Leuchtende Schmetterlinge und schwarze Kapuzen

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Schwarzlichttheater mit Maria Rampelt im Pfarrhauskeller in Mediasch
Ausgabe Nr. 2530

 

I-Schwarzlichttheater

Anfang April gastierte Maria Rampelt mit ihrem ehrenamtlichen Projekt „Schwarzlichttheater für und mit Kindern“ in Mediasch. Die gebürtige Reussenerin hat dort an drei Tagen mit Kindern der Hermann-Oberth-Grundschule im evangelischen Pfarrhaus eine halbstündige Vorführung einstudiert. Den Auftakt des Projekts machte jedoch ein kreativer Nachmittag beim Frauentreff, wo Maria Rampelt den anwesenden Frauen zeigte, wie sie aus Knöpfen und Aludraht individuelle Ringe herstellen können. Den Abschluss des Projekts bildete ein dreistündiger Workshop zum Thema „Schwarzlichttheater“, den Maria Rampelt mit interessierten Lehrerinnen der Hermann-Oberth-Schule durchführte. Zu den Hintergründen ihres ehrenamtlichen Engagements in Siebenbürgen gewährte Maria Rampelt Moni Schneider-Mild folgendes Interview.

Du bist als Schulleiterin beruflich stark gefordert. Man sollte meinen, dass du dich in deiner Freizeit lieber mit einem Buch auf einer einsamen Insel erholen würdest… Was sind deine Beweggründe, dass du dich mit deinem Projekt „Schwarzlichttheater für und mit Kindern“ in Siebenbürgen engagierst?

Ja, ein Buch und eine einsame Insel können sicherlich erholend sein. Jedoch würde mir da Wesentliches fehlen: Begegnung mit Menschen, gemeinsam etwas Kreatives gestalten, Impulse bekommen und weitergeben, die Bereicherung der ehrenamtlichen Arbeit!

Das Projekt „Schwarzlichttheater für und mit Kindern“ lebt von der Idee, etwas gemeinsam zu schaffen und daran zu wachsen. In den Schulen in Siebenbürgen steht das Reproduzieren von Gelerntem noch sehr im Vordergrund. Mein Projekt bietet andere Möglichkeiten des Lernens, wobei die sozialen Kompetenzen hier in den Vordergrund rücken.

Nach Hammersdorf in 2014 und 2015 bist du nun in diesem Jahr in Mediasch zu Gast. Wie kam es überhaupt zu dieser Idee?

Vor vielen Jahren habe ich mit meiner Familie in Mediasch gewohnt. Mein Mann, Konrad Rampelt, war Pfarrer in der Margarethenkirche. Seit 19 Jahren organisieren wir in der Vorweihnachtszeit die Aktion „Kinder helfen Kindern“ und schicken jedes Jahr einen LKW mit gepackten Schuhkartons, Schulranzen, Spielsachen, Kleidung usw. nach Mediasch. Hier werden die Sachen von der Kirchengemeinde in Mediasch und Umgebung verteilt.

Als wir bei einem Besuch mit den Pfarrfamilien in Mediasch zusammensaßen, entstand die Idee, das Schwarzlichttheater im Pfarrhauskeller einzurichten.

Wer sind deine Partner vor Ort bei der Umsetzung deines Projekts?

Es gibt eine hervorragende Zusammenarbeit mit Pfarrer Wolfgang Arvay und Pfarrerin Hildegard Servatius-Depner. Beide haben das Organisatorische vor Ort übernommen, von der Vorbereitung des Raumes bis zur Einladung der Kinder. Roelie Derendorp hat ideenreich die schwarzen Stoffe zu einer Schwarzlicht-Bühne, die sogenannte „Blackbox“, zusammengenäht. Die Grundschullehrerin Lidia Olar hat die Assistenz übernommen und die Kinder ihrer dritten Klasse begleitet.

Zu dem, dass du dich hier ehrenamtlich einbringst, finanzierst du dein Projekt auch selbst. Es müssen nicht nur die im Schwarzlicht leuchtenden Pappen und Requisiten, sondern auch Unmengen an schwarzem Stoff für die gänzlich abgedunkelte Bühne und auch die Schwarzlichtröhre gekauft werden. Das ist sicher nicht günstig. Wie finanzierst du das alles?

Die Finanzierung läuft über Spenden. Damit diese auch reichlich fließen, biete ich Ringe an, die ich aus gebrauchten Knöpfen und Aludraht herstelle. Es sind die „Drei-Freude-Ringe“. Zunächst habe ich Freude daran beim Anfertigen, dann freuen sich die Spenderinnen darüber beim Tragen der Ringe und natürlich die Kinder, die ich im Schwarzlichtprojekt erreiche.

