Ausgabe Nr. 2445
Gespräch mit Dan Fleșeriu, dem neuen Trainer von CSU Atlassib Sibiu
Stellen Sie sich bitte kurz vor!
Mein Name ist Dan Fleșeriu und ich bin in Hermannstadt geboren. Beide Eltern waren Basketballtrainer. Ich bin auf dem Basketballspielfeld in der Nähe des ehemaligen Theatermarktes aufgewachsen. Ich hielt einen Basketball in der Hand noch bevor ich gehen konnte und so lange kenne ich die Mannschaft von CSU Atlassib Hermannstadt auch. Ich habe mich als Spieler bei CSU Hermannstadt versucht, das hat aber nicht richtig geklappt. Das war auch noch die Zeit, in der die Mannschaft Höchstleistungen erbrachte und zwei Mal die Meisterschaft gewann. Ich habe hier in Hermannstadt Sport und Psychologie studiert. Eine Zeit lang arbeitete ich als Schiedsrichter, habe diesen Beruf aber für den des Trainers an den Nagel gehängt. Als Trainer habe ich im Damenbasketball bei U Klausenburg, CSM Sathmar und CSM Târgoviște gewirkt.
Was ist Ihre bisherige höchste Errungenschaft?
Ich habe der Mannschaft von CSM Târgoviște zum Landesmeistertitel verholfen. Auf internationaler Ebene haben wir mit der rumänischen U18-Nationalmannschaft der B-Liga eine europäische Meisterschaft gewonnen.
Welcher internationale Basketballspieler ist Ihr Vorbild?
Am liebsten mag ich Magic Johnson. Darum habe ich auch den Klub, mit dem ich in Hermannstadt als Trainer begonnen habe, Magic Sibiu genannt.
Auf welchem Niveau befindet sich der rumänische Basketball auf europäischer Ebene?
Ich glaube nicht, dass man eine genaue Klassifizierung machen kann, ob fünfter, siebter oder zehnter Platz. Sicher ist, dass sich diese Sportart im Wachsen befindet. Es wird viel Geld investiert. Einige Klubs haben Budgets von über einer Million Euro, das heißt, dass sie sich den anderen Mannschaften Europas nähern. Inzwischen spielen ehemalige NBA-Spieler in rumänischen Klubs mit und das sieht man dann an der Qualität des Spiels.
Wie beliebt ist Basketball in Rumänien?
Den Studien zufolge, die von der rumänischen Basketballföderation (FRB) gemacht wurden, befindet sich der Basketball an zweiter Stelle nach dem Fußball. Es werden immerhin 3 bis 4 Spiele pro Meisterschaftsetappe live im Fernsehen übertragen, also fast wie beim Fußball. Wahrscheinlich ist die Zuschauerquote beim Fußball größer, aber unsere Konkurrenz sind eher der Handball, Volleyball und anderen Mannschaftssportarten.
Nehmen wir an, Sie hätten unendlich viel Geld in ihrem Budget vom Klub. Welche Basketballspieler würden Sie anwerben?
Wenn ich unendlich viel Geld zur Verfügung hätte, würde ich ein unglaublich starkes Junioren-Team zusammenstellen und praktisch meine eigenen Spieler großziehen.
Warum haben Sie sich entschieden, das Hermannstädter Team zu trainieren?
Ich habe mir immer gewünscht früher in der Hermannstädter Mannschaft zu spielen und später als Trainer die Mannschaft zu leiten. Ich hatte nicht erwartet so schnell als Trainer hier angeworben zu werden, vielleicht erst später, nachdem ich mehr Erfahrung als Trainer gesammelt hätte. Viele würden sich wünschen, die Hermannstädter Mannschaft zu trainieren, schon der langjährigen Tradition des Klubs wegen.
Wie unterscheidet sich das Training der Damen von jenem der Herren?
Noch kann ich nicht Vieles darüber sagen, da ich erst seit einem Monat die erste Herrenmannschaft meiner Karriere trainiere. Es ist eine Herausforderung für mich, aber es macht mir großen Spaß und ich bereite mich Stunden vorher für das Training vor. Ich denke mir immer neue Übungen aus.
Welche Kriterien haben Sie bei der Auswahl der Spieler angewendet?
In erster Reihe habe ich schnelle, energische Spieler gewählt, denen die Verteidigung gefällt und die korrekt und effizient Körbe werfen können. Das waren die Hauptkriterien. Dann habe ich Spieler gesucht die Leistungen für ihre Teams gebracht haben. Mir gefallen groß gewachsene Spieler, sie sind vielfältiger einsetzbar. Ich glaube auch nicht an die typischen Positionen im Basketball, je vielseitiger der Spieler desto besser.
Wie motivieren Sie die Spieler nach einer Niederlage?
