Kommt alle nach Siebenbürgen

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Gespräch mit Martin Bottesch zum Großen Sachsentreffen 2024

Ausgabe Nr. 2876

Der 1953 in Großpold geborene Mathematiklehrer Martin Bottesch, der 2013 zum Vorsitzenden des Siebenbürgenforums gewählt worden ist, in seinem Büro im Forumshaus.
Foto: Cynthia PINTER

Die junge Generation der Siebenbürger Sachsen weiß nicht mehr so viel über Siebenbürgen und man müsse etwas unternehmen, um diese Jugend nach Siebenbürgen einzuladen. Diese Idee stand Pate für das erste Große Sachsentreffen 2017. Dieses war dermaßen erfolgreich, dass die Organisatoren ein zweites für 2021 ins Auge fassten. Pandemiebedingt musste es auf 2024 verschoben werden. Als Gastgeber fungiert erneut das Siebenbürgenforum, dessen Vorsitzender Martin Bottesch der HZ-Redakteurin Cynthia P i n t e r folgendes Interview gewährte:

Wie kam es zu dem diesjährigen Motto „Heimat ohne Grenzen“?

Das Motto ist von den Organisatoren nach mehreren Vorschlägen festgelegt worden. Man hat dieses Motto gewählt, weil es die heutige Situation der Siebenbürger Sachsen sehr gut beschreibt. Sie sind in der ganzen Welt verstreut, fühlen sich, da wo sie sind, mehr oder weniger daheim, aber als Siebenbürger fühlen sie sich alle. Diese Gemeinschaft hat eine Heimat ohne Grenzen.

Wer organisiert das Große Sachsentreffen?

Alle Verbände, die in der Föderation der Siebenbürger Sachsen zusammengeschlossen sind. Das sind außer dem Siebenbürgenforum die Verbände in Deutschland, Österreich, Kanada und den Vereinigten Staaten von Amerika. Mitorganisatoren sind auch der HOG-Verband, die Jugendorganisationen der Verbände in Deutschland und Siebenbürgen, die Evangelische Kirche in Rumänien, die Saxonia-Stiftung, das Departement für Interethnische Beziehungen der Regierung Rumäniens sowie auf Forumsebene der Landesverband und der Hermannstädter Ortsverband.

Warum ist ein Großes Sachsentreffen nötig?

Wir haben jedes Jahr seit 1991 ein Sachsentreffen in Siebenbürgen. Die Idee des Großen Sachsentreffens hatte vor etwa zehn Jahren der damalige Vorsitzende des HOG-Verbands, Hans Gärtner, der gesagt hat, die junge Generation der Siebenbürger Sachsen weiß nicht mehr so viel über Siebenbürgen und wir müssten etwas unternehmen, um diese Jugend nach Siebenbürgen einzuladen. Sie sollte das Land ihrer Eltern und Großeltern kennenlernen. Das konnte am besten durch ein Großes Sachsentreffen geschehen, das wir gemeinsam veranstalten – die Ausgewanderten mit den Dagebliebenen. So kam es 2017 zu dem ersten Großen Sachsentreffen nach einer zweijährigen Vorbereitungszeit.

Und nachdem dieses ein Erfolg war, gab es Stimmen ein zweites möglichst bald zu veranstalten. Das sollte 2021 stattfinden, musste allerdings wegen der Pandemie verschoben werden.

Kam eine andere Stadt als Hermannstadt in Frage?

Für das zweite Große Sachsentreffen hatten wir zunächst an Kronstadt gedacht, doch wiesen unsere Kollegen vom Kronstädter Forum auf organisatorische Schwierigkeiten hin, die es dort geben würde. Wir haben schnell eingesehen, dass die Bedingungen in Hermannstadt besser sind auch durch die Erfahrung, die wir hier schon hatten sammeln können. Die Verbindung des Forums zur Stadtverwaltung ist hier enger und so ist es einfacher, das zweite Große Sachsentreffen wieder hier zu veranstalten.

Das Geschehen ist allerdings nicht nur auf Hermannstadt konzentriert. Vor und nach der Veranstaltung in Hermannstadt gibt es viele weitere Heimattreffen in Dörfern und anderen Städten.

