsprechender Nachwuchschoreograph erwies sich Claudiu Buldan, der in der zweiten Jahreshälfte 2008 zu dem Hermannstädter Ensemble gestoßen war. In Vices“ (Laster) zur Musik von Duke Ellington, John Coltrane, Quadro Nuevo und Xplodin Plastix geht er der Frage nach, wie es Menschen schaffen, am Sonntag die braven Kirchenmäuse“ zu spielen und an allen anderen Tagen ihren Lastern zu frönen und von den anderen erwarten, dass sie nur die Fassade sehen und nicht, was dahinter steckt. Eine denkwürdige Herangehensweise, ausgezeichnet dargestellt.

Zum Abschluss stand in dem Stück Die Familie“ in der Choreographie von Jacob Connor die Zeit der 1960er Jahre im Mittelpunkt, dargestellt anhand einer Party an der zwei Familien teilnehmen. Mit Elementen einer romantischen Komödie versetzt, erhielt Connors Leistung Stehapplaus. Dieser galt dann aber allen Choreographen und Tänzerinnen und Tänzern, die sich mit dieser insgesamt wunderschönen Darbietung in die verdienten Sommerferien verabschiedeten. Sie seien ihnen gegönnt.

Beatrice UNGAR

 

 

 

 

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Tanz.