Bayerischer Staatssekretär Johannes Hintersberger besuchte Hermannstadt
Ausgabe Nr. 2530
Johannes Hintersberger, Staatssekretär im Bayerischen Arbeits- und Sozialministerium, Familie und Integration, zu dessen Zuständigkeitsbereich auch die deutsche Minderheit in Rumänien gehört, besuchte vergangene Woche u. a. Temeswar und Hermannstadt, um die deutsche Minderheit hier und das Land kennen zu lernen. In Temeswar führte er Gespräche u. a. mit MdP Ovidiu Ganţ, in Hermannstadt mit Bürgermeisterin Astrid Fodor und dem Vorsitzenden des Siebenbürgenforums (DFDS), Martin Bottesch, besuchte hier weiterhin das After-School-Projekt der Stiftung Bavaria Romania, das Altenheim und das Hospiz. Begleitet wurde er von Herta Daniel, Bundesvorsitzende des Verbandes der Siebenbürger Sachsen, sowie Peter-Dietmar Leber, Vorsitzender der Landsmannschaft der Banater Schwaben, sowie Judith Urban, Konsulin der Bundesrepublik Deutschland in Hermannstadt. Über den Besuch in Rumänien sprach mit Johannes Hintersberger HZ-Redakteur Werner Fink.
Befinden Sie sich zum ersten Mal in Rumänien?
Ja, ich bin zum ersten Mal in Rumänien und ich freu mich, dass ich als Staatssekretär in dem Staatsministerium für Arbeit und Soziales, Familie und Integration, hier auch ein Stück weit in unserem Aufgabenportfolio mit Ministerin Emilia Müller für den Bereich Deutsche Minderheit in Rumänien mitverantwortlich bin, aber besonders auch für die Betreuung, für die Kooperation, für die Unterstützung alles was Kulturpflege, was Traditionspflege, der Siebenbürger Sachsen, Banater Schwaben anbelangt.
Was halten Sie für wichtig ihren Zuständigkeitsbereich Deutsche Minderheit in Rumänien betreffend?
Wenn man persönlich hier mit Menschen spricht, gestern zum Beispiel, ist es auch bei dem Besuch der Wehrkirche in Großau, so echt herübergekommen wie wichtig es ist, auf Grund dieser langen Geschichte, Verbindungen zu pflegen, zu halten, mit ehemaligen Großauern, wo immer sie wohnen, über die Landsmannschaften in Verbindung, über die Patenschaften, Partnerschaften, über die kirchengemeindlichen Verbindungen, um so eine Wehrkirche auch als Erbe, nicht nur als Immobilie, sondern lebendig als Erbe dieser großen Kultur, nicht nur zu bewahren, sondern weiter zu gestalten, dass eben auch Jugendliche herkommen, dass hier Ferienaustausch gemacht wird, dass man hier erfährt, was denn die Wurzeln dieser großen Kultur sind. Daher ist es wirklich wichtig, dass man hier nicht nur materiell sondern auch mental unterstützt.
Wenn hier gestern die Burghüterin in Großau so authentisch und echt dargestellt hat, dass sie bei einer Kirchengemeinde von knapp 30 Mitgliedern so eine Kirche jeden Tag engagiert öffnet für interessierte Besucher, Gemeindemitglieder, Familienmitglieder, hier in Rumänien, in Siebenbürgen, genauso wie für ehemalige Gemeindemitglieder, dann ist dies eine lebendige Kultur die wir hier deutlich sehen. Daher auch die klare Ansage seitens der bayerischen Staatsregierung, wirklich intensiv diese Bemühungen, dieses Engagement zu stützen und zu fördern.
Gibt es bereits konkrete Überlegungen, wie diese Unterstützung erfolgen soll?
Ich möchte einige Punkte themenmäßig anschneiden. Ein Aspekt ist, dass wir die Arbeit, die politische Arbeit des Staatspräsidenten Johannis, ausgesprochen wichtig nehmen, dass wir den Staatpräsidenten für einen ganz entscheidenden Politiker halten für die weitere Zukunft dieses Landes, von daher auch vor kurzem der Besuch vom Staatspräsidenten Johannis in Bayern, wo auf einem Zusammenkommen mit dem Ministerpräsidenten Horst Seehofer und der Landtagspräsidentin Barbara Stamm, diese besondere Wertschätzung, diese besondere Anerkennung, und auch die politische Unterstützung, glaube ich, sehr deutlich gemacht worden ist.
