Werner Knall ist tot
Ausgabe Nr. 2571

Werner Knall (1934-2018)
Foto: privat
Am 14. März 2018 ist Pfarrer Werner Knall im Alter von 84 Jahren verstorben. Knall hat in seiner Kindheit und Jugendzeit in Schäßburg und Kronstadt gelebt, er studierte Theologie in Klausenburg und Hermannstadt und später auch in Freiburg und Paris. Knall war seelsorgerlich aktiv zunächst als junger Vikar im Raum Hunedoara, in kleinen sächsischen Gemeinden wie Bekokten, Gürteln, Tarteln und Zuckmanteln. Und später, nach seinem mehr als 6 Jahre dauernden Zwangsaufenthalt in den Gefängnissen und Straflagern der Securitate, war er in Afrika und zwar in Togo und zuletzt 22 Jahre bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand Pfarrer der evangelischen Zachäus-Gemeinde Freiburg-Landwasser.
Knall war seinen Gemeindegliedern aber auch hunderten von Siebenbürgern in seiner alten Heimat und in Deutschland bekannt und hochgeachtet. Sein Einsatz für andere Notleidende und Hilfsbedürftige und dazu seine enorme Fähigkeit des guten sozialen Umgangs mit Menschen vor Ort, z. B. im Straflager im Donaudelta, in Togo, unter den Siebenbürgern Freiburgs und Deutschlands und den Menschen jeder Altersstufe, mit Freunden aus Rumänien aber auch solchen aus Afrika und Südostasien, das bleibt als Kennzeichen Knalls in Erinnerung.
Sein Dasein war zutiefst von seinem Glauben geprägt, das war auch bei seiner Todesfeier ersichtlich. Die Ansprache des Pfarrers, übrigens einer der 14 ehemaligen Vikare, die von Werner Knall vor Jahren in seiner Kirche ausgebildet wurden, stand unter dem Motto des Bibelzitates „Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten sind…“ (Römer 2,28), übrigens ein Text, denn Knall persönlich einige Monate davor, als eine schwere Krankheit ihm mehr und mehr einschränkte, für seine Beerdigung ausgesucht hatte.
Knall wurde in Hermannstadt 1968 auf offener Straße in einen Jeep der Sicherheitsschergen gezerrt und Monate später mit zahlreichen anderen Siebenbürgern von einem Militärgericht des Hochverrates („nedenunțare“) und antikommunistischer Machenschaften („uneltire anticomunistă“) zu 30 Jahren Zwangsaufenthalt u. a. im Straflager Periprava im Donaudelta verurteilt, wo er mit tausenden anderen politischen Häftlingen Schwerstarbeit leisten musste. Die harte Zeit dort hat er in einigen Publikationen veröffentlicht, u. a. in den zwei Bänden „Aus dem Schweigen der Vergangenheit. Erfahrungen und Berichte aus der siebenbürgischen Evangelischen Kirche A. B. in der Zeit des Kommunismus “, herausgegeben 2017 im Schiller-Verlag Hermannstadt-Bonn von Hermann Schuller und der Gemeinschaft Evangelischer Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben – Hilfskomitee.
Knall hat seine Gefängniszeit immer wieder aufgearbeitet und ins Bewusstsein seiner Mitmenschen gebracht. Er unterstützte jahrelang materiell und ideell zahlreiche ehemalige Häftlinge, half vielen bei der Ausreise nach Deutschland, warb und sponserte intensiv den Verein ehemaliger politischer Häftlinge in Rumänien (Asociația foștilor deținuți politici din România).
In Freiburg war Knall und seine Kirchengemeinde Zentrum der Veranstaltungen siebenbürgischer Vereine und Gremien. 20 Jahre lang war er Initiator und Organisator eines Literaturkreises, an dem alle zwei Monate sich nahezu 25 Interessierte, Siebenbürger und Nicht-Siebenbürger trafen und viele wertvolle Werke der deutschen, der Welt- aber auch der rumänischen Belletristik lasen und diskutierten.
Knall war auch ein begnadeter Musikliebhaber. Zusammen mit seiner Frau Dörte, eine ausgebildete Musikerin und Chorleiterin, war er Herzstück eines siebenbürgischen Chores in Freiburg.
Werner Knalls große Familie und die vielen Freunde von fern und nah haben immer wieder erleben können, wie wertvoll seine von ihm angeregte Vertrauenskultur ist. Seine Maxime „Ubi liebertas, ibi patria“ (wo Freiheit ist, da ist Heimat“) ist vielen seiner Mitmenschen zum Leitbild geworden.
Hansgeorg v. KILLYEN