Lesung zum Thema Schicksal mit Joachim Wittstock
Ausgabe Nr. 2517
Was eignet sich besser für einen Vortrag, der zum Lesen bzw. Wiederlesen animiert als eine Bibliothek? Querverbindungen aufgezeigt und Impulse für die Lektüre gegeben hat der Hermannstädter Autor Joachim Wittstock in seiner „Am Schicksalsbrunnen verweilen“ betitelten Lesung am Freitag in der Bibliothek des Deutschen Kulturzentrums Hermannstadt vor einem zahlreichen Publikum.
Was hat der „Schicksalsbrunnen“ in Stuttgart mit Hermannstadt oder gar mit der ehemaligen Brukenthalschen Sommerresidenz in Freck zu tun? Nachlesen kann der interessierte Leser dies in dem neuen Buch von Joachim Wittstock, das unter dem Titel „Weisse Lagune“ im Hermannstädter hora-Verlag erschienen ist. Der Text „Schicksalsbrunnen“ aus diesem Band diente dem Autor als Grundlage für die Lesung, die er mit den Worten begann: „Am Schicksalsbrunnen verweilen empfiehlt sich, es ist ratsam, die Frage nach dem Schicksal ist philosophisch aktuell.“ Als er bei einem Besuch in Stuttgart den Schicksalsbrunnen entdeckte, habe es das Internet, den „schnellen Brüter der Information“ nicht gegeben, so dass er sich in dem damals verfassten Text an die in seiner Bibliothek befindlichen Bücher hielt. Er fand u. a. heraus, dass der Bildhauer des Stuttgarter Schicksalsbrunnens den gleichen Namen trägt wie der Bildhauer, der das bekannte Standbild des Bischofs Georg Daniel Teutsch vor der evangelischen Stadtpfarrkirche in Hermannstadt schuf. Es handelte sich um Sohn Karl-August Donndorf bzw. Vater Adolf Donndorf.
Bei der Lesung am Freitag kam das Publikum in den Genuss eines erweiterten Exkurses zum Thema Schicksal, der auch dem „schnellen Brüter der Information“ zu verdanken sei, sagte Wittstock. Es gab Hinweise zu Friedrich Hölderlin und Nichita Stănescu, Andrei Pleșu und Franz Grillparzer, zu der jüngst erschienenen „Kleinen Geschichte der antiken griechischen Religion und Denkweise“ von Hans Klein und Äschylos, zu Friedrich Schiller und Ernst Wiechert. Nachlesen sollte man auf jeden Fall, was der US-amerikanische Professor Robert C. Solomon meint, wenn er das Schicksal als „erzählte Notwendigkeit“ bezeichnet oder auch die Geschichte von Gilgamesch, der sich auf die Suche nach der Unsterblichkeit macht. Und natürlich das neueste Buch mit Reiseprosa von Joachim Wittstock.
Beatrice UNGAR
Joachim Wittstock (links, am Rednerpult) bei seiner Lesung in der Bibliothek des Deutschen Kulturzentrums Hermannstadt.
Foto: Fred NUSS
Joachim Wittstock: Weisse Lagune. Reiseprosa. hora Verlag Hermannstadt 2016, 278 Seiten, ISBN 978-606-8399-09-6