Ausgabe Nr. 2421
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Dr. Frank-Walter Steinmeier hielt Festrede beim 25. Gründungsjubiläum des DFDR
„Die Fotografien und Modelle geben einen Einblick in die wechselvolle Geschichte der deutschen Minderheit hier im Lande, in Ihre Geschichte. Was beim Betrachten der wunderbaren Zeugnisse Ihres Zusammenlebens ganz deutlich wird, ist vor allem eins: Minderheiten bereichern die Mehrheit, Sie bereichern mit ihrer Kultur und ihren Traditionen die rumänische Gesellschaft".
Mit diesen Worten würdigte Dr. Frank-Walter Steinmeier in seiner Festrede bei der Festveranstaltung zum 25. Gründungsjubiläum des Demokratischen Forusm der Deutschen in Rumänien (DFDR) zugleich die Ausstellung „Die deutsche Minderheit in Rumänien. Geschichte und Gegenwart im vereinten Europa" im Brukenthalpalais als auch die deutsche Minderheit, der sie gewidmet ist. Die Ausstellung ist in vier Räumen im ersten Stock des Brukenthalpalais noch bis zum 25. März daselbst zu besichtigen. Die Vernissage im Vorfeld der Jubiläumsveranstaltung fand im Beisein von Rumäniens Staatspräsident Klaus Johannis statt, der nicht nur der viermal hintereinander gewählte Bürgermeister von Hermannstadt sondern auch der bisher „langlebigste" DFDR-Landesvorsitzende gewesen ist (2002-2013). Präsident Johannis sagte in seiner kurzen Ansprache: „Heute möchte ich besonders hervorheben, dass im Laufe der Jahrhunderte die Beziehung zwischen Rumänen und Deutschen auf dem Gebiete Rumäniens mit einigen zeitweiligen ideologisch bedingten Ausnahmen auf Harmonie und gegenseitigen Respekt beruhte. Die Deutschen in Rumänien waren seit dessen Gründung immer loyale Bürger des rumänischen Staates und trugen konstruktiv zu dessen Konsolidierung und Modernisierung bei. Die deutsche Gemeinschaft ist den rumänischen Behörden und dem rumänischen Volk dankbar dafür, dass sie in den 25 Jahren seit der Wende eine umfassende Unterstützung für die Wahrung ihrer Identität erhalten hat und auch von der vollen Offenheit und Sympathie ihrer Mitbürgerinnen und Mitbürger getragen wurde. Die Einrichtungen der deutschen Minderheit – Kindergärten, Schulen, Theater, Medien, Kulturvereine und Einrichtungen für die Altenpflege – könnten heute nicht existieren ohne die großzügige Unterstützung seitens des rumänischen Staates sowohl auf zentraler Ebene als auch im Bereich der Kommunalverwaltung.
Die Deutschen in Rumänien sind Teil der Geschichte und Identität unseres Landes. Das Kulturerbe dieser Gemeinschaft ist Teil der Vielfalt und des einzigartigen Reichtums des rumänischen Kulturraumes, in dem die Bedingungen gegeben sind und der einmütige Wunsch besteht, diese auch in der Zukunft zu pflegen. Mehr noch, das Modell des Zusammenlebens in unserem Land ist beispielhaft. Im Kontext der zahllosen ethnisch bedingten Konflikten weltweit stellt Rumänien eine glückliche Ausnahme und ein Vorbild dar. In diesem Sinne bin ich überzeugt davon, dass das Demokratische Forum der Deutschen in Rumänien auch weiterhin eine wichtige und wertvolle Brücke zwischen Rumänien und Deutschland sein wird und dass sich dessen Vertreter auf allen Ebenen weiterhin für die Vertiefung dieser Beziehungen und den Aufbau eines modernen, offenen und europäischen Rumänien einsetzen werden."
Johannis dankte allen Veranstaltern und Beteiligten. Diesem Dank schloss sich auch der DFDR-Landesvorsitzende Dr. Paul-Jürgen Porr an, der besonders dem Generaldirektor des Brukenthalmuseums, Prof. Dr. Sabin Adrian Luca, für dessen Entgegenkommen und tatkräftige Unterstützung bei der Ausrichtung der Ausstellung, die unter der doppelten Schirmherrschaft des DFDR und der Deutschen Bostchaft in Bukarest vorbereitet und umgesetzt wurde, dankte. Ein entsprechender Katalog lag bei der Vernissage vor.
