Grenzübergreifender Literaturmarathon

Streiflichter von den 35. Deutschen Literaturtagen in Reschitza

Ausgabe Nr. 2909

Gruppenbild mit Teilnehmenden und Organisatoren im Hof der Deutschen „Alexander Tietz”-Bibliothek .
Foto: DFBB

Ein glänzender roter Apfel zierte das Plakat der 35. Auflage der Deutschen Literaturtage in Reschitza, die vom 3. bis 6. April d. J. stattgefunden haben und bei denen laut dem Initiator und Hauptorganisator Erwin Josef Ţigla mit 41 Teilnehmenden aus Rumänien, Deutschland, Österreich, Slowenien und Serbien ein Rekord verzeichnet wurde. Der Apfel symbolisiere Hoffnung, meinten einige, andere wiederum erinnerte der Apfel an den Sündenfall. Wie dem auch sei, der Literatur-Marathon im Banater Bergland stellte erneut unter Beweis, wie lebendig die deutschsprachige Literaturszene ist. Einen Rückblick auf einige Auflagen bietet das Buch „Deutsche Literaturtage in Reschitza, 2016 – 2020”, erschienen in Reschitza, im Verlag „Banatul Montan”, als 122. Buchveröffentlichung des Kultur- und Erwachsenenbildungsvereins „Deutsche Vortragsreihe Reschitza“, das Herausgeber Erwin Josef Ţigla zum Auftakt am 3. April vorgestellt hat.Weiterlesen

Sechste Preisträgerin

Ausgabe Nr. 2908

Zum sechsten Mal vergeben wurde bei den 35. Deutschen Literaturtagen in Reschitza der Rolf Bossert”-Gedächtnispreis. Die Verleihung fand am 5. April in dem Diaconovici-Tietz”-Nationalkolleg statt, jener Schule, die Rolf Bossert besucht hat. Mehr zu den Deutschen Literaturtagen in Reschitza erfahren Sie in unserer nächsten Ausgabe. Unser Bild (v. l. n. r.): Hauptorganisator Erwin Josef-Țigla, Preisträgerin 2025 Nicola Quaß, Preisinitiator Hellmut Seiler, Laudator und Preisträger 2023 Christian T. Klein und Preisträger 2022 Bastian Kienitz.

Foto: Beatrice UNGAR

208 Einsendungen bewertet

,,Rolf Bossert“-Gedächtnispreis 2025 geht an Nicola Quaß

Ausgabe Nr. 2903

Die Autorin Nicola Quaß.                                                     Foto: autorenwelt.de

Der Preisträger 2025 des „Rolf Bossert“-Gedächtnispreises steht fest. Die meisten Punkte erzielte die 1974 in Wetzlar geborene und in Düssledorf lebende Nicola Quaß. Sie studierte Rechtswissenschaft und schreibt Lyrik und lyrische Prosa. Es gibt zahlreiche Veröffentlichungen in Zeitschriften und Anthologien. Sie errang einen zweiten Preis beim Lyrikwettbewerb „Lyrik 2000S“ (2004) sowie Preise beim Literaturpodium für die Jahre 2006, 2007 und 2011. Für das Jahr 2017 erhielt sie das Merck-Stipendium der Darmstädter Textwerkstatt bei Kurt Drawert. Im Februar 2020 erschien ihr Lyrikdebüt „Nur das Verlorene bleibt“ im „hochroth“-Verlag Heidelberg. Mit Geraldine Gutiérrez-Wienken übersetzte sie Gedichte von Mónica Francés aus dem Spanischen („Yo sueña/Ich träumt”, „hochroth“-Verlag Heidelberg, 2022). Für das Jahr 2023 erhielt sie den Ulrich-Grasnick-Lyrikpreis (2. Platz). Im März 2024 erschien ihr zweiter Gedichtband „Moorland“ im dr.-ziethen-verlag. Mehr zu der Autorin unter https://nicolaquass.comWeiterlesen

Begegnung von Poesie und Fotografie

Texte von Matthias Buth und Aufnahmen von Wolf Birke in Berlin erschienen

Ausgabe Nr. 2903

Matthias Buth und Wolf Birke: im augenblick, PalmArtPress, Berlin 2025, 160 Seiten, ISBN 978-3-96258-200-5, 35,00 Euro.

