50 Lieder für 50 Jahre

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Mit dem Evangelischen Gesangbuch durch das Jahr 2024

Ausgabe Nr. 2892

Paul Gerhardts Psalm-Gesang „Du meine Seele, singe“ erinnert mich an einen Gottesdienst vor etwa zwei Jahrzehnten, den ich mit meiner kleinen Nichte besucht habe. Sie wollte die Mutter Gottes sehen; und wo ist diese schöner dargestellt als im Marienbild, dem Fresko im Tympanon über dem inneren Portal der Schwarzen Kirche in Kronstadt? Ja, und dann kam nach dem Gottesdienst auf meine Frage, was ihr am besten gefallen habe, die Antwort: „der Gesang“.

Welch eine Freude, aus ganzem Herzen und mit ganzer Seele zu singen und so Gott danken, preisen und ehren.

Krieg und Pest haben zu Gerhardts Zeiten Schrecken verbreitet. Dies Jammertal durchschreiten wir auch heute. Der Krieg ist vor unserer Tür und durch die Pandemie haben wir liebe Menschen verloren. Aber Gott weiß viel tausend Weisen, zu retten aus dem Tod“. Welch eine hoffnungsvolle Zusage!

Und große existentielle Nöte gab und gibt es zu allen Zeiten, auch zu Gerhardts Zeit, aber Gott nährt und gibet Speisen, zur Zeit der Hungersnot, macht schöne rote Wangen oft bei geringem Mahl“.

Hinzu kamen die persönlichen Schicksalsschläge für Gerhardt, er blieb aber trotz allem von der Treue Gottes, seinem heilbringende Versprechen überzeugt. Unsere Zeiten, gerüttelt von Kriegen, Krankheiten, Missernten sollen uns nicht hindern, fröhlich zu singen und zu „rühmen seinen Ruhm“.

Gerhardts fester Glaube und seine Demut vor dem Herrn als König sollen für uns Christen in dieser säkularisierten Welt wegweisend sein. Das Lob Gottes ist in seinem Munde nie verstummt.

Der Text des Liedes Du meine Seele singe, wohl auf und singe schön!“ entstand 1651 als Gerhardt in einer Kutsche zu seiner ersten Pfarrstelle in Mittenwalde fuhr.

Dies Lied ist eines der schönsten Glaubenslieder, es gehört zu den beliebtesten und meistbearbeiteten Gesangbuchliedern.

Vor Jahren hatte ich die Möglichkeit, mich in die Texte des Evangelischen Gesangbuches auf besondere Weise zu vertiefen, nämlich während der Übersetzung von Liedern ins Rumänische, unter der professionellen Leitung von Prof. Kurt Philippi, damals Musikwart der Landeskirche und Dirigent des Hermannstädter Bachchores.

Durch die Übersetzung von Kirchenliedern werden Christen verschiedener Muttersprachen einander nähergebracht.

Christine SĂVESCU

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Kirche.