Grenzübergreifender Literaturmarathon

Teile diesen Artikel

Streiflichter von den 35. Deutschen Literaturtagen in Reschitza

Ausgabe Nr. 2909

Gruppenbild mit Teilnehmenden und Organisatoren im Hof der Deutschen „Alexander Tietz”-Bibliothek .
Foto: DFBB

Ein glänzender roter Apfel zierte das Plakat der 35. Auflage der Deutschen Literaturtage in Reschitza, die vom 3. bis 6. April d. J. stattgefunden haben und bei denen laut dem Initiator und Hauptorganisator Erwin Josef Ţigla mit 41 Teilnehmenden aus Rumänien, Deutschland, Österreich, Slowenien und Serbien ein Rekord verzeichnet wurde. Der Apfel symbolisiere Hoffnung, meinten einige, andere wiederum erinnerte der Apfel an den Sündenfall. Wie dem auch sei, der Literatur-Marathon im Banater Bergland stellte erneut unter Beweis, wie lebendig die deutschsprachige Literaturszene ist. Einen Rückblick auf einige Auflagen bietet das Buch „Deutsche Literaturtage in Reschitza, 2016 – 2020”, erschienen in Reschitza, im Verlag „Banatul Montan”, als 122. Buchveröffentlichung des Kultur- und Erwachsenenbildungsvereins „Deutsche Vortragsreihe Reschitza“, das Herausgeber Erwin Josef Ţigla zum Auftakt am 3. April vorgestellt hat.

 

Ebenfalls am Donnerstag, dem 3. April, wurde das Buch „Flucht der Deutschen aus dem Banat im Herbst 1944: Erzählberichte“, herausgegeben von Albert Bohn, Werner Kremm und Anton Sterbling (Landsmannschaft der Banater Schwaben, 2024, Reihe: Banater Bibliothek, Nr. 26, München, sowie Verlag „CosmopolitanArt“ Temeswar 2024) durch zwei der Herausgeber, Werner Kremm (Reschitza/Großsanktnikolaus) und Anton Sterbling (Fürth, Deutschland) vorgestellt. Es folgte ein langjähriger Freund der Veranstaltung, Mag. Udo Peter Puschnig vom Amt der Kärntner Landesregierung aus Klagenfurt am Wörthersee/ Österreich mit der Präsentation des Buches „Kärnten Dokumentation 2024 – Band 39. Dialog und Kultur. Beiträge zum Europäischen Volksgruppenkongress 2023 und Sonderthemen”, mit Beiträgen u. a. auch aus Rumänien.

Aus ihrem Roman „Leben in Etagen“, erschienen im „Pop“-Verlag Ludwigsburg, 2025, Schriftenreihe Epik, Nr. 153 las Barbara Zeizinger (Darmstadt, Deutschland).

Als Nachtrag zum 80. Geburtstag Franz Hodjaks am 27. September 2024 präsentierte Horst Samson (Neuberg, Deutschland) dessen neuesten Gedichtband „Ehrenplatz im Jenseits. Gedichte. Mit elf Illustrationen von Astrid Hodjak“, erschienen im Pop Verlag Ludwigsburg, 2025, Schriftenreihe Lyrik.

Der erste Tag klang mit einer Vernissage aus, die im Foyer des UBB-Universitätszentrums Reschitza Andrei Popov moderierte. Es handelte sich um die beiden Ausstellungen „Schreiben gegen den Krieg – Ingeborg Bachmann 1926 – 1973“ und „Paul Celan – unter den Wörtern”, in der Organisation des Österreichischen Kulturforums Bukarest, mit Unterstützung des Museums des Banater Montangebiets Reschitza.

Zum Auftakt des zweiten Tages, Freitag, den 4. April, präsentierte Éva Seiler-Iszlai (Backnang, Deutschland) ihre Fotografien unter dem Titel „Auf den Spuren der Inka“ in der Deutschen Alexander Tietz-Bibliothek.