Zweitens wollen wir alles was mit dem Thema duale Ausbildung, duales System zusammenhängt, nachhaltig unterstützen, weil wir überzeugt sind, dass die berufliche Bildung genauso wichtig und genauso gut ist, wie die akademische Bildung. Heute stellen die Ansprüche in der Wirtschaft an qualifiziert ausgebildeten Handwerkern, Technikern im gewerblichen Bereich eine ganz entscheidende Grundlage für den weiteren wirtschaftlichen Wohlstand, die weitere wirtschaftliche Entwicklung dar, auch um die gute Arbeitsmarktsituation hier zu festigen, zu stabilisieren. Von daher unterstützen wir mit Maßnahmen auch die Partnerschaft mit den Handwerkskammern, mit der Außenhandelskammer, mit Berufsverbänden, mit Landesinnungsverbänden, dass hier ganz konkrete Förderungen in diese Entwicklungen gemacht werden. Bürgermeisterin Astrid Fodor hat dies auch deutlich gemacht, dass durch gesetzliche Grundlagen diese Möglichkeit besteht, dual auszubilden. Da kann ich nur sagen, es ist der richtige Weg für Rumänien, um den wirtschaftlichen Wohlstand, auch auf der Grundlage Europa weiter positiv zu entwickeln.
Ein weiterer Aspekt war das Thema Sprache, um die deutsche Sprache als Kulturgut, als eine Grundlage der Identität der Deutschen als Minderheit, aber eben auch unter wirtschaftlichen Aspekten hier in den deutschen Lyzeen, in den Gymnasien, hier zu halten, zu gestalten, zu festigen. Wir haben gerade erst mit Herrn Martin Bottesch zusammen über das Thema Entsenderichtlinie für deutsche Lehrer um hier die deutsche Sprache weiter zu unterstützen und lebendig zu halten. Ich werde das Thema aufgreifen und versuchen, mit dem zuständigen Kultusministerium diesen besonderen Bedarf, diesen besonderen Wunsch des Deutschen Forums, diese Entsenderichtlinie auf jeden Fall kompetent zu besetzen und womöglich auszubauen, um gerade diese große wichtige Säule deutscher Sprache sowohl für die Kultur aber auch aus volkswirtschaftlichen Überlegungen heraus hier weiter zu halten oder weiter zu gestalten.
Wie war der erste Eindruck in Hermannstadt?
Der erste Eindruck hier in Hermannstadt und das gilt auch für Temeswar, dass es schon großen Respekt wert ist, es ist schon eine tolle Leistung was hier in den letzten Jahren erzielt worden ist und Hermannnstadt hat wirklich ein europäisches Gepräge. Der Große Ring hier, der hat schon was, woran man erkennt: Das ist eine europäische Großstadt, wie sie sich da darstellt, und zwar in allererster Güte. Es war eine besondere Leistung von Klaus Johannis, der damals Bürgermeister gewesen ist, nicht zuletzt ausgelöst auch durch den Impuls 2007 der Kulturhauptstadt. Das ähnliche folgt jetzt für Temeswar, Kulturhauptstadt 2021. Dies sind Impulse, die einen besonderen Schwung auslösen, und die solche Entwicklung ganz positiv und erfolgreich voranbringen.
Gibt es einen Aspekt, auf den man hier in Rumänien mehr achten müsste?
Ja, das wäre die Infrastruktur: Wir sind gestern mit dem Pkw von Temeswar nach Hermannstadt gefahren, es war ein Genuss, die neue Autobahn hier zu nutzen und zu befahren und von daher ist dies auch ein ganz wichtiger Punkt, dass die Staatsregierung in Rumänien diese verkehrliche Infrastruktur wirklich zu einem wichtigen prioritären politischen Ziel, zur politischen Aufgabe kürt. Da muss noch mehr Schwung rein. Die verkehrliche Infrastruktur, das gilt für die Straße, aber genauso auch für diese Europamagistrale der Bahn Paris-Stuttgart-Augsburg-München-Wien-Budapest-Bukarest-Schwarzes Meer. Europäische Verkehrswege planen wir schon seit zwanzig Jahren. Von der Regierung Rumäniens müsste man das noch stärker angehen.
Hatten Sie auch vorher schon Kontakte zu Siebenbürger Sachsen?
Ja, über die engagierte Arbeit der Landsmannschaften, der Verbände, auch durch Kontakte namentlich zum Abgeordneten-Kollegen Fabritius, der das politische Gewicht darstellt für dieses große Engagement und der ja durch viele Initiativen im Bundestag diese jahrhundertealte Kultur, die durch die Siebenbürger Sachsen, durch die Banater Schwaben hier mitaufgebaut worden ist, auch weiter stützt, weiter fördert.
Vielen Dank für das Gespräch.
DFDS-Geschäftsführer Winfried Ziegler, Peter-Dietmar Leber, Judith Urban, Herta Daniel, Johannes Hinterberger und Martin Bottesch im Foyer des Forumshauses in Hermannstadt (v. l. n. r.).
Foto: Werner FINK