Ausgabe Nr. 2389
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Erste Fahrradtour zu Kirchenburgen in Siebenbürgen war erfolgreich
„Wir haben schöne und wertvolle Kirchenburgen in Siebenbürgen, die sehenswert sind. Was soll damit geschehen?" Diese Frage beschäftigt die Freiwilligen des Tourismus-Projekts der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien, allen voran die rührige Bankdirektorin Carmen Schuster, nicht nur seit die Landeskirche das EU-Kirchenburgenprojekt in Angriff genommen hat. In dessen Rahmen wurden inzwischen 18 Kirchenburgen saniert, diese und auch andere zu vernetzen und den interessierten Touristen zugänglich zu machen ist und bleibt eine Herausforderung.
Sanften Tourismus habe man sich für die Kirchenburgen gewünscht, sagt Carmen Schuster. So habe eine Radtour auf der Hand gelegen. „Wir wollen auch keinen Massentourismus, sondern vor allem Individualtouristen ansprechen", fügt sie hinzu.
Bei der ersten „Bike & Like Kirchenburgen-Fahrradtour”, die am Samstag und Sonntag NO STRESS Triatlon und die Freiwilligen-Gruppe des Tourismus-Projektes der Evangelischen Kirche A. B. organisierten, war mit rund 250 Teilnehmenden nahezu die oft heraufbeschworene „kritische Masse" fast erreicht: Wie viele durstige und hungrige Radfahrer kann man in knapp zwei Stunden betreuen? Alle und noch einige dazu, antworteten alle beteiligten Gastgeber. Ihr Hauptquartier hatten die Organisatoren in der Aula der Brukenthalschule eingerichtet, wo auch Freiwillige von der Hermannstädter evangelischen Kirchengemeinde im Einsatz waren. Das Wetter spielte nicht so richtig mit und so kamen dann die vorbereiteten Besichtigungstouren zu kurz.
Verregnet war auch der Samstagvormittag, als alle 240 Radfahrer aus dem Hof der Brukenthalschule starteten, allen voran Hermannstadts Bürgermeister Klaus Johannis, und hinter einem Polizeiwagen im Pulk bis nach Großau fuhren. Hier gab es eine Führung durch die Burg und die Kirche und lokale Leckerbissen. Auf Zeit gefahren wurde dann bis Michelsberg über Poplaka und Rășinari. Als die ersten Radfahrer hier eintrafen, strahlte die Sonne. Alle stellten ihre Räder im Schulhof ab und genossen im Kirchhof Hanklich, Kaffee und Limonade… aus dem Turm. Der Michelsberger Kurator Michael Henning hatte eine 200-Liter-Plastiktonne in den Turm getragen und dort Limonade aus 250 Zitronen zubereitet. Früher wurde dort der Speck kalt gehalten, warum nicht auch ein Erfrischungsgetränk… Alle besichtigten dann auch die Burg und in der Kirche erzählte ihnen Projektleiter und Ortspfarrer Stefan Cosoroabă einiges aus der Geschichte des Ortes und der evangelischen Kirchengemeinde. Musikalisch umrahmte Rotraut Barth das Geschehen an der Orgel.
Dermaßen gestärkt machten sich die Teilnehmenden auf zur letzten Station des ersten Tages: Neppendorf. Hier wurden sie im Hof des Tagungshauses der Evangelischen Akademie erwartet mit Blasmusik, Gegrilltem und Erfrischungsgetränken.
Am Sonntag ging es wieder mit dem Polizeiwagen im Schritttempo bis zur Abzweigung nach Michelsberg und von dort radelten alle auf Zeit bis nach Heltau ins Ziel neben der Kirchenburg. Im Pfarrgarten gab es den „evangelischen Speck" genannten Aufstrich und Tomatenscheiben dazu, Wasser und Kaffee. In der Kirche erzählten Stadtpfarrer Zorán Kezdi und Ciprian Munteanu einiges über die Heltauer Geschichte, der Organist Remus Henning spielte Bach und Messiaen und zwei Stunden danach starteten alle Richtung Endziel Freck. In der Brukenthalschen Sommerresidenz angekommen, erhielten alle Teilnahmemedaillen, -trikots und Postkarten. Bei der Siegerehrung gab es Stehapplaus für den Kulturbotschafter der Kirchenburgen, den Sportkommentator Cristian Ţopescu, der an beiden Tagen dabei war.
Man kann durchaus sagen: Alle haben gewonnen, sowohl die Teilnehmenden als auch die Gastgeber.
Auf dieser Seite lassen wir aber vor allem die Bilder sprechen.
Beatrice UNGAR
Zum Start aus dem Hof der Brukenthalschule stellte sich am Samstag Hermannstadts Bürgermeister Klaus Johannis persönlich an die Spitze der Radfahrer. Neben ihm (Nummer 1) die Bukaresterin Roxana Vatrici, die zum Abschluss als beste Dame der Radtour auf das Siegertreppchen steigen durfte.
Foto: Cynthia PINTER
„Gleichzeitig findet auch die Tour de France statt und einige Beobachter sind unter uns, geben Sie also Ihr Bestes", witzelte der Kulturbotschafter der Kirchenburgen, Sportkommentator Cristian Ţopescu (links) bei der Begrüßung der Teilnehmer am Samstag Morgen im Hof der Brukenthalschule. Ihm zur Seite stehen Cristian Preda (2. v. l.) von NOSTRESS Triathlon, Bankdirektorin Carmen Schuster (3. v.l.), Moderator Elöd Pál-Pál (2. v. r.) und Projektleiter Stefan Cosoroabă (rechts).