Eine Buchvorstellung der besonderen Art im Spiegelsaal
Ausgabe Nr. 2912

Benjamin Józsa, Beate Kleifgen und Heinz Bretz (v. l. n. r.) bei der Buchvorstellung im Spiegelsaal des DFDH.
Foto: Beatrice UNGAR
Anlässlich des 80. Jahrestages der Deportation hat der Deutschlehrer Heinz Bretz im Honterus-Verlag Hermannstadt ein Buch unter dem Titel „Russland hat meine Träume begraben“ veröffentlicht, in dem er das Leben seiner Mutter Augustine Schuster, verheiratete Bretz, vor und nach der Deportation schildert. Sie hat in ihren Lebenserinnerungen über die leidvollen Jahre der Zwangsarbeit in der heutigen Ukraine berichtet. Dieser Teil ihrer Lebenserinnerungen ist vollständig in dem Buch enthalten, das im Beisein des Autors am 13. Mai im Spiegelsaal des Demokratischen Forums der Deutschen in Hermannstadt vorgestellt wurde.
Bretz hatte seine Mutter, die von 1987 in Köln gelebt hatte, erst 2003 überzeugen können, ihre Erinnerungen an jene Zeit zu Papier zu bringen. Sie tat es unter dem Titel „Erinnerungen an eine verlorene Heimat”. Nun wurde endlich ein Buch daraus, auch Dank der Unterstützung der Gattin von Bretz, Beate Kleifgen. Diese habe, wie es in der Widmung am Anfang des Buches heißt, seine Mutter „in deren letzten Lebensmonaten eng betreut und in schweren Stunden begleitet. Dies Buch ist erst durch sie möglich geworden”. Die Pädagogin stand Bretz auch bei der Buchvorstellung zur Seite und las Passagen aus dem Buch vor.
Zunächst hatte Bretz aus den Erinnerungen seiner Mutter am 14. Januar 2020, aus Anlass des 75. Jahrestags der Russlanddeportation im Rahmen des Seniorennachmittags im Spiegelsaal des Demokratischen Forums der Deutschen in Hermannstadt vorgelesen. So wie es schon lange Zeit gute Tradition ist, hatte die Organisatorin, die inzwischen verstorbene Biologielehrerin i. R. Marga Grau, einen Vortragenden zu einem selbst gewählten Thema gewinnen können. Bretz ist in Deutschland Rentner und unterrichtete in dem Schuljahr 2019/2020 als Freiwilliger Deutsch am Pädagogischen Lyzeum in Hermannstadt.

Heinz Bretz: „Russland hat meine Träume begraben“. Aus Hermannstadt ins Kohlebergwerk deportiert. Augustine Bretz (1925-2013). Honterus Verlag, Hermannstadt 2024, 64 Seiten, ISBN 978-606-008-175-3.
Eine erste Buchvorstellung hatte das Kulturreferat der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen am 16. März, im Vereinshaus der Kreisgruppe Köln veranstaltet.
Das Buch, sagte Verlagsleiter Benjamin Józsa vom Honterus-Verlag Hermannstadt bei der Buchvorstellung am 13. Mai im Spiegelsaal des DFDH, sei besonders wichtig, auch weil viele der Nachkommen der Opfer der Deportation daraus erfahren können, was ihre Mütter oder Väter erlebt haben.
Im Vorwort heißt es diesbezüglich: „Rumänien hat mit dem Gesetz 130/2020 die monatlichen Entschädigungszahlungen auf Nachkommen ausgeweitet. Viele betroffene Nachkommen erhalten nun eine Zahlung für das Leid, das ihre Mütter oder Väter erleben mussten. Oft wissen sie aber nur wenig darüber, was ihre Mütter oder Väter erlebt haben.”
Die Mutter von Heinz Bretz, Augustine Schuster, war 19 Jahre alt, hatte gerade ihr Bakkalaureat sehr gut bestanden, wollte Mathematik und Physik studieren und wurde aber aus Hermannstadt in den Donbas deportiert. Dazu Bretz: „Ihr Schicksal ist eines von etwa 70.000 deutschen Frauen und Männern, die im Januar 1945 aus Rumänien in die UdSSR zur Zwangsarbeit deportiert wurden. Viele starben. Die, die heimkehrten, waren oft traumatisiert und krank. Sie mussten unter völlig veränderten Bedingungen ihr Leben in Siebenbürgen, der damaligen Ostzone oder der entstehenden Bundesrepublik neu gestalten.”
Das Buch ist mit der Unterstützung des Departements für Interethnische Beziehungen im Generalsekretariat der Rumänischen Regierung durch das Demokratische Forum der Deutschen in Rumänien erschienen und wird kostenlos abgegeben.
Beatrice UNGAR