Teodor Birț und Robert Schwartz beim Deutschen Wirtschaftsclub Siebenbürgen
Ausgabe Nr. 2912

Wolfgang Köber, Teodor Birț, Robert Schwartz und DWS-Geschäftsführer und Stadtrat Wolfgang Alexander Guib (v. l. n. r.). Foto: Werner FINK
Beim Treffen des Deutschen Wirtschaftsclubs Siebenbürgen (DWS) gab es zwei Gäste. Im ersten Teil stellte Teodor Birț Verwalter der Stadt Hermannstadt einige Projekte der Stadt vor. Gesprochen wurde auch über verschiedene Probleme und Herausforderungen. Im zweiten Teil des Abends stellte sich der gebürtige Hermannstädter Robert Schwartz, Präsident der Deutsch-Rumänischen Gesellschaft Berlin, vor, der über die diplomatischen Beziehungen zwischen Rumänien und Deutschland sprach, die in diesem Jahr seit 145 Jahren offiziell aufgenommen wurden.
Der gegenwärtig in Berlin lebende Robert Schwartz gratulierte für all das, was bislang in Hermannstadt zustandegekommen ist. Schwartz ist nämlich 1956 in Hermannstadt geboren. Er besuchte die Brukenthalschule und studierte dann Germanistik in Bukarest. Danach machte er eine Zeit lang im Chor „Song” mit. Als am Bukarester Lyzeum Plätze frei wurden, da sieben Lehrerinnen im Dezember im Westen geblieben waren, wurde er hier Grundschullehrer für einige Jahre. Dann wurde er Vertretungslehrer, Deutschlehrer und hatte auch einige Englischklassen. Nach der Wende wurde er der Direktor des Lyzeums. Er wurde von der deutschen Gemeinschaft unter Pfarrer Ambrosi gewählt, die deutsche Minderheit zu vertreten im ersten provisorischen Parlament Rumäniens nach der Wende. Bereits 1991 wanderte er nach Deutschland aus. Ab 1992 fing er bei der Deutschen Welle an zu arbeiten, wo er 32 Jahre lang tätig war. In den letzten 20 Jahren leitete er die rumänische Redaktion der Deutschen Welle. Als aktiver Rentner ist er nun der Präsident der Deutsch-Rumänischen Gesellschaft in Berlin, wo versucht wird bilaterale Veranstaltungen zu machen, mit einem Echo auf beiden Seiten, sowohl in Rumänien als auch in Deutschland.
Schwartz führte kurz durch die Geschichte der diplomatischen Beziehungen zwischen Rumänien und Deutschland. Offiziell aufgenommen wurden die diplomatischen Beziehungen am 20. Februar 1880, als das Deutsche Kaiserreich die Unabhängigkeit Rumäniens anerkannte und der Erhebung der rumänischen diplomatischen Vertretung in Berlin zur Gesandtschaft zustimmte. 1881 wird Karl von Hohenzollern-Sigmaringen König von Rumänien, so dass das Rumänische Königreich von Anfang an eine starke internationale Unterstützung genoss. Die bilateralen Beziehungen hatten im Laufe der Geschichte auch einige schwierige Momente, es folgten die beiden Weltkriege, die dunkle Ceaușescu-Ära.
„Was wir jetzt sehen, ist ein noch nie dagewesenes Niveau der bilateralen Beziehungen, in der Geschichte beider Länder”, meinte Schwartz. Bis vor einigen Jahren sollen sich die guten bilateralen Beziehungen auf gezielte Besuche gestützt haben, wobei Schwartz die Gelegenheit hatte u.a. vier deutsche Präsidenten auf ihren Besuchen in Rumänien zu begleiten. Er führte übrigens auch Interviews mit allen Präsidenten Rumäniens. Er hatte den Eindruck, dass sich diese Beziehungen, die sehr gut sind, „Schritt für Schritt” entwickeln. Leider musste eine Katastrophe passieren, damit diese Beziehungen noch intensiver werden: Die Aggression Russlands in der Ukraine, im Februar 2022 veränderte die Agenda der bilateralen Beziehungen bis dahin, dass ein deutscher Bundespräsident auch zwei Mal in Rumänien war, zweimal war auch der ehemalige Kanzler, einige Minister einige Male. Umgekehrt waren in Deutschland mehrmals der Präsident, mehrere Premierminister, mehrere Außenminister. „Diese Partnerschaft ist eine strategische Partnerschaft aus erster Hand geworden, vor allem auch im Hinblick auf die geopolitischen Aspekte der bilateralen Beziehungen”, unterstrich Schwartz. „Zum ersten Mal hatte ich den Eindruck, dass Westeuropa Osteuropa nicht mehr als den „ärmeren Bruder” behandelt. Die Menschen aus Rumänien, Polen, den baltischen Staaten werden Schritt für Schritt nicht mehr als zweitrangige Europäer behandelt.