Im Anschluss las Edith Ottschofski (Berlin, Deutschland) unveröffentlichte Gedichte, mit dem Titel „wasserworte“ und die ADZ-Chefredakteurin Nina May (Bukarest) stellte ihren Band „Das gibts doch gar nicht! Die Walachei ist nicht im Nirgendwo, sondern mitten unter uns. Glossen, erste Staffel“, erschienen im „Pop“-Verlag Ludwigsburg, 2024, Schriftenreihe Fragmentarium, Nr. 30, vor. Für dieses Buch hatte sie 2024 den Debüt-Preis des Verlages erhalten. In seiner Einführung dazu erwähnte das auch der Leiter des Pop Verlags Ludwigsburg, Traian Pop.

Danach kam Horst Samson zu Wort und las aus seinem neuen Gedichtband „Vom Auftauchen und Verschwinden der Landschaft“, erschienen im „Pop“-Verlag Ludwigsburg, 2025, Schriftenreihe Lyrik, Nr. 193.

Prof. Dr. András F. Balogh von der Klausenburger Babeș-Bolyai-Universität stellte die beiden Bände „Limbă și cultură germană în România (1918 – 1933). Realităţi postimperiale, discurs public şi câmpuri culturale“ (Deutsche Sprache und Kultur in Rumänien, 1918 – 1933. Postimperiale Realitäten, öffentlicher Diskurs und kulturelle Felder”), herausgegeben von Andrei Corbea-Hoişie und Rudolf Gräf, Jassy: „Polirom”-Verlag, 2023, und neue Erkenntnisse über die deutsche Literatur in Rumänien zwischen 1918-1933 anhand dieser Publikation vor. Einer der Herausgeber, Prof. Dr. Rudolf Gräf, Leiter des Hermannstädter Forschungsinstituts für Geisteswissenschaften der Rumänischen Akademie, war anwesend und sprach einige einführende Worte dazu.

Am Nachmittag ging es weiter international im „Frédéric Ozanam“-Sozialzentrum. Zunächst kamen die Gäste aus Ungarn zu Wort: Christina Arnold (Nadasch / Mecseknádasd, Ungarn), Leiterin der Deutschen Redaktion Fünfkirchen – Chefredaktion für Nationalitäten und Ungarn in der Diaspora, stellte die Fotoausstellung „Schein und Wirklichkeit”, organisiert von Gábor Ruda, Vorsitzender des Kulturvereins „Freundeskreis Murgebiet“ in Werischwar/Pilisvörösvár vor. Die Ausstellenden waren Péter A. Bak, András Balla, Péter Berentz, Andreas Franke, Erzsébet Horváth, Erzsébet Lieber, Éva Hilda Mécses, Péter Pölczman, Gábor Ruda, István Schmidt und István Stark.

Der ungarndeutsche Autor Josef Michaelis (Schomberg) las aus seinem Band „Tierkonzert“, Illustrationen: István Damó, erschienen im Verlag „Muravidék Baráti Kör Kulturális Egyesület“, zweite Auflage 2025, und neue Gedichte vor.

Stefan Valentin (Taks/Taksony) und Christina Arnold (Nadasch / Mecseknádasd) lasen eigene Texte vor, die in der ungarndeutschen Anthologie „Mehrstimmig“, Herausgeber Dr. Gábor Kerekes, erschienen innerhalb der Publikation „Mitteleuropa – Schriftenreihe zur Kultur“, Reihe Literatur, Band 1, 2021, veröffentlicht wurden, sowie weitere Gedichte.

Dann ging es nach Slowenien und Veronika Haring (Marburg an der Drau/Maribor) stellte die 2025 erschienene Anthologie „Vezi med ljudmi. 23. Zbornik kulturnega društva nemško govorečih žena MOSTOVI = Zwischenmenschliche Bindungen. 23. Sammelband des Kulturvereins Deutschsprachiger Frauen BRÜCKEN“ vor und der Autor Ivan Korponai (Stehanja vas) las neue Texte.

