,,Mit Paulus lernen“

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Eröffnungsgottesdienst des Theologischen Instituts

Ausgabe Nr. 2885

Der Semestereröffnungsgottesdienst des Studiengangs Protestantische Theologie an der Lucian Blaga-Universität hat am 6. Oktober d. J. stattgefunden. Dazu hatten sich Studierende, Pfarrer, Theologinnen, Professoren und andere Interessierte eingefunden. Der neue Studiengangleiter Dr. Johannes Klein begrüßte die Gäste in der Aula in der Schewisgasse 40.

Emblematisch für das aktuelle 30. Jubiläum der Frauenordination in der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien hielt Pfarrerin Angelika Sara Beer (Malmkrog) die Predigt. Dr. Angela Deak, Religionspädagogin aus Klausenburg, hielt die akademische Rede. Der vormalige Studiengangleiter Dr. Stefan Tobler feierte die Liturgie.

In der spezifischen Sprechweise der Predigt hat Pfarrerin Angelika Beer einen Abschnitt aus dem 2. Korintherbrief ins Visier genommen. Ihr theologisch geschulter und rhetorisch pointierter Zugriff auf den Bibeltext ging dabei einher mit dem christlichen Zeugnis, das Pfarrerin Beer ablegte.

Zusammenfassend gesagt, zeigte sie auf, wie relevant die Paulusbriefe auch für uns heutige Menschen sein können, mit ihrem Anspruch zur Erneuerung der Herzen und der Gemeinden. Dafür können wir „mit Paulus schreiben lernen“ bzw. „mit Paulus lesen lernen“, das heißt, „was Gott auf dir geschrieben hat, was Gott in dich hineingeschrieben hat, zu sehen, es entziffern zu können. Und wer entziffern kann, kann buchstabieren. Und selbst etwas weiterschreiben.“ Laut Pfarrerin Beer geht es Paulus um die Erneuerung, sowohl um die innere, individuelle, wie als auch die der Gemeinschaft, ob Gemeinde oder Kirche, die lebendige Menschen brauchen.

Dr. Angela Deak, die in Theologie promoviert hat, machte sich ihrerseits in ihrer akademischen Rede, die auf ihrem aktuellen Dissertationsprojekt in der Germanistik beruht, mit einem wissenschaftlichen Blick in den Grenzbereich von Literatur und Theologie auf, in dem sie unter anderem auch das Werk des Schriftstellers Dieter Schlesaks einordnet. „Obwohl die Frage des Erinnerns an die schuldbeladene Vergangenheit im individuellen und gemeinschaftlichen Kontext in der Literatur zwar tiefgründig ist, ist diese aber nicht austauschbar mit der Aufarbeitung und Befreiung von der Sünde. Die Theologie verspricht einen hoffnungsvollen Weg, mit der Sünde umzugehen und akzeptiert die Möglichkeiten der Buße und der Bekehrung. Diese Möglichkeiten fehlen in der Literatur, auf den Schmerz der Ungelöstheit gibt es keine Antwort.“

Beim anschließenden Empfang wurden die Gedankenanstöße im lebhaften Gespräch fortgesetzt. Einige Impulse aus Predigt und akademischer Rede haben sich auch in meinen Gedanken eingewurzelt: Als Theologin oder als Pfarrer, als Amtsperson oder als Forscherin, im wissenschaftlichen wie im kirchlichen Kontext sehen wir uns Zuschreibungen ausgesetzt, die mal mehr, mal weniger zutreffend sind und sicherlich nie erschöpfend, einen Menschen erfassen.

Von Paulus lernen, heißt aber auch, frei zu werden für die Lebendigkeit, die Gott in unser Herz gegeben hat. So werden wir zu Menschen mit einer Haltung, die der Welt etwas schenken können: Zukunft.

Daniela BOLTRES

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Bildung, Kirche.