Es kommt darauf an. Wenn die Spieler alles auf dem Spielfeld gegeben haben, werde ich nicht anfangen sie auszuschimpfen. Wenn man ein Spiel verliert, heißt das noch lange nicht, dass die Spieler schlecht sind. Vielleicht war das andere Team an jenem Tag einfach besser.
Haben Sie während der Trainingszeit einen Spieler mit besonderem Talent entdeckt?
Alle sind talentiert, darum habe ich sie gewählt. Während des Trainings erkenne ich meistens nur die negativen Sachen bei Spielern. Der dort macht nicht, was ich ihm gesagt habe, der andere spricht zu viel, ein anderer ist nicht schnell genug und daran müssen wir arbeiten. Darum trainieren wir. Wenn ich nur die positiven Sachen sehen würde, wäre das Training umsonst.
Wie würden Sie für den Basketball bei Kindern werben?
Dafür muss man gar nicht so viel werben. Die Kinder kommen von selber. Unser Problem ist der Platzmangel, wir haben nicht genügend Säle. Das ist schade, denn Mannschaftssportarten sind eine Alternative zum Computerspielen und tragen zur Gesundheit der Kinder bei. Kinder wollen sich bewegen, ihr Körper verlangt das. Bloß fehlen uns, wie gesagt, die Räumlichkeiten. Unser Klub hat nur drei Junior-Teams U13, U14 und U16. Wir würden 15 haben wollen, wenn das möglich wäre, denn interessierte Kinder gibt es genug. Es gibt zwei Klubs in Rumänien, die die gesamte Struktur von den ganz kleinen Sechsjährigen bis zu den Profis aufgebaut haben. Es handelt sich dabei um Klausenburg und Galați.
Haben Sie auch andere Lieblingssportarten?
Ich schaue mir so oft ich kann die Tennisspiele im Fernsehen an. Selber gespielt habe ich aber noch nie. Der Basketball nimmt 10 Stunden meines Tages ein, also bleibt wenig Zeit für andere Sportarten.
Haben Sie besondere Strategien, die zur Höchstleistung der Spieler beiträgt?
Es gibt kein magisches Rezept für gute Resultate. Es hängt vom Spieler und vom Trainer ab. Ich gehe mehr auf den mentalen Teil beim Training ein, ich benutze die Psychologie bei der Arbeit mit dem Spieler. Andere Trainer wenden technisch-methodische Taktiken an, die sie immer wieder wiederholen, bis der Spieler selber zum Roboter wird. Wiederum andere versuchen es mit negativer Motivation und haben auch damit Erfolg.
Haben Sie die Entwicklung der Hermannstädter Mannschaft verfolgt? Was bringen Sie Neues?
Ja, ich habe so gut ich konnte den Werdegang des Teams verfolgt. Ich möchte den Enthusiasmus der Sportler wecken. Ich möchte, dass jeder Spieler so spielt, als wäre er in Hermannstadt geboren, aber das geht natürlich nicht von heute auf morgen. Die meisten Spieler sind Neulinge in Europa und brauchen wahrscheinlich mehr Zeit, um sich hier einzuleben. Darum nehmen nicht viele Trainer diese große Verantwortung auf sich, neue Spieler für Europa zu trainieren. Die rumänischen Klubs und ihre Präsidenten wollen sofort gute Resultate sehen, europaweit sind die Ziele nicht kurzfristig wie hier.
Welches ist das Hauptziel für diese Saison? Was möchten Sie in den nächsten zwei Jahren erreichen?
Das Hauptziel ist die Qualifikation in die Playoffs, also unter den besten 8 sein. Das mag nicht nach Viel klingen, ist aber schwer zu erreichen. Es gibt mindestens 10 Mannschaften, die ein größeres Budget zur Verfügung haben als wir. Alles was wir mehr erreichen als Platz 8 wird also ein Bonus sein. Für nächstes Jahr habe ich mir vorgenommen mindestens den Hauptteil der jetzigen Mannschaft zu behalten, wertvollere Spieler dazu zu gewinnen, um dann unter den besten sechs Mannschaften des Landes zu gelangen.
Gestern hat das Turnier „Memorialul Elemer Tordai“ in der Transilvania-Halle in Hermannstadt begonnen, wo CSU Atlassib Hermannstadt zum ersten Mal in neuer Besetzung zu sehen war. Welches Team wird am schwierigsten zu besiegen sein?
Definitiv ist Steaua Bukarest das stärkste Team im Turnier. Sie spielen im Eurocup mit. Sie sind zurzeit die Besten im Land und haben praktisch den Platz von Asesoft Ploiești eingenommen. Heute spielt unsere Mannschaft gegen BCM Pitești und morgen gegen Dinamo Bukarest.
Wir wünschen viel Erfolg in der neuen Saison und herzlichen Dank für das Gespräch!
Cynthia PINTER