Mit der Vorstellung des von der Journalistin Beatrice Ungar (Hermannstadt) ins Deutsche übersetzten Buchs „Rubla, Ort ohne Schatten“ (Originaltitel: Rubla, locul fără umbră”), erschienen im „Honterus”-Verlag Hermannstadt 2025, ging es zurück nach Rumänien. Die Autorin Mariana Gorczyca (Schäßburg) war zugegen und gab Einblicke in die Entstehungsgeschichte dieses Romans.

Der Samstag, 5. April, war erneut eine Marathon-Veranstaltung für sich: Sie begann in der Deutschen „Alexander Tietz“-Bibliothek, mit einer Lesung von Britta Lübbers (Oldenburg, Deutschland), Trägerin des „Rolf Bossert“-Gedächtnispreises für das Jahr 2021, aus ihrem „Osten” getitelten Gedichtband.

Im Anschluss las Horst Samson seinen Essay „Ein Molekül springt aus der Bahn – Vom Schreiben und Reiben an der Sprache und der Welt”, sozusagen ein lyrisches Credo.

Anton Sterbling (Fürth, Deutschland) las aus seinem „Ungewissheiten heimwärts fliehender Krähen. Neuere Gedichte, Kurzprosa und Erzählungen“, getitelten Buch, erschienen im „Pop“-Verlag Ludwigsburg, 2025, Schriftenreihe Epik, Nr. 154, und aus dem Band „In der Sprache der Dinge. Gedichte / Pe limba lucrurilor. Poeme” (Übersetzung von Herbert-Werner Mühlroth und Ioan Milea), der voraussichtlich im Pop-Verlag Ludwigsburg, 2025, Schriftenreihe Lyrik erscheinen wird.

Der wieder in Hermannstadt lebende und schreibende Autor Heinrich Heini Hoechsmann las in gewohnter Weise aus dem 2. Band seiner Trilogie: „Alte und neue Heimat“, „Einmal Deutschland und zurück“, erschienen 2025 im „Schiller“ Verlag Hermannstadt- Bonn und die ebenfalls in Hermannstadt geborene Autorin Dagmar Dusil (heute Bamberg, Deutschland) las aus ihrem Roman „Das Geheimnis der stummen Klänge“, erschienen im „Pop“-Verlag Ludwigsburg, 2024, Schriftenreihe Epik, Nr. 149.

Einen eindrücklichen Einblick in die Welt der Aromunen bot Katharina Kilzer (Wiesbaden, Deutschland) mit einer Lesung, Fotoausstellung und einem Videofilm zum Thema Aromunen – Minderheit Rumäniens und anderer Balkanstaaten. Sie stellte dazu das Buch von Yiani Mantsu vor, das unter dem Titel Aromunen, Vlachen, Makedo-Romanen – Geschichte und Ethnogenese in der Reihe Cultural Crossroads: Greece and Beyond, Band 3 im Frank&Timme Verlag Berlin erschienen ist.

Mit einer Lesung des Autors Balthasar Waitz (Temeswar) ging es wieder in die Welt der Banater Schwaben.

Aus ihrem Roman „Zitronen“ las Valerie Fritsch (Graz/Wien, Österreich), die zum ersten Mal dabei war, dank der Vermittlung des Österreichischen Kulturforums Bukarest. Fritsch hatte übrigens 2015 bei dem renommierten Ingeborg-Bachmann-Wettbewern den Kelag-Preis und den Publikumspreis erhalten. 2020 wurde sie mit dem Brüder-Grimm-Preis für Literatur ausgezeichnet.