Im Berliner Verlag PalmArtPress ist soeben ein Text- und Bildband erschienen, der poetische Miniaturen (Gedichte und Prosa) von Matthias Buth und Schwarzweißfotografien von Wolf Birke unter dem Titel „im augenblick“ vereinigt. Das gemeinsame Buch des Dichters und des Fotografen wird am 9. Mai dieses Jahres in der Historischen Stadthalle Wuppertal öffentlich vorgestellt werden, und zwar im festlichen Rahmen des 25-jährigen Jubiläums der Vermögensverwaltungsgesellschaft MPF AG (Michael Pintarelli Finanzdienstleistungen AG), bei dem auch Altbundespräsident Joachim Gauck zugegen sein wird.Weiterlesen

Kafka in Reschitza

Anton Sterbling und sein Buch ,,Ungewissheiten heimwärts fliehender Krähen“

Ausgabe Nr. 2900

Anton Sterbling: Ungewissheiten heimwärts fliehender Krähen. Neuere Gedichte, Kurzprosa und Erzählungen, Pop Verlag Ludwigsburg 2025, Reihe Epik Band 154 112 Seiten. ISBN 978-3863-56-41-31. 15,50 Euro.

Das Reale mit dem Fiktiven, Imaginären zu verbinden, war schon immer Anton Sterblings Sache. Egal ob längst verstorbene Dichter, schwarze Katzen oder andere Geister in allerlei Gewand plötzlich und unerwartet in den Erzählungen auftauchen und ihnen ungeahnte Wendungen geben. Da ist es kein Wunder, wenn sich der Dichter Franz Kafka aus seinem Prager Grab erhebt und im Studentenwohnheim des Autors in Reschitza erscheint. Sehen kann den finster blickenden und schüchtern wirkenden jungen Mann, der selbst für einen magischen Realismus steht, nur der Autor, denn die Kommilitonen sind dank eines Feiertages nach Hause gefahren. Weiterlesen

Daseinsbürde, epische Substanz, literarischer Ertrag

Einige Anmerkungen über die Deportation der Rumäniendeutschen in den Osten

Ausgabe Nr. 2898

Bis zur politischen Wende in Rumänien 1989/90, bis zur Öffnung des Eisernen Vorhangs, gab es zwischen Ost und West deutliche Unterschiede in der Darstellung der Deportation, der Verschickung von deutschen Landesbewohnern Siebenbürgens, des Banats und Banater Berglands, des Sathmarer Landes und Rumänischen Altreichs in die Sowjetunion.

Im Westen Europas und in Mitteleuropa war es seit je gestattet, über die Verschleppung und Zwangsarbeit während der zweiten Hälfte der 1940er Jahre zu sprechen, darüber zu schreiben und das Geschriebene zu publizieren. Doch mussten jene, die sich dazu äußerten, feststellen: In Deutschland, in Österreich war das Nachkriegsschicksal der Rumäniendeutschen ein vergleichsweise wenig beachtetes Sonderkapitel in der 1945 beginnenden und bis heute andauernden Auseinandersetzung mit Nationalsozialismus, Kriegsführung und Kriegsschuld, mit Konzentrationslager, Zusammenbruch und Vertreibung. Aufgeschlossenheit für das Thema Deportation war daher auf landsmannschaftliche Kreise oder auf jene Personen beschränkt, denen südosteuropäische Problematik einigermaßen vertraut war. Weiterlesen

Vaterland der Ruhelosigkeit

Ana Blandiana und ihr Gedichtband ,,Mein Vaterland A4“

Ausgabe Nr. 2896

Ana Blandiana, Mein Vaterland A4./Patria mea A4. Gedichte Deutsch / Rumänisch, übersetzt von Maria Herlo, Katharina Kilzer, Horst Samson. Pop Verlag Ludwigsburg 2020, ISBN 978-3-86356-300-4, 155 Seiten, 19,90 Euro.

