Historische Sprachinseln: Erzähle deine Schule

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Kreativer Video-Workshop im Medienraum der EAS

Ausgabe Nr. 2889

Gruppenbild mit Referenten und Teilnehmenden vor dem Hans-Bernd-von-Haeften-Tagungshaus der Evangelischen Akademie Siebenbürgen.

Mitte Oktober fand in Neppendorf bei Hermannstadt ein zweitägiger kreativer Video-Workshop für Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 9 bis 12 aus drei DaM-Schulen (Deutsch als Muttersprache) zum Thema „Erzähle deine Schule” statt – der letzte in einer Reihe von drei Workshops. Das Ziel war es, den Teilnehmenden die Grundlagen der Videoproduktion zu vermitteln und sie dazu zu befähigen, kurze, informative und kreative Videos mit dem Smartphone zur Geschichte ihrer Schule zu erstellen. Der Workshop fand im Medienraum der Evangelischen Akademie Siebenbürgen statt und wurde von der Regisseurin Anca Berlogea-Boariu (Bukarest) und dem Journalisten Robert Schwartz (Berlin) geleitet, die über eine große Erfahrung im Videojournalismus verfügen. Ein weiteres Ziel des Projekts ist, dass sich die DaM-Schulen und Abteilungen in Rumänien besser vernetzen können. Der Blick über den eigenen Tellerrand soll den Schülerinnen und Schülern ein verstärktes Zugehörigkeitsgefühl innerhalb einer gelebten Gemeinschaft vermitteln.

 

In Neppendorf erhielten jeweils fünf Schülerinnen und Schüler des Liviu-Rebreanu-Kollegs aus Bistritz, des Deutschen Gymnasiums aus Mühlbach und des Samuel-von-Brukenthal-Gymnasiums aus Hermannstadt eine kurze theoretische Einführung in die besondere Welt des Mobile Reportings. Der Fokus lag darauf, prägnante und spannende Geschichten aus der Geschichte der eigenen Schule zu finden, die sich in einem kurzen Videoformat (Einminüter) gut erzählen lassen. Anschließend diskutierten die Teilnehmenden verschiedene Ansätze für ihre Einminüter, z. B. Interviews mit Lehrkräften, Szenen aus dem heutigen Schulleben im Vergleich zur Vergangenheit oder besondere Ereignisse und Veränderungen im Schulgebäude. Begleitet wurden die Schülerinnen und Schüler von den Lehrkräften Domnita Nistea (Bistritz), Andreea Dumitru-Iacob (Hermannstadt) und Ioana Giurgiuman (Mühlbach).

Nach der Themenfindung folgte ein Block zur Einführung in die Technik. Die Schülerinnen und Schüler lernten den professionellen Umgang mit Kameras, Smartphones und Gimbals sowie grundlegende Techniken der Bildgestaltung und des Schnitts kennen. In kleinen Übungen erprobten sie Kameraeinstellungen, das Storyboarding sowie die Tonaufnahme.

Im nächsten Schritt ging es daran, die geplanten Videos umzusetzen. Die Schülerinnen und Schüler arbeiteten in Kleingruppen, wobei jede Gruppe eine eigene kurze Geschichte wählte. Einige Gruppen führten Interviews mit Lehrkräften und Gästen (u.a. mit Annette Richter-Judt, ZfA-Fachberaterin für Deutsch in Siebenbürgen, und mit Sven Kunert, Vizekonsul am Konsulat der Bundesrepublik Deutschland in Hermannstadt – beiden Gästen ein großes Dankeschön!) oder suchten besondere Standorte auf dem Akademiegelände und in der Neppendörfer evangelischen Kirche, die zu ihrer Geschichte passten.

Die Teilnehmenden lernten, wie sie Videoclips auf einprägsame Sequenzen reduzieren, Übergänge gestalten und die Geschichte in genau 60 Sekunden zusammenfassen konnten. Auch die Auswahl von passender Musik und der Einsatz von Texten und Grafiken wurden thematisiert, um die Wirkung der Videos zu verstärken.

Am Ende des zweiten Tages wurden alle Einminüter in einer gemeinsamen Abschlussrunde gezeigt. Die Schülerinnen und Schüler präsentierten stolz ihre Werke, und jede Gruppe erhielt ein individuelles Feedback von den Kursleitern sowie von ihren Mitschülerinnen und Mitschülern. Die abschließende Diskussion ermöglichte den Teilnehmenden einen Einblick in die Vielfalt an kreativen Zugängen und eine Reflektion über ihre eigenen Lernfortschritte.

