Gespräch mit Ute Hellmuth-Zweyer von MED EL
Ausgabe Nr. 2487
Die Premiere des Dokumentarfilms „Șansa de a auzi“ (Von der Chance, hören zu können) über Cochlear-Implantate, der von Ute Hellmuth-Zweyer (Innsbruck/Österreich) für den Verein Ascultă viața produziert wurde, fand am 17. Juni in der Astra-Bibliothek statt. Bei dieser Gelegenheit gewährte die Produzentin Ute Hellmuth-Zweyer der HZ- Chefredakteurin Beatrice U n g a r ein Kurzinterview.
Wie kam es zu diesem Projekt und wie würden Sie es in Kürze beschreiben…
Die Idee zu diesem Projekt kam, nachdem wir zwei Patientencamps, 2007 in Moeciu (erstes Sommercamp in Rumänien für Cochlea-Implantat-Kinder) und 2008 in der Valea Sadului (Zoodttal bei Hermannstadt) durchgeführt hatten. Der Verein Ascultă Viața (deutsch: Höre das Leben) wurde mit Hilfe der Taubstummenschule und der damaligen Direktorin Dr. Rodica Popescu im Oktober 2007 in Hermannstadt gegründet, und das zweite Camp wurde schon gleich vom Verein in Zusammenarbeit mit MED-EL Innsbruck organisiert. Beim zweiten Camp waren auch einige Teilnehmer das zweite Mal anwesend, ich dokumentierte auch dieses Camp mit Video, und bemerkte, dass nicht alle Kinder Fortschritte beim Hören und Sprechen gemacht hatten, und fragte mich warum. Mit diesem Projekt wollte ich herausfinden welches die wichtigsten Zutaten zum Erfolgsrezept „Hören mit Cochlea Implantat, sprechen lernen, Integration in die Welt der Hörenden, alle Berufschancen genau wie normalhörende Kinder“ sind. 2009 haben wir erneut das Sommercamp dokumentiert mit einem kleinen Film, erneut Râu Sadului im Juli 2009. Damals entstanden die ersten Aufnahmen mit Tudor Enea aus dem Film „Von der Chance zu hören/Chance to Hear“. Weiter ging es im August 2009 im Kloster Neamț in der Moldau. Das Projekt heißt „Good Performers“ – und es geht darum zu zeigen, wie man zu guten Hör- und Sprachergebnissen, zu einer gelungen Reha und Integration finden kann und vor allem: Kann dies jedes Kind? Natürlich stellt sich auch die Frage: Wie gut kann die Reha sein? Wo sind die 100 Prozent – ich ging von der Aussage meines Englischlehrers in Deutschland aus. Ich hatte ja 11 Jahre Englisch gelernt und konnte doch nicht gut sprechen. Er sagte mir: „Use your English“ – ich sagte dann „Use Your Implant – diese Filme zeigen das, wie man einem technischen Wunderwerk Leben einhaucht. Mittlerweile habe ich 12 Kinder und 2 Erwachsene in diesem Projekt. Und im Oktober ist wieder Premiere, voraussichtlich in Klausenburg über ein Mädchen aus Baia Mare.
Warum gerade in Rumänien?
Ich stamme selbst aus Rumänien, und wir haben hier einen starken Patientenverein – der größte mit diesem Profil in Rumänien und auch europaweit einer der mit 200 aktiven Mitgliedern am besten organisierten Vereine. Ein Highlight für den Verein war der Auftritt des Ensembles Cochlea-implantierter Kinder aus Rumänien bei der Eröffnungsfeier zur 87. Jahresversammlung der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e. V. in Düsseldorf am 4. Mai d. J.
Wie sehen die Zukunftspläne aus?
Wir wollen weitermachen. Die Erfolge spornen uns an, die glücklichen Kinder und Eltern geben mir Energie. Sie genießen das Leben, sie singen und tanzen – wie schön! Ebenfalls möchte ich im kommenden Jahr mit einer Studie beginnen und erforschen, wie viel Prozent der implantierten Kinder gute Ergebnisse haben, wie viel weniger gute und natürlich warum.
Danke für das Gespräch.
Foto 1: Tudor Enea, der „Held“ des Dokustreifens über ein Cochlea-implantiertes Kind, stellte seine Kolleginnen und Kollegen vor, mit denen er in Düsseldorf aufgetreten war.
Foto 2: Bei der Filmpremiere in der Astra-Bibliothek (v. l. n. r.): Prof. Dr. Stan Cotulbea, Ute Hellmuth-Zweyer und prof. Dr. Rodica Popescu.
Fotos: Beatrice UNGAR