Haikus, Grotesken und weitere neue Texte las der Initiator des Robert Bossert-Gedächntnispreises Hellmut Seiler (Backnang, Deutschland), der dann zur           Lesung zweier Preisträger überleitete: Bastian Kienitz (Mainz, Deutschland), Träger des „Rolf Bossert“-Gedächtnispreises für das Jahr 2022 zeigte und verlas „Bilder und Lyrik, welche in Temeswar, Wolfsberg sowie beim Stausee in Franzdorf entstanden sind“, Christian T. Klein (Wien, Österreich), Träger des „Rolf Bossert“-Gedächtnispreises für das Jahr 2023 las aus seinem Band „Aus der Ferne gefallen“.

Am Abend ging es in das „Diaconovici – Tietz“-Nationalkolleg, wo Erwin Josef Țigla die Verleihung des „Rolf Bossert“-Gedächtnispreises für das Jahr 2025 in der Schule, die Rolf Bossert besucht hat, moderierte. In dem Festsaal war die Dokumentationsausstellung „Rolf Bossert“, aus den Beständen des Kultur- und Erwachsenenbildungsvereins „Deutsche Vortragsreihe Reschitza“ zu sehen. Nach einigen einführenden Worten zum „Rolf Bossert“-Gedächtnispreis von Hellmut Seiler, verlas Jurymitglied und 2023-Preisträger Christian T. Klein die Laudatio auf Nicola Quaß (Düsseldorf, Deutschland), die Preisträgerin des „Rolf Bossert“-Gedächtnispreises für das Jahr 2025. Nicola Quaß bedankte sich für die Ehre und las einige Text vor.

Am Sonntag gab es keine Pause. Am Vormittag lasen nach einer Begrüßung durch Siegfried Geilhausen, Deutscher Vizekonsul in Temeswar, in der Deutsche „Alexander Tietz“-Bibliothek Thomas Krause (Braunschweig, Deutschland) neue Prosa und der in Hermannstadt geborene Kurt Thomas Ziegler (Aspang, Österreich) stellte seinen Band „Von den Doppelschwertern zum Doppeladler. Der transsilvanisch-austriakische Nährboden meiner Erinnerungen. Episoden eines Bildungs- und Lebensweges”, Teil II vor, erschienen 2023, im Schiller”-Verlag Hermannstadt-Bonn.

Gedacht wurde sodann zweien Verstorbenen: Helmuth Frauendorfer (1959-2024) würdigten Traian Pop Traian, Anton Sterbling und Horst Samson; Emilian Roșculescu PAPI (1960-2024)Traian Pop Traian.

Ein grenzübergreifendes Literatur-Projekt stand sodann im Mittelpunkt: „Literaturexpress Darmstadt – Temeswar“, vorgestellt durch Barbara Zeizinger (Darmstadt, Deutschland) und Henrike Brădiceanu-Persem, Leiterin des „Stafette“-Literaturkreises Temeswar.

Mehrere Mitglieder dieses Literatrukreises und Temeswarer deutsche Autoren lasen zum Abschluss der in Reschitza beplanten Veranstaltungen: Arnold Schlachter, Benjamin Burghardt, Arthur Funk und Henrike & Lorette Brădiceanu-Persem.

Am frühen Nachmittag starteten die teilnehmenden Autorinnen und Autoren zu einer literarischen Reise nach Werschetz/Vrsac in Serbien, wo sie in der Stadtbibliothek herzlichst empfangen wurden. Zunächst aber gab es eine Führung in der römisch-katholischen Kathedrale durch einen Vertreter der Jakob Hennemann-Gesellschaft.

In der Stadtbibliothek moderierten dann Marija Grujic und Erwin Josef Țigla eine Lesung der teilnehmenden Autorinnen und Autoren. Aus Serbien gesellten sich der Dichter und Herausgeber Milan Orlić aus Pančevo und die Dichterin Vesna Zlatičanin aus Werschetz dazu. Kurz vor Mitternacht waren die Gäste zurück in Reschitza und einige von ihnen unterhielten sich noch lange über diese 35. Auflage.

B. U.

Veröffentlicht in Literatur, Aktuelle Ausgabe.