Die Ergebnisse des Workshops waren beeindruckend und zeigten eine erstaunliche Bandbreite an Perspektiven und Erzählweisen. Die Schülerinnen und Schüler verstanden es, ihre Geschichten mit viel Kreativität und in einem kompakten Format zu erzählen. Jetzt folgen in den nächsten Wochen weitere fünf Videos pro Schule, die mit Sicherheit interessante Einblicke in die Historie dieser Schulen erlauben und auch zeigen werden, wie sehr sich die Teilnehmenden mit ihrer eigenen Schulgeschichte verbunden fühlen. Die Videos sollen auf der jeweiligen Schulwebsite und auf den Plattformen der Projekt-Medienpartner veröffentlicht werden, um einem größeren Publikum einen Eindruck von der Geschichte und der Vielfalt der jeweiligen Schule zu geben. Ähnliche Workshops hatten vorher in Rosenau (die DaM-Schulen bzw. Abteilungen aus Bukarest, Fogarasch, Kronstadt und Schässburg) und in Temeswar (die DaM-Schulen bzw. Abteilungen aus Arad, Reschitz und Temeswar) stattgefunden. In individuellen Workshops wurden die vermittelten Inhalte vom Mentoren-Team an jeder einzelnen der zehn teilnehmenden Schulen vertieft. In weiteren Workshops per Zoom soll den jungen Video-Reporterinnen und Reportern die nötige Hilfestellung bei der Endproduktion ihrer Einminüter gewährleistet werden.

Am 14. Dezember 2024 werden die Teams aller zehn Schulen, die am Projekt teilnehmen, ihre Videos gemeinsam im Spiegelsaal des Demokratischen Forums der Deutschen in Hermannstadt der Öffentlichkeit vorstellen.

Die teilnehmenden DaM-Schulen und Abteilungen sind (in alphabetischer Reihenfolge der Städte): das Theoretische Lyzeum Adam Müller-Guttenbrunn aus Arad, das Nationalkolleg Liviu Rebreanu aus Bistritz, das Deutsche Goethe-Kolleg aus Bukarest, das Nationalkolleg Doamna Stanca aus Fogarasch, das Samuel-von-Brukenthal-Nationalkolleg aus Hermannstadt, das Johannes-Honterus-Nationalkolleg aus Kronstadt, das Deutsche Lyzeum Mühlbach, das Diaconovici-Tietz-Nationalkolleg aus Reschitz, die Bergschule Joseph-Haltrich-Lyzeum aus Schäßburg und das Nikolaus-Lenau-Lyzeum aus Temeswar.

Die Mentoren des Projekts sind Anca Berlogea-Boariu, Regisseurin und Dokumentarfilmerin, Hanno Höfer, Regisseur, Produzent und Musiker (Ethno-Jazz-Blues-Band „Nightlosers”), Tiberiu Stoichici, Redakteur und Videojournalist (TVR1, Deutsche Sendung „Akzente”) – alle drei Absolventen der Deutschen Schule in Bukarest, dem heutigen Goethe-Kolleg, und Robert Schwartz, freier Journalist (vorher 30 Jahre bei der Deutschen Welle/DW und davor Lehrer an der Deutschen Schule in Bukarest, Absolvent der Hermannstädter Brukenthalschule). Koordiniert wird das Projekt von Sabine Maya Schlattner, Fachberaterin der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen/ZfA für Deutsch in Süd- und Ostrumänien und der Republik Moldau, Absolventin der Hermannstädter Brukenthalschule.

Die Workshops wurden von den Schülerinnen und Schülern positiv aufgenommen, viele wünschten sich, weitere Erfahrungen im Bereich der Videoproduktion zu sammeln. Die Kombination aus kreativer Arbeit und historischen Inhalten wurde von allen Beteiligten als besonders wertvoll und motivierend empfunden. Aufgrund des Erfolgs wird die Durchführung eines ähnlichen Workshops im kommenden Jahr angestrebt, möglicherweise mit einem erweiterten Fokus auf weitere DaM-Schulen und Abteilungen sowie auf andere Themen oder Formate der Kurzvideoproduktion. Vielleicht kann dieses Projekt dazu beitragen, dass die politischen Entscheidungsträger in Bukarest und Berlin weiterhin das in Europa einzigartige System der DaM-Schulen und deutschen Abteilungen in Rumänien tatkräftig unterstützen.

Robert SCHWARTZ

Veröffentlicht in Jugend, Aktuelle Ausgabe, Bildung.