In Bayern sollen die Rumänen die größte Minderheit stellen. Die meisten seien dort gut integriert. Botschafter Peer Gebauer soll übrigens in einem Interview ebenfalls den Aufwärtstrend der deutsch-rumänischen Beziehungen bestätigt haben.
Weiterhin unterstrich Schwartz die Rolle der Kultur, damit die beiden Länder noch mehr näher rücken, die Rolle des Tourismus, wobei er auf die Wichtigkeit der Qualität der Dienstleistungen im Tourismus hinwies. Nichtzuletzt seien die deutschen Investoren in Rumänien ein klares Abbild der deutsch-rumänischen bilateralen Beziehungen. Dessen müssten sich auch die Politiker aber auch die Leute hier bewusst werden.
Teodor Birț (55) ist in Hermannstadt geboren, absolvierte das Gheorghe Lazăr-Lyzeum und studierte dann an der Lucian Blaga-Universität. Seine Tätigkeit in der Hermannstädter Stadtverwaltung begann 2001, während der Amtszeit von Bürgermeister Klaus Johannis. Bis 2005 war er zunächst Abteilungsleiter und anschließend Direktor der Verwaltung für das öffentliche und private Vermögen der Stadt Hermannstadt. Von 2005 bis Dezember 2024 war er Generaldirektor der Gesellschaft SC Piețe Sibiu SA. Seit dem 1. Dezember 2024 ist er der öffentliche Verwalter der Stadt Hermannstadt. Außerdem ist es derjenige, der den Fußballclub FC Hermannstadt 2015 gründete. Laut Birț gelang es ihm, die Bürgermeisterin dazu zu bewegen, in das Hermannstädter Stadion zu investieren.
Im Weiteren stellte er den Haushalt vor, wobei die Anwesenden ihm ab und zu Fragen stellten. In Hermannstadt werde großer Wert auf die Entwicklung gelegt, wobei 56 Prozent des Haushalts der Stadtverwaltung der Entwicklung zugewiesen wird. 44 Prozent wird der Funktionierung zugewiesen. Gegenwärtig gebe es einen Rekordhaushalt von 1,5 Milliarden Lei, was der großen Anzahl von Europäischen Projekten zu verdanken ist. Es gehe um über 40 Projekte und weitere seien in Arbeit. Man möchte neue Möglichkeiten ausschöpfen. Ein Teil der Projekte wird dieses Jahr beendet, der andere Teil im nächsten Jahr oder in zwei Jahren.
Der Hermannstädter Haushalt könnte in vier große Bereiche aufgeteilt werden: Bildung, Infrastruktur und Mobilität, Sport, Kultur und Erholungsgebiete, weitere Anliegen von öffentlichem Interesse.
Im Angesicht der Tatsache, dass die großen Arbeitgeber enorme Anstrengung unternehmen, um eine beeindruckende Anzahl von Menschen zu transportieren, die auch aus größerer Entfernung außerhalb der Stadt kommen, war eine Frage seitens des DWS-Vorsitzenden Wolfgang Köber wie man dem gesamten Geschäftsumfeld, einen Transport anbieten könne, auf den sie tatsächlich zurückgreifen können, vor allem wo die Metropolregion bis zu einem bestimmten Punkt reiche. In den westeuropäischen Ländern gebe es dafür funktionierende Lösungen.
Ein sehr ehrgeiziges Projekt über das gesprochen wurde, war ein Stadtrandzug. „Wenn es uns gelingt, dieses Projekt umzusetzen, wäre es deutlich einfacher für jene, die Menschen in die Stadt bringen, sie nur bis an den Stadtrand zu bringen – von dort aus könnten wir sie gezielt weitertransportieren”, meinte Birț. Was für Hürden es gibt? In erster Reihe müsse man eine Finanzierung finden. Ein weiteres interessantes Projekt, das die Stadtverwaltung im Blick habe, sei ein Korridor mit Unter- und Überführungen, um schnell von Schellenberg nach Neppendorf zu gelangen und den Verkehr zu entlasten. Eine Idee aus den Reihen der Anwesenden war, ein Parkhaus auf dem Platz der ehemaligen 90er Kaserne zu bauen. „Die Bürgermeisterin hätte sich sehr gewünscht, dass sich dieses Gebiet entwickelt, und zwar durch eine öffentlich-private Partnerschaft, da die Stadtverwaltung dies nicht allein gewährleisten kann”, meinte Teodor Birț. „Wünschenswert ist, dass das Projekt auch das Theater umfasst. So wäre es ein emblematisches Projekt der Stadt.”
Werner FINK