Hans Hermanns Graphik aus sechs Jahrzehnten
Ausgabe Nr. 2571

Die Vernissage war sehr gut besucht.
Foto: Fred NUSS
Es war ein Wiedersehen, auf das sich sehr viele Alt-Hermannstädter gefreut hatten. Ein Wiedersehen mit der Kunst Hans Hermanns, dem bekanntesten siebenbürgisch-sächsischen Maler und Graphiker des letzten Jahrhunderts. Insgesamt 104 Graphiken können zur Zeit in der Ausstellung „Hans Hermann (1885-1980) – Ein Wiedersehen. Graphik aus sechs Jahrzehnten“ im Kultur- und Begegnungszentrum „Friedrich Teutsch“ bewundert werden. Zur Vernissage am Mittwoch, dem 14. März, waren sowohl Kunstliebhaber zugegen, als auch Familienmitglieder und Hermannstädter, die den Maler persönlich gekannt und geschätzt hatten.
„Der Leitgedanke meiner Tätigkeit als Künstler war von Anfang an der, dass Kunstwerke auch das bescheidenste Heim schmücken sollen“, war das Motto nach dem Hans Hermann sein künstlerisches Schaffen richtete. Und tatsächlich antwortete etwa die Hälfte aller Vernissagenbesucher/innen positiv auf die Frage, wer ein Kunstwerk von Hans Hermann besitzen würde. Hans Hermann war ein Künstler für alle.

Hans Hermann (links) im Gespräch mit seiner Künstlerkollegin Trude Schullerus.
Foto: HZ-Archiv
Hans Hermann wurde am 25. Januar 1885 in Kronstadt als Sohn des Bildhauers und Zeichenlehrers Friedrich Hermann geboren. Die große technische Gewandtheit seines Werks führt der Künstler auf die frühe Praxis im Atelier seines Vaters zurück. Ein Weiteres tat der quasi akademische Zeichenunterricht an der staatlichen Realschule Kronstadt. Um selbst Zeichenlehrer zu werden, studierte Hans Hermann von 1903 bis 1907 in Budapest an der Akademie für Bildende Kunst. Bis zum Kriegsausbruch arbeitete Hermann als Zeichenlehrer am Mediascher Gymnasium und von 1918 bis 1949 an der Hermannstädter Brukenthalschule. Parallel zum pädagogischen Dienst entfaltete er ein überaus fruchtbares künstlerisches Schaffen. Als Leiter des Hermannstädter Künstlerverbands erwarb er sich in den Nachkriegsjahren (bis 1966) entsprechende Verdienste um die Förderung der lokalen und regionalen Künstlerszene in der zunehmend politisierten Gesellschaft zu unterstützen. Seine Bekanntheit verdankt sich der großen Verbreitung seiner Graphiken, darin der thematische Vorzug der siebenbürgischen Altstadt zukommt.
2015 war ebenfalls im Teutsch-Haus eine Auswahl von Gemälden des Künstlers zu sehen, die aus dem Familienbesitz stammten. Ebenfalls aus dem Nachlass wurde nun das graphische Werk des Künstlers gezeigt. Als Überraschung teilte Volker Hermann, der Sohn Hans Hermanns, während der Vernissage mit, dass die Familie alle Graphiken aus der Ausstellung dem Landeskirchlichen Museum schenken würde.
Betrachtet man seine Graphiken genauer, so fällt auf, dass Landschaften, Städte und Menschen mit Liebe für das sichtbare Detail gezeichnet wurden. Die ausgestellten Kunstwerke sind stille Zeugen seiner Lebensabschnitte, die er in Kronstadt, Mediasch und Hermannstadt verbracht hat. Aber auch Bildmotive von Spaziergängen und Wanderungen aus der näheren Umgebung, darunter mehrere aus der rumänischen Dorflandschaft der Hermannstädter Mărginime sind ein großer Teil der Ausstellung.

Hans Hermanns Sohn Volker Hermann sprach im Namen der Familie.
Foto: Fred NUSS
Kaltnadel- und Ätzradierung, sowie Kupferstich und Holzschnitt sind die bei den ausgestellten Graphiken verwendeten Techniken. Ein Werkzeugkasten mit Radierinstrumenten und Druckplatten des Künstlers gehören ebenfalls zu den Exponaten und vervollständigen die Ausstellung. In Zukunft schlug Volker Hermann eine dritte Ausstellung mit Skizzen und Zeichnungen seines Vaters vor.
Die Ausstellung „Hans Hermann (1885-1980) – Ein Wiedersehen. Graphik aus sechs Jahrzehnten“ ist bis 28. Juli zu sehen und kann im Terrassensaal des Kultur- und Begegnungszentrums „Friedrich Teutsch“ wochentags zwischen 10 und 17 Uhr kostenlos besichtigt werden.
Cynthia PINTER