Schweizer Straßentheatergruppe gastierte mit Postauto in Hermannstadt
Ausgabe Nr. 2495
Er war nicht zu übersehen. Ein alter, gelber Bus mit Schweizer Nummernschildern (im Kanton Bern zugelassen) parkte zwei Tage lang (22.-23. August) im Hof des Brukenthalgymnasiums am Huetplatz. Und nein, er hatte weder mit der Schauwerkstatt der Wandergesellen noch mit dem Mittelalterfestival zu tun, wie einige auf Facebook rätselten. Der Schweizer Bus war Teil eines Straßentheaterstücks der Compagnie TheaterErschaffen Adam&Eva aus Erlach in der Schweiz. „P.O.T.R. – Die Reise“ hieß das lustige Theaterstück, mit dem die Künstler Susanna Hug, Bernd Somalvico und Lukas Keller auf Tournee durch die Schweiz, Deutschland, Tschechien, Ungarn und Rumänien reisten. Hauptattraktion der Show war allerdings das 10 Meter lange, 2,30 Meter breite und 3,50 Meter hohe und 59-jährige „Fräulein Sauer”.
Mit einem alten Schweizer Postauto, Baujahr 1957 unterwegs zu sein, ist schon ein Kunststück für sich. Es als Kulisse, Musikinstrument und Wohnung in ein Theaterstück einzubeziehen, ist phänomenal. Auf dem Huetplatz hatte man gleich zwei Mal die Gelegenheit, die Schweizer in Aktion zu sehen, am Montag und am Dienstag. Der Eintritt war frei, Spenden waren nach der Show willkommen.
Zur Story: Das Schweizer Ehepaar, Kurt und Erna Blaser-Lüthi, bringt höchstpersönlich mit ihrem alten Postauto „Fräulein Saurer“ Briefe an Empfänger in der ganzen Welt. Auf dem Weg schleicht sich ein Schwarzfahrer in das Postauto und die Beziehung von Kurt und Erna ist durch den Neuen gefährdet.
Als Zuschauer hat man den Eindruck, ein Teil der Show zu sein. Die beiden Schauspieler Susanna Hug und Bernd Somalvico, alias Erna und Kurt, kommunizieren von Anfang an mit dem Publikum, lassen es an dem Geschehen teilhaben.
Man nehme eine Mischung aus Clownerie, Theater, Musik, Straßenkunst und Improvisationsschauspiel. Fertig ist das Rezept für eine gelungene einstündige Unterhaltung. Es gab keinen Zuschauer auf dem Huetplatz, der nicht mindestens drei Mal laut gelacht hätte, sei es über die lustigen Grimassen der Akteure, deren Verkleidungskünste, rumänischen Übersetzungen á la „Bus stricat“ oder Verfolgungsjagden um den Bus herum.
„P.O.T.R. – Die Reise“ ist sehr lustig, hat einen enormen Unterhaltungswert und das Gute daran: Es ist in jeder Sprache verständlich. Der musikalische Teil ist auch richtig unterhaltsam: Mit Trommel, Tuba, Gitarre, Ukulele und manchmal dem Bus als Instrument musizierten sich die Schweizer in die Herzen der Zuschauer.
Und zum Schluss durfte einer der Zuschauer mit einem Brief bestimmen, wohin die Reise weitergehen sollte. Nach Hermannstadt adressiert war ein Brief an Musikerin Erika Klemm Marina, die ihrerseits einen Brief an Pfarrer Eginald Schlattner nach Rothberg schicken ließ.
Wie es zu der Tournee mit „Fräulein Sauer“ kam, erzählt Susanna Hug: „Wir waren schon letztes Jahr einmal in Rumänien mit dem Postauto. Wir wollten sehen, ob es möglich ist, mit dem alten Auto zu reisen. Die Idee war schon vorher da, aber nach dieser Reise merkten wir, dass dieses Auto zum Theaterspielen perfekt ist.“ Inzwischen hatten die drei Künstler Auftritte in Suncuiuș, Klausenburg, Reichesdorf/Richiș, Meschen/Moșna, Mediasch, Dupuș/Tobsdorf, Hermannstadt und Rothberg/Roșia. Rumänien fand Susanna „total schön” und war begeistert von der Improvisationsfreude und der Flexibilität der Leute.
Cynthia PINTER
Foto 1: „Bus kaputt!“, „Bus stricat!“, ruft die verzweifelte Schweizerin Erna (Susanna Hug) und ihr Mann Kurt (Bernd Somavico) fährt das Publikum mit knirschenden Zähnen an: „Das isch gar nicht luschtig!“. So begann der Auftritt einer Schweizer Theatertruppe auf dem Huetplatz.
Foto 2: Bernd Somalvico, Susanna Hug und Lukas Keller (v. l. n. r.) musizierten sich in die Herzen der Zuschauer.
Fotos: Cynthia PINTER