Ausgabe Nr. 2914
EU-Gelder: 35 Mio. Euro für Kirchen und Kirchenburgen

Pressekonferenz im Teutsch-Haus (v. l. n. r.): Pressesprecher Hans Königes, Hauptanwalt Friedrich Gunesch, Bischof Reinhart Guib und Stiftungsdirektor Cristian Cismaru. Foto: Ruxandra STĂNESCU
Bischof Reinhard Guib, Hauptanwalt Friedrich Gunesch und Cristian Cismaru, Direktor der Stiftung Kirchenburgen stellten in einer Pressekonferenz im Teutsch-Haus die Strategie der Evangelischen Kirche in Rumänien A. B. (EKR) bezüglich der Situation der Kirchenburgen vor.
Bischof Guib erklärte, das Ziel der EKR ist, dass das „kulturelle Erbe der evangelischen Siebenbürger Sachsen anerkannt, geschätzt und lokal, regional, national, europäisch und weltweit unterstützt wird.” Die Kirchenburgen sind nicht nur UNESCO-Weltkulturerbe, sondern auch ein nationales Erbe „denn die überwiegende Mehrheit der Kirchenburgen und Festungen aus dem 13. bis 16. Jahrhundert muss gerettet und aufgewertet werden.” Das größte Problem ist, dass die evangelische Kirche sich „in der unmöglichen Situation” befindet, „all diese jahrhundertealten Meisterwerke in den sächsischen Dörfern und Städten zu nutzen, zu erhalten und zu restaurieren”, während „90 Prozent der evangelischen Sachsen aus ihrer Heimat ausgewandert sind.”
Bischof Guib erklärte weiterhin, dass die Kirche bemüht ist, durch Partnerschaften und nachhaltigen Tourismus den „Verfall dieser identitätsstiftenden Bauwerke zu verhindern”.
Anschließend gab Friedrich Gunesch einen Überblick über die abgeschlossenen und laufenden Projekte zur Rehabilitation der Kirchenburgen und Kirchen, die sich auf 35 Millionen Euro belaufen. „Wir sind froh, dass es so viele Möglichkeiten und Gelegenheiten gibt, unsere Kirchen und Kirchenburgen aufzuwerten. Es reicht nicht aus, sie zu restaurieren und zu reparieren, man muss sie auch nutzen, wenn nicht mit dem gleichen Ziel, dann mit einem guten, kulturellen, touristischen Ziel. Insgesamt sind es etwa 200 Kirchen, um die wir uns kümmern müssen.”
Dabei ist die Kirche bemüht, sie wieder aufleben zu lassen. Eine gute Möglichkeit ist es, Partner zu finden: „Einige wurden an territoriale Verwaltungseinheiten verschenkt, die an einer Übernahme interessiert waren, wie zum Beispiel in Bistritz, wo der Kreisrat drei Kirchen übernommen hat, der Verein „Ars Transilvanica” darf 25 Jahre die Burg in Kelling/Câlnic benutzen, die HOG aus Abstdorf/Ţapu hat die Kirchenburg übernommen und auch das Bürgermeisteramt in Halvelagen/Hoghilag hat die befestigte Kirche übernommen.
Auch wenn viele der Kirchen nicht mehr benutzt werden, wurden Notreparaturen an 80 bis 100 Kirchen durchgeführt, erklärte Gunesch, entweder mit Hilfe der HOGs oder durch anderen Initiativen. „25 Prozent der Kirchen sind in Gefahr, aber nicht unmittelbar bedroht” erklärte er, „vielleicht sind 10 Prozent der Kirchen gefährdet.” Wenn man sie retten muss, steht man vor zwei Problemen: „Wo ist das Geld und wo sind die Spezialisten?”
Eine große finanzielle Unterstützung kam von er Europäischen Union, erklärte der Generalsekretär: „Die EU-Projekte waren absolut fantastische Projekte, sie hatten eine gute Wirkung. Im Rahmen des ersten Projektes haben wir 18 Kirchen renoviert haben, für die 5 Millionen Euro zur Verfügung standen, dazu kam die Hermannstädter Stadtpfarrkirche, für die weitere 5 Millionen Euro ausgegeben werden konnten.” Dabei fügte er hinzu: „Wir konnten sehr viele Arbeiten durchführen, 2007-2013 konnten wir mit dem gleichen Geldbetrag viel mehr machen”.
Weitere 15 Millionen Euro wurden im Rahmen eines zweiten Programms erhalten: „Insgesamt konnten wir dadurch 16 Kirchen restaurieren, von denen 13 befestigt waren. Weitere drei Kirchen wurden mit Hilfe der lokalen Behörden restauriert.”
Das dritte Programm hat dieses Jahr begonnen, mit zwei Jahren Verspätung. Friedrich Gunesch: „Wir sitzen wieder am Tisch der Geldgeber mit drei großen Projekten: 5 Millionen Euro für Botsch/Batoș, 2,5 Millionen Euro für Hamruden/Homorod und 2,5 Millionen Euro für Reichesdorf/Richș.” Dabei ist die Leistung der Mitglieder der Evangelischen Kirche beachtlich: „In diesem Jahr ist es der evangelischen Kirche gelungen, mehr als die Hälfte der von der EU für diese Sparte bereitgestellten Mittel zu erhalten.”
Cristian Cismaru, der neue Direktor der Stiftung Kirchenburgen, die für die nachhaltige Förderung historischer Denkmäler für den Tourismus zuständig ist, stellte die Projekte und die zukünftige Ausrichtung der Stiftung vor. „Die Erhaltung der Kulturlandschaft der siebenbürgischen Kirchenburgen bleibt eine große Aufgabe. Neue Ideen und Konzepte sind gefragt.“ Einige dieser Ideen stellte er anschließend vor, die auch die lokalen Gemeinschaften einbeziehen: kulinarische und sportliche Veranstaltungen, Wanderungen, Workshops und touristische Angebote.
Ruxandra STĂNESCU