Die Organisation Salvaţi copiii spendete eine Reanimationseinheit für Säuglinge
Ausgabe Nr. 2512
Die Organisation Salvaţi Copiii (Save the Children Romania) hat der Hermannstädter Geburtenklinik eine Reanimationseinheit für Säuglinge im Wert von 17.000 Euro geschenkt. Insbesondere Frühchen können bei Notfall einfacher und effizienter wiederbelebt werden. In Hermannstadt liegt die Säuglingsterblichkeit im ersten Lebensjahr bei 4,4 pro Tausend Neugeborene, über dem Europäischen Durchschnitt, der bei 4 pro Tausend Neugeborene liegt. Im Durchschnitt liegt die Kindersterblichkeit in Rumänien bei 8 pro Tausend Neugeborene, das Land belegt den ersten Platz in der EU in diesem Bereich.
398 Kinder von den 2.940 Kindern, die im Vorjahr in der Hermannstädter Geburtsklinik auf die Welt kamen, waren Frühchen, somit wurde das Geschenk der Organisation Salvaţi Copiii von den Vertretern des Hermannstädter Kreiskrankenhauses mit Freude begrüßt.
Bei der Pressekonferenz am Dienstag dabei waren Gabriela Alexandrescu, Geschäftsführerin der Organisation, Dr. Livia Ognean, die in Hermannstadt das Team für neonatale Intensivtherapie leitet, der medizinische Direktor des Hermannstädter Kreiskrankenhauses, Dr. Călin Remus Cipăian, und Dr. Radu Chicea, Leiter der Gynäkologie- und Geburtsklinik.
Die Wiederbelebungseinheit ersetzt vier andere Geräte, die zur Rettung eines Neugeborenen bisher eingesetzt wurden und macht die Arbeit der Ärzte effizienter. Somit sind nicht nur die Überlebenschancen der Frühchen größer, für die jede Minute zählt, insbesondere in ihrer ersten Lebensstunde, die man auch „Goldene Stunde” nennt, sondern auch ihre Zukunftsprognose ist besser, erklärte Dr. Livia Ognean. „Die modernen Geräte wirken sich nicht nur auf das Überleben, sondern auch auf das zukünftige Leben dieser Kinder aus, denn die Folgen können schwerwiegend sein, und wir können durch effiziente Eingriffe eben diese Probleme mildern, die das Leben der Kinder und ihrer Eltern prägen werden. Es ist wichtig, dass man die medizinischen Geräte regelmäßig erneuert und ersetzt, denn sie haben – wie wir auch – ein befristetes Leben”, erklärte sie Ärztin.
Es ist das dritte Mal, dass die Organisation das Hermannstädter Kreiskrankenhaus unterstützt: „Die Organisation Salvaţi Copiii hat eine sehr gute Zusammenarbeit mit dem Team der Ärztin Livia Ognean und wir kommen sehr gerne den Anträgen nach, soweit wir die Möglichkeit haben”, erklärte Gabriela Alexandrescu. „Beim Hermannstädter Kreiskrankenhaus werden auch ganz schwierige Fälle behandelt, nicht nur aus dem Kreis Hermannstadt, sondern auch aus den Kreisen Vâlcea und Alba. Es ist das dritte Mal, dass wir nach Hermannstadt kommen, unsere Spenden betrugen bisher 30.000 Euro, jetzt kommt dieses neue Gerät dazu.”
