Schrill, schräg und unterhaltsam

Teile diesen Artikel

„The Rocky Horror Showˮ feierte Premiere im Oldies Pub in Hermannstadt
Ausgabe Nr. 2516
 5-rocky-horror

Es ist das schrägste Musical aller Zeiten. Die „Rocky Horror Show“ von Richard O’Brien feierte am 22. Januar in Hermannstadt Vorpremiere und die Vorstellung wurde am Montagabend, dem 6. Februar, wiederholt. Darsteller waren Schauspieler des Radu Stanca-Nationaltheaters und Studenten der Schauspielabteilung der Lucian Blaga-Universität Hermannstadt. Regie führte Cosmin Chivu. Eine unkonventionelle Story verlangt nach einer unkonventionellen Location. So wählte man den „Oldies Pub“ als Tatort des Geschehens.

 

Der Film „Rocky Horror Picture Show“ gehört zum Zeitgeist der frivolen 70er-Jahre wie das französische Sexsymbol Brigitte Bardot oder der Opel Manta. Diesen Zeitgeist auch heutzutage noch überzeugend darzustellen, ist sicherlich die größte Schwierigkeit einer Inszenierung. Doch das gelang dem Regisseuren Cosmin Chivu ganz gut.

Eine kleine Erinnerung an die Handlung: In einer regnerischen Novembernacht sucht das frischverlobte Paar Brad Majors und Janet Weiss nach einer Reifenpanne Hilfe bei den Bewohnern eines nahegelegenen Schlosses. Doch statt der erhofften Gelegenheit zum Telefonieren begegnet ihnen hier reichlich Unerwartetes: Der exzentrische außerirdische Wissenschaftler Dr. Frank N. Furter vom Planeten Transsexual aus der Galaxie Transsilvanien präsentiert seinen Mitbewohnern in dieser Nacht seine neueste und bisher größte Schöpfung, das blonde und muskelbepackte Wesen Rocky, das er in erster Linie zu seinem – auch sexuellen – Vergnügen erschaffen hat. Brad und Janet werden beide vom transsexuellen Frank N. Furter verführt. Für den Rest der Geschichte, sollte man sich das Musical selber ansehen.

Schauspiel, Live-Musik und Tanz sind gut miteinander verflochten. Melinda Samson übernahm den Gesangunterricht und Adriana Bârză die Tanzchoreografie, so dass eine gute, sehr unterhaltsame Show entstand. Erwähnenswert sind auch die schrillen Kostüme, u.a. bestehend aus roten Korsetts und kniehohen Latexstiefeln. Für Kleidung und Bühnenbild war Alin Gavrilă zuständig.

Der Regisseur Cosmin Chivu trifft den Nagel auf den Kopf, mit der Besetzung des „Frank N. Furter“ durch Ali Deac. Mit Ali Deac wurde ein „Frank N. Furter“ gefunden, der mit seiner vibrierenden physischen Präsenz, seiner darstellerischen und gesanglichen Klasse hemmungslose Schamlosigkeit, die charmante, manchmal sogar obszöne Selbstverliebtheit und die transsexuelle Genusssucht grandios auf die Bühne bringt. Bemerkenswert ist auch die Natürlichkeit, mit der er auf High Heels laufen kann. Denisa Lupu und Iustinian Turcu spielen das erschrockene Pärchen Janet und Brad. Alin Turcu ist der Erzähler und Moderator der Show, der das Publikum zum Mitsingen auffordert. Erwähnenswert ist das Solo von Ștefan Tunsoiu in der Rolle von Eddie, als wuchtigen Rocker.

„The Rocky Horror Show“ möchte schockieren, unterhalten und zum Mitsingen und Mittanzen einladen. Und „The Time Warp“, „Sweet Transvestite“ oder „Don’t Dream It, Be It“ sind nur drei Ohrwürmer mit denen die Zuschauer nach Hause gingen. Im Publikum wurde gelacht und gesungen und hätte es mehr Platz gegeben, wären manche bestimmt zum Tanz aufgestanden. Fazit: „The Rocky Horror Show“ ist auf alle Fälle unterhaltsam und erfrischend anders.

Cynthia PINTER

 

Die Abschlussszene.  

Foto: Dragoș DUMITRU

 

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Musik, Tanz, Theater.