Ich durfte vorab bei einer der drei Proben dabei sein und bin nachdrücklich der Meinung, dass Flöhe hüten leichter sein dürfte, als mit den Kindern das Schwarzlichttheater einzustudieren. Was ist dein Erfolgsrezept im Umgang mit den Kindern?

Jedes Kind ist ein Unikat. Jedes Kind hat Stärken und Potenzial. Als Pädagogin arrangiere ich die Projektarbeit so, dass sich dieses Potenzial entfalten kann. Hierfür bietet das Schwarzlichttheater viele Möglichkeiten. Dabei ist es wichtig, die Ziele transparent zu machen. Alle wissen, was wir gemeinsam erreichen wollen. Und jedes Kind gibt sein Bestes. Positive Verstärkung ist für mich ein wichtiger Punkt in der Arbeit mit Kindern. Dazu noch die vereinbarten Regeln, an die sich alle halten sollten.

Du hast mit den Kindern Deutsch gesprochen. Wie hat das funktioniert?

Die Mehrheit der Kinder hat nicht Deutsch als Muttersprache. Ihr Kenntnisstand war jedoch so gut, dass wir uns alle verstanden haben. Ganz selten mussten einzelne Begriffe übersetzt werden. Untereinander sprachen die Kinder hauptsächlich rumänisch. Beim Schwarzlichttheater steht die Sprache nicht im Vordergrund. Die Akteure kommunizieren nonverbal.

Die in seiner Entstehungszeit avantgardistische Kunstform des Schwarzlichttheaters trat Anfang der 1960er Jahre von Tschechien aus seinen Eroberungszug in die ganze Welt an und hat seither unter Zuschauern und Künstlern eine begeisterte Fangemeinde gefunden. Was ist für dich das Besondere am Schwarzlichttheater?

Schwarzlichttheater ist eine sehr effektvolle und faszinierende Form des Theaters. Es entführt in eine Welt der Illusion, die sowohl Akteure als auch Zuschauer inspiriert. Unmögliches kann hier möglich werden! Die Zuschauer werden eingeladen sich darauf einzulassen. Die Akteure agieren im Dunkeln, eine Lichtquelle bringt ausschließlich weiße oder neonfarbene Gegenstände/Kleidung zum Leuchten, welche zu schweben scheinen, plötzlich verschwinden und dann wieder erscheinen. Damit können Geschichten entwickelt werden, die den Zuschauer zum Nachdenken bringen. Die gezeigten Bilder und die Auswahl passender Musik steigert die Wahrnehmung und auch die Stimmung. Gerade in der heutigen Zeit der medialen Beeinflussung bietet ein Eintauchen in die Welt des Schwarzlichttheaters andere Wahrnehmungen und Inspirationen.

Die halbstündige Aufführung hat hier super geklappt! Der Keller im Pfarrhaus war bis auf den allerletzten Stehplatz mit zuschauenden Eltern gefüllt. Die dicht gedrängten Gäste zeigten sich begeistert. Wie waren die Eindrücke der Kinder nach der Aufführung?

Strahlende Kinderaugen und frohe Herzen! Das gute Gefühl, so etwas Schönes gemeinsam geschafft zu haben, war spürbar. Die Freude, über ein gelungenes Schwarzlicht-Spiel, hat sie die manchmal mühevollen Momente des Einübens und der geforderten Selbstdisziplin vergessen lassen. Stolz haben sie den verdienten Applaus entgegengenommen. Mehrfach wurde ich gefragt: „Wann dürfen wir so etwas wieder machen?“

Was geschieht nun mit den Materialien, die du für dein Projekt in Mediasch organisiert hast? Nimmst du alles wieder mit?

Die Materialien bleiben in Mediasch und stehen allen zur Verfügung, die sich in diese spannende Welt des Schwarzlichttheaters begeben.

Wird es mit dir ein weiteres Projekt „Schwarzlichttheater für und mit Kindern“ in Siebenbürgen geben?

Es gibt weiterhin Anfragen, was mich besonders freut. So Gott will und wir leben, wird es weitere Projekte geben.

Vielen Dank für das Interview und weiterhin gutes Gelingen und viel Spaß in deinem Ehrenamt!

 

Maria Rampelt (rechts außen) und die teilnehmenden Kinder bei der Abschlussvorstellung.                                 Foto: Moni SCHNEIDER-MILD

 

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Bildung, Gesellschaft, Schule, Theater.