Was war am schwierigsten bei der Vorbereitung des Treffens?

Bis eine solch komplexe Veranstaltung Form angenommen hat, waren viele Besprechungen des Organisationsteams nötig. Glücklicherweise geht das heutzutage auch übers Internet. Die Verhandlungen mit den Dienstleisterfirmen waren dann auch nicht alle einfach, für manche Verträge hat es lange gebraucht, bis sie zustande gekommen sind.

Welche Zahlungsmöglichkeiten gibt es beim Treffen?

Es gibt zwei Möglichkeiten: mit der eigenen Bankkarte oder durch eine Zahlungskarte. Eine solche Karte kann man an zwei Ständen auf dem Großen Ring erhalten und darauf den Betrag laden, den man für Essen oder Getränke ausgeben will. Das Geld, das auf der Zahlungskarte übrigbleibt, bekommt man zurück, wenn man es vor dem Ende des Sachsentreffens zurückfordert.

Was hat sich diesmal verändert im Vergleich zum Sachsentreffen 2017?

Das Interesse am zweiten Großen Sachsentreffen teilzunehmen ist allgemein größer sowohl im Ausland als auch in Rumänien. Beim ersten Treffen 2017 war das etwas Neues, man wusste nicht so recht wie es sein wird. Aber das gute Gelingen damals hat dazu geführt, dass jetzt viele Menschen Interesse bekundet haben, auch unter den hohen Politikern. Wir glauben, dass die Teilnehmerzahl größer sein wird als 2017.

Welche Veranstaltung sollte auf keinen Fall verpasst werden?

Das hängt natürlich vom Interesse jedes Einzelnen ab. Aber der Trachtenumzug am Samstag, ab 10 Uhr, sollte auf keinen Fall verpasst werden. Die Tatsache, dass über 2.200 Trachtenträger und Musikanten angemeldet sind, zeigt, dass es eine riesige Veranstaltung ist. Es ist geplant, dass die Trachtenträger in Sechserreihen marschieren, damit der Zug nicht zu lang wird.

Ein weiterer Höhepunkt ist die Eröffnung der Ausstellung „800 Jahre Andreanum“ im Thaliasaal, am Samstag, um 15.30 Uhr. Da wird auch die älteste erhaltene Abschrift der Urkunde im Original zu sehen sein.

Gibt es auch ein Programm für Kinder? Worum handelt es sich?

Ja, wir haben eine Zusammenarbeit mit dem Kinder- und Jugendtheater „Gong“, mit dem Deutschen Kulturzentrum Hermannstadt, dem Jugendzentrum Seligstadt und dem ASTRA-Museum, die dafür spezielle Programmpunkte vorbereiten. Letztere organisieren zum Beispiel einen Bastelworkshop für Kinder und Familien am Freitag, ab 11 Uhr, im Schatzkästlein.

Wie konnte man Peter Maffay dazu bewegen, sein letztes Konzert im Rahmen des Sachsentreffens zu halten?

Die Idee gab es schon länger, man wusste aber nicht, ob sie konkretisiert werden kann. Als dann die M&V-Schmidt-Stiftung sich bereit erklärt hat, die Kosten zu übernehmen und Peter Maffay zugesagt hat, stand es fest, dass er auf der Bühne des Großen Sachsentreffens auftreten wird. Das war aber erst Anfang dieses Jahres. Seitdem sind die nötigen Vorbereitungen getroffen worden.

Wird auch Staatspräsident Klaus Johannis beim Großen Sachsentreffen dabei sein?

Er wurde eingeladen und wir sind darauf eingestellt, ihn zu empfangen.

Abschließend, mit welchen Worten würden Sie zum Großen Sachsentreffen einladen?

Kommt alle nach Siebenbürgen und schaut, wie es hier ist. Erfahrt etwas über die Vergangenheit und die Gegenwart und denkt an die Zukunft, an eure und auch an die Siebenbürgens!

Vielen Dank für das Gespräch!

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Gesellschaft.