Der hohe Ehrengast der Veranstaltung, Dr. Frank-Walter Steinmeier sagte: „Es ist gut zu wissen, dass der ehemals tüchtige Bürgermeister von Hermannstadt, Klaus Johannis, jetzt Präsident des Landes ist und die Geschicke der Stadt bei Astrid Fodor in besten Händen sind." Steinmeier hatte Hermannstadt am 31. Dezember 2006 besucht und war Ehrengast bei den Feierlichkeiten anlässlich des EU-Beitritts Rumäniens und der Eröffnung des Kulturhauptstadtjahres. Bei seinem Besuch am Montag stellte er fest, dass die Stadt „noch schöner und noch beeindruckender" wirke als Zeichen, „dass hier ein tüchtiger Bürgermeister gewirkt" habe. Steinmeier ging auch auf das deutschsprachige Unterrichtswesen in Rumänien ein und erwähnte stellvertretend für dessen ausgezeichnete Qualität die beiden aus Rumänien stammenden Nobelpreisträger Herta Müller und Stefan Hell. Desgleichen dankte er den anwesenden Bundestagsabgeordneten stellvertretend für den Bundestag für die aus dem Bundeshaushalt zugewiesenen Mittel in Höhe von 750.000 Euro für die Unterstützung des deutschsprachigen Unterrichtswesens, insbesondere der Lehrer, in Rumänien.
Bei der Festveranstaltung zum 25. Jubiläum des DFDR im Thaliasaal hielt Dr. Frank-Walter Steinmeier die Festrede zum Thema „Nationalität und Identität". Vor dem Thaliasaal hatten die Mitglieder der Tanzgruppen Spalier gestanden für den deutschen Außenminister. Als die Tanzgruppen auf die Bühne marschierten, standen der deutsche Außenminister und die Mitglieder seiner Delegation Spalier, um sich zu einem Treffen mit Vertretern des Deutschen Wirtschaftsklubs zu begeben.
Zuvor hatte aber der rumänische Außenminister der deutschen Minderheit in Rumänien für deren Beitrag zur Konsolidierung der rumänischen Gesellschaft und zum Fortschritt in der rumänischen Politik gedankt. Aurescu erinnerte daran, dass vor 20 Jahren die vom Europarat verabschiedete Menschenrechts-Konvention unterzeichnet und ratifiziert worden sei, Rumänien sei der erste Staat gewesen, dessen Parlament die Konvention im April 1995 ratifiziert hat. Hermannstadt sei in diesem Kontext ein „europäisches und internationales Modell" dafür, wie wichtig es sei, dass ein Staat das legitime Recht einer Minderheit sichere, ihre eigene Identität zu pflegen.
In seiner Begrüßung hatte der DFDR-Landesvorsitzende Dr. Paul-Jürgen Porr einen kurzen Rückblick auf die 25 Jahre seit der Gründung des DFDR geworfen und gesagt, er werde oft gefragt „Wie lange wird es das Deutsche Forum noch geben?" Seine Antwort laute und lautete auch am Montag: „So lange es eine deutsche Minderheiit in Rumänien gibt".
Foto 1: Vernissage mit hohen Gästen: Staatspräsident Klaus Johannis am Rednerpult im Brukenthalpalais bei der Vernissage der Ausstellung „Die deutsche Minderheit in Rumänien. Geschichte und Gegenwart im vereinten Europa". Auf dem Bild zu sehen sind in der ersten Reihe (v. l. n. r.) der DFDR-Landesvorsitzende Dr. Paul-Jürgen Porr, der rumänische Außenminister Bogdan Aurescu, der Bundesminister des Auswärtigen Dr. Frank-Walter-Steinmeier und Hermannstadts Bürgermeisterin ad interim Astrid Fodor.
Wie Dr. Porr betonte, stelle die Ausstellung „keine Nabelschau" dar sondern man wolle damit – die Texte sind in deutscher und rumänischer Sprache verfasst – die Mehrheitsbevölkerung in Rumänien über die deutsche Minderheit hierzulande unterrichten mit dem Blick auf das „interethnische und interkonfessionelle Zusammenleben in diesem Raum".
Foto 2: Bei der Festveranstaltung im Thaliasaal boten alle anwesenden Tanzgruppen aus Siebenbürgen, dem Banater Bergland und aus dem Banat zur Begleitung der Blaskapelle aus Trestenburg einen beeindruckenden und viel beklatschten Aufmarsch.
Foto 3: Zwischen Vernissage und Festveranstaltung überreichte die Bürgermeisterin ad interim Astrid Fodor (links) im Rahmen einer Feierlichkeit dem Bundesminister des Auswärtigen, Dr. Frank-Walter Steinmeier (rechts) die Urkunde und die Insignien eines Ehrenbürgers von Hermannstadt.
Fotos: Fred NUSS