Der Gedichtband „Patria mea A4” von Ana Blandiana ist bereits ins Polnische, Italienische, Spanische, Französische, Englische, Bulgarische, Hebräische übersetzt und liegt seit 2020 auch auf Deutsch unter dem Titel „Mein Vaterland” vor. Gleich das erste Gedicht: „Das jenseitige Leben, verbunden mit uns noch irdisch Lebenden über ein Change-Office” (S. 7). So hat das immerhin noch niemand gesehen; niemand vor Ana Blandiana. Und diese Autorin ist nicht etwa flotte zwanzig Jährchen alt, sondern sie gehört zum Jahrgang 1942.Weiterlesen

Der Lyrik gewidmet

,,Rolf-Bossert“-Gedächtnispreis 2025

Ausgabe Nr. 2889

Der „Rolf-Bossert“-Gedächtnispreis wird bereits zum sechsten Mal ausgeschrieben. Er wird für 2025 erneut in Form eines Wettbewerbs vergeben. Der Preis würdigt sieben eingereichte Gedichte mit hohem künstlerischem Anspruch. Die Zuordnung zur Gattung Lyrik muss dabei deutlich erkennbar sein. Es können bis zum 10. Januar 2025 bisher nicht veröffentlichte selbstverfasste deutschsprachige Gedichte eingesandt werden. Weiterlesen

Tua res agitur!

Zu Sabin Tambreas Roman ,,Vaterländer“ (2024)
Ausgabe Nr. 2884

Szene mit Sabin Tambrea (Franz Kafka) und Henriette Confurius (Dora Diamant) aus dem Film „Die Herrlichkeit des Lebens” nach dem gleichnamigen Roman von Michael Kumpfmüller (Regie: Georg Maas und Judith Kaufmann, 2024).                                                        Foto: Christian SCHULZ (dpa)

Tua res agitur! Oder: Es geht um etwas, was mich angeht. Was mich betrifft. Mich trifft. So erging es mir beim Lesen des neuen Romans, getitelt „Vaterländer”, des deutschen Schauspielers Sabin Tambrea. Der Roman ist kürzlich im Berliner Gutkind-Verlag erschienen und kann in Hermannstadt im Erasmus-Büchercafé erworben werden.Weiterlesen

,,Denkbar wäre eine Broschüre”

Zu Joachim Wittstocks romanhafter Chronik siebenbürgischer Schicksale

Ausgabe Nr. 2879

Joachim Wittstock, einer der treuesten Teilnehmer, liest 2021 bei den Deutschen Literaturtagen in Reschitza.                         Foto: DFBB

Joachim Wittstocks neuer Roman hat lange auf sich warten lassen. Immer wieder bot sich seinem Autor Gelegenheit, bei Literaturtreffen beispielsweise kürzere oder längere Auszüge eines angekündigten größeren Werkes vorzulesen, so etwa bei den Deutschen Literaturtagen in Reschitza gut vor Ausbruch der Corona Pandemie und danach. In wenigen persönlichen Gesprächen wurde auch mal die Rede auf das Romanprojekt gelenkt und immer wieder hieß es, es sei noch nicht genug gereift, es sei noch manches zu recherchieren, zu sichten und auszuformen. Man konnte auf jeden Fall gespannt sein. Und das war ich, denn die wenigen Happen, die Kostproben oder Teaser, wie man das neuzeitlich in der Kulturwerbung nennt, die man zu Gehör bekommen hatte, hatten gewisse Erwartungen geweckt, die zum einen mit inhaltlichen Details, wie etwa der Kronstädter Szenerie zu tun hatten, zum andern mit dem Wissen, dass das Erscheinen des jetzt vorletzten Romans von Wittstock, „Die uns angebotene Welt” (Bukarest, 2007) schon viel zu viele Jahre zurücklag. Weiterlesen