50 Lieder für 50 Jahre

Teile diesen Artikel

Mit dem Evangelischen Gesangbuch durchs Jahr 2024

Ausgabe Nr. 2877

Erneuert, durchleuchtet und erfüllt zu sein – danach sehne ich mich. Johann Friedrich Ruopp dichtete den Liedtext zu unserem Gesangbuchlied Nr. 292 im Jahr 1704. Es ist also schon eine Weile her. Dennoch klingt das Lied „Erneure mich, o ewigs Licht“ auch in heutigen Ohren frisch und gut. Vom Gottesdienstbesuch erwarten wir nicht nur eine klare protestantische Predigt, sondern auch Meditation, Gebet und Segen. Nicht nur der Verstand, sondern auch das Herz, das Gemüt, die Seele, unser Inneres will berührt, geheilt und geheiligt werden. Die Verheißung aus dem Prophetenbuch Hesekiel schwingt mit, wo es heißt: „Und ich will euch ein neues Herz und einen neuen Geist in euch geben (…).“ (Hes. 11,19)

Was wissen wir über den Dichter? In der württembergischen Ausgabe des Gesangbuchs der Evangelischen Kirche Deutschlands (Stuttgart 1996) steht: „Ruopp, Johann Friedrich, geb. 1672 in Straßburg, Pfarrer in elsässischen Gemeinden, wegen seiner pietistischen Haltung 1705 ausgewiesen, dann Inspektor am Waisenhaus und Adjunkt an der theologischen Fakultät in Halle; dort gest. 1708.“ – Er wurde nur 36 Jahre alt. Trotz seiner Vertreibung aus dem Elsass ist sein Lied im „Evangelischen Gesangbuch für Elsaß-Lothringen 1913“ (unter Nr. 267) enthalten. Hier jedoch nicht mit den uns bekannten drei Strophen, sondern mit vier! Die bei uns „fehlende“ (ursprüngliche zweite) Strophe ist sprachlich veraltet und inhaltlich schwierig („schnöde Lust“, „Sündenwust“). Die drei verbliebenen Strophen aber sind in sich stimmig und eine gern gesungene Bereicherung unseres „neuen“ Gesangbuchs.

Das Lied endet mit dem hoffnungsvollen Ausblick „bis ich dich schau, o ewigs Licht, von Angesicht zu Angesicht“.

Gerade nach der Corona-Masken-Zeit wissen wir Begegnungen von Angesicht zu Angesicht zu schätzen. Denn, wie Martin Buber sagt: „Alles wirkliche Leben ist Begegnung.“

Gerhild RUDOLF

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Kirche.