Allgemein setzt sich die Organisation Salvaţi Copiii gegen die Säuglingssterblichkeit ein, denn in Rumänien sind die Zahlen trotz EU-Beitritt erschreckend: „In den letzten Jahren ist in dieser Region die Kindersterblichkeit gesunken, von 9,1 bei Tausend Geburten im Jahr 2010 auf 6,8 im Vorjahr. In Hermannstadt ist die Rate viel niedriger und liegt bei 4,4 pro Tausend Geburten, etwa die Hälfte des rumänischen Durchschnitts, der bei 8 Toten bei Tausend Geburten beträgt. Und das obwohl hier extreme Frühchen behandelt werden. Auch die Anzahl der behandelten Frühchen ist in Hermannstadt höher und lag im Vorjahr bei 13,5 Prozent, im Vergleich zu rund 10 Prozent landesweit“, erklärte Gabriela Alexandrescu. Seit 2010 hat die Organisation Salvaţi Copiii ein Programm mit Maßnahmen gegen die Säuglingssblichkeit begonnen: „Im Vorjahr haben wir 490.000 Euro investiert in Apparatur für 30 Geburtskliniken in Rumänien, das Geld kam ausschließlich aus Privatgeldern und Spenden verschiedener Gesellschaften. Bisher haben wir seit 2012 Apparatur im Wert von 2,3 Millionen Euro für 67 Geburtskliniken in 37 Kreisen. Leider haben wir feststellen müssen, dass in vielen Geburtskliniken die Apparatur längst überholt ist. Zum Teil arbeiten die Ärzte noch mit Apparatur, die sie in den 90-er Jahren bekommen haben, damals bereits gebraucht. Viele haben kaputte Geräte und kein Geld, diese wenigstens zu reparieren.“
Das Hermannstädter Kreiskrankenhaus ist in diesem Bereich allerdings ein Ausnahmefall, wie Dr. Radu Chicea erklärte: „Unsere Klinik hatte die Chance, durch ein Programm der Weltbank komplett renoviert zu werden, inklusive Ausstattungen. Wir waren nicht die Unterprivilegiertesten im Land, doch jedes moderne Gerät kann die Prognose der Frühchen verbessern, in den letzten Jahren manchmal den Unterschied zwischen Leben und Tod machen. Wir bedanken uns, dass uns die Organisation zum dritten Mal moderne Instrumente bringt, denn wir sind regional zuständig für die schweren Fälle und haben auch extreme Frühgeburtenfälle in Behandlung.”
„Intelligente und integrierte Hilfe ist immer willkommen”, erklärte auch der medizinische Leiter des Kreiskrankenhauses, Dr. Cipăian, „und wir bedanken uns auch für die Hilfe bei der Informierung der Bevölkerung.”
Tatsächlich sei die fehlende Information ein großes Problem in Rumänien, so Alexandrescu: „Wir arbeiten auch in der Prävention, insbesondere auf dem Lande und haben in der Moldau Programme, die werdende Mütter unterstützen, von Hygiene und Essen bis zur Information über Rechte und Arztbesuche.”
„Ein Drittel der schwangeren Frauen sint nicht beaufsichtigt”, ergänzte auch Dr. Ognean, „und auch gute Bräuche sind insbesondere auf dem Lande verloren gegangen, denn zur Zeit sind in den Städten mehr Mütter, die ihre Babys selbst stillen, als auf dem Lande.”
Die Organisation Salvaţi Copiii kann allerdings die fehlenden Regierungsmaßnahmen nicht ersetzen: „Wir entwickeln auch Programme in den Schulen, weil viele Mütter minderjährig sind. Diese werden weder zu Hause, noch in den Schulen entsprechend informiert. Wir können nicht tatenlos warten, bis die Politik auf diese Situation aufmerksam wird und nationale Programme entwickelt werden. Unsere Organisation kämpft dafür, bis 2018 die Säuglingssterblichkeit unter 8 pro Tausend Geburten zu bringen – in Bulgarien liegt sie bei 7,6 Prozent und in Slowakei 5,6. Als wir begonnen haben, lag die Säuglingssterblichkeit bei 10,1 pro Tausend Geburten, das sind erschreckende Zahlen: 1.500 Babys sind 2015 gestorben, im Jahr 2010 waren es sogar 2.078”, erklärte Gabriela Alexandrescu, die sich auch bei den Ärzten und dem medizinischen Personal bedankte, dessen Zahl in Rumänien schrumpft, wobei allerdings Hermannstadt nicht klagen kann: genehmigt sind genügend Stellen, auch wenn recht oft die Angestellten Auslandsjobs annehmen.
Ruxandra STĂNESCU
Die Reanimationseinheit für Säuglinge wurde bereits in Betrieb genommen. Foto: Kreiskrankenhaus
Dr. Călin Remus Cipăian, Gabriela Alexandrescu, Dr. Livia Ognean und Dr. Radu Chicea bei der Pressekonferenz (v. l. n. r.). Foto: die Verfasserin