Stiftung für verlassene Kinder in Weidenbach feierte ihr 30. Gründungsjubiläum
Ausgabe Nr. 2886
„Die Stiftung wurde gegründet, um der Erfüllung eines Traumes eine legale Grundlage zu geben: der Traum, ein harmonievolles Zuhause für Kinder zu schaffen, die von ihrer leiblichen Familie verlassen worden sind”, erklärte eine der Gründerinnen der Stiftung für verlassene Kinder (Fundația pentru copii abandonați, kurz: PECA), Dipl.-Ing. Maria Gavriliu, anlässlich des 20. Gründungsjubiläums. Gavriliu hatte dafür ihre Stelle als Ingenieurin in einem Kronstädter Betrieb aufgegeben, und gründete 1994 gemeinsam mit der Schweizer Sonderpädagogin Sonja Kunz, die 1992 im Auftrag des Schweizer Roten Kreuzes erstmals in Kronstadt tätig war, die PECA-Stiftung. Seither konnten in den inzwischen drei Häusern in Weidenbach 60 Kinder betreut werden.
Für die Kinder ist das ein echtes Zuhause, davon konnten und können sich alle überzeugen, die einmal diese Einrichtung besucht haben oder besuchen. Bei der Feier des 30. Gründungsjubiläums am 5. Oktober d. J. in der evangelischen Kirche in Weidenbach stellte Pfarrer Uwe Seidner in seinem Grußwort treffend fest: „Am Anfang war es schwer, aber mit Vertrauen und Glauben und Liebe für die Kinder im Herzen ist hier eine segensreiche Einrichtung entstanden.”
Sonja Kunz hatte ihre Begrüßung folgendermaßen eingeleitet: „Weshalb feiert ihr das Jubiläum in einer Kirche? Wird das ein Gottesdienst sein? Das wurde ich ein paar Mal gefragt. Ja, in einem gewissen Sinne ist unsere Feier ein Gottesdienst. Wir sind sehr dankbar, wir wurden in den vergangenen 30 Jahren reich gesegnet, wurden beschützt und beschenkt. Dafür sind wir Gott dankbar.”
Desgleichen wies sie darauf hin, dass ein Jubiläum auch Anlass für einen Rückblick ist. So frage sie sich, „was hat mich bewegt, weshalb habe ich mich entschieden, hier in Rumänien zu arbeiten? Weshalb verlasse ich ein Land, eine sehr gute Arbeitsstelle, Familie und Freunde, um hier tätig zu werden? Schlussendlich wissen wir oft selber nicht, weshalb wir einen bestimmten Weg wählen. Ich glaube aber, dass Gott uns an den richtigen Ort führt, an dem wir für ihn und für andere Menschen etwas bewirken können. Gleichzeitig werden auch wir selber zufrieden, wenn wir an einem Ort sind, an dem wir unsere Fähigkeiten einsetzen können.
Viele von euch wissen noch, wie schlimm es hier mit den vielen verlassenen Kindern war, in welchen Umständen sie lebten und wie viele von ihnen gar nicht überlebten. Das Leiden dieser Kinder, ihre tief traurigen Augen, haben mich bewegt und mich dazu gebracht, mit Hilfe von anderen initiativen Menschen, allen voran Maria Gavriliu, eine Stiftung für verlassene Kinder ins Leben zu rufen. Wir hatten damals kein Geld und wussten nicht, wie wir dieses Vorhaben umsetzen könnten. Aber, durch die Hilfe vieler Menschen aus der Schweiz, aus Deutschland und Rumänien, die unser Anliegen geteilt haben, sind wir Schritt für Schritt vorwärts gekommen. Nach einem Jahr hatten wir in Ghimbav unser erstes Haus gekauft und renoviert.
Unser Haus füllte sich bald mit den ersten Kindern, die meisten von ihnen kamen aus dem Kinderkrankenhaus oder aus der Krippe. Alle waren krank, ihre Entwicklung verzögert. Diese ersten Kinder sind mittlerweile 30 Jahre alt, einige haben ihre eigenen Familien und geben weiter, was sie bekommen haben.
Neben der Erziehung unserer Kinder hat unsere Arbeit sehr viele Kreise gezogen: In diesen letzten 30 Jahren haben schon über 1000 Leute aus vielen verschiedenen Ländern und Rumänien, Kronstadt und natürlich Weidenbach besucht. Viele kommen immer wieder. Es gab viele länderübergreifende Projekte.”
Einen Bildvortrag präsentierte die administrative Leiterin Carmen Cristureanu, die pädagogische Leiterin Monica Dănilă stellte einige Projekte vor, Grußworte sprachen auch der orthodoxe Stadtpfarrer Călin Comșa und der Bürgermeister Ionel Fliundra.
Musikalisch umrahmt wurde das Fest von der Burzenländer Jugendblaskapelle, von Elena und Paul Cristian (Geige und Orgel) sowie den Kindern Gia Dracosu (Gesang) und Ana Ghorghiță (Oboe).
Beatrice UNGAR