Die Roma-Deportation nicht vergessen

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Bildungskarawane des Projekts „NA BÎSTĂR – NU UITA“ war in fünf Kreisen

Ausgabe Nr. 2890

Musik vom Feinsten: Emy Drăgoi mit Tochter Bianca Drăgoi.                                                   Foto: Mugur FRĂŢILĂ

Die sozial-kulturelle Stiftung der Roma „Ion Cioabă“ aus Hermannstadt hat in den letzten Monaten die Bildungskarawane des Projekts „NA BÎSTĂR – NU UITA“ (Vergiss nicht) in mehreren Schulen in Rumänien vorgestellt. Das Projekt wurde von der Vorsitzenden der Stiftung, die Dichterin Luminița Cioabă ins Leben gerufen und koordiniert. Mitfinanziert wird das Projekt von der Verwaltung des Nationalen Kulturfonds (Administrația Fondului Cultural Național, AFCN).

Das Hauptziel dieser Karawane ist das Gedenken an die Tragödie der Roma, die während des Zweiten Weltkriegs nach Transnistrien deportiert wurden. Das Projekt wendete sich insbesondere an Gymnasialschüler, Lyzeaner und Geschichtslehrer.

Vorgestellt wurde dieser dunkle Teil der Geschichte der Roma in mehreren Ortschaften in den Kreisen Vâlcea, Timiș, Galați und Gorj, bevor es am Freitag, dem 8. November, im festlichen Saal des Nationalkollegs „Gheorghe Lazăr“ in Hermannstadt endete.

Die Veranstaltung wurde von Luminița Cioabă koordiniert, zu deren Gästen die Schulinspektorin Daniela Mate und Ciprian Ștefan, der Direktor des Astra-Museums zählten. Einen sehr kurzweiligen Vortrag hielt der Historiker Viorel Achim vom Institut „Nicolae Iorga“ in Bukarest, der über die Deportation der Roma sprach, allerdings auch diese Minderheit im damaligen historischen Kontext vorstellte.

Luminiţa Cioabă (in der Mitte, mit weißem Kopftuch) lädt die Gemeinde aus Pratei/Brateiu zum Dokumentarfilm ein, fast alle Teilnehmer hatten mindestens einen Deportierten in der Familie.         Foto: die Verfasserin

Der Musiker Emy Drăgoi und seine Tochter Bianca Drăgoi, sorgten für einen bewegenden Moment, insbesondere als sie das von John Williams komponierten Lied zu dem US-amerikanischen Spielfilm und Holocaust-Drama „Schindlers Liste” von 1993 vorführten. Emy Drăgoi, der weltweit berühmte Jazz-Akkordeonisten ist nicht nur der Enkel der Sängerin Gabi Luncă, sondern hat die Deportation der Roma hautnah erlebt, denn sein Großvater zählte zu den Verschleppten. Den Musiker kann man am 19. November im Thalia-Saal erleben, bei einem Konzert im Rahmen des Festivals „Brave New Music” der Hermannstädter Philharmonie.

Die Lyzeaner konnten danach den ersten Teil des Dokumentarfilmes „Romane Iasfa” (Roma-Tränen) sehen, in dem Luminița Cioabă mit einigen Überlebenden der Deportation spricht. Der Film, viele 2003-2006 geführte Interviews und weitere Informationen sind im Virtuellen Museum der Roma „Ion Cioabă” (https://muzeuholocaust-ion-cioabă.ro) zu finden.

Die Veranstaltung endete allerdings nicht in einem tristen Ton, denn die Lyzeaner nahmen an einer Tombola teil, bei der sie Bücher, Kugelschreiber, Ohrringe und mit kleinen Münzen verzierte Halstücher gewinnen konnten.

Ab dem Schuljahr 2025-2026 wird in der 11. Klasse das Fach „Die Geschichte der Juden. Der Holocaust” eingeführt. Auch die Deportation der Roma-Gemeinschaften aus Rumänien nach Transnistrien gehört zu den ethnischen und rassistischen Verfolgungen in Rumänien während des Zweiten Weltkriegs. Laut den offiziellen Daten ordnete Ion Antonescu 1942 die Deportation von 24.617 rumänischen Bürgern der Roma-Ethnie nach Transnistrien an, von denen nur die Hälfte überlebte und nach Rumänien zurückkehren konnte. Etwa 11.000 Menschen starben an Kälte, Hunger und Epidemien als Folge der unmenschlichen Bedingungen, denen sie ausgesetzt waren. Die Dunkelziffern könnten allerdings höher sein, erklärte Luminiţa Cioabă, die seit zwei Jahrzehnten bemüht ist, den Überlebenden eine Stimme zu geben und diesen „Holocaust der Roma” wieder ins Augenmerk zu bringen. Damit kann die Wiederholung der Geschichte vermieden werden, hofft die Dichterin, andererseits ist das ein wichtiges Mittel in der Bekämpfung der Diskriminierung, des Rassismus und der sozialen Ausgrenzung der Vertreter der Roma-Minderheit.

Ruxandra STĂNESCU

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Bildung, Geschichte.