Ein Tagesausflug zur Törzburg, dem ,,Dracula Schloss“ in Bran
Ausgabe Nr. 2875
Die Törzburg, das Schloss Bran, auch bekannt als „Dracula Schloss“ zieht jedes Jahr Tausende von Touristen an. Diese mittelalterliche Festung liegt an einer Passstraße zwischen Siebenbürgen und Südrumänien. In einer Urkunde aus 1377 bestätigt König Ludwig I. den Siebenbürger Sachsen des Kronstädter Stuhls Privilegien im Zusammenhang mit dem Bau einer Burg auf dem Dietrichstein – „in lapide Tydrici“. In den folgenden Jahren wird die Burg gebaut und daneben ein Zollamt. Heutzutage ist das Schloss ein beliebtes Ausflugsziel und wird oft als Inspiration für Bram Stokers berühmten Vampirroman von 1897 betrachtet, was einen Großteil der Touristen anzieht.
1427 überlässt König Sigismund die Burg den Kronstädtern. Ende des 15. Jahrhunderts wird die Burg an Kronstadt verpfändet. Im 18. Jahrhundert üben die Kronstädter grundherrliche Rechte auf dem Dominium Törzburg aus. Nach der Revolution von 1848 findet ein Vergleich zwischen Kronstadt und dem Törzburger Dominium statt. 1883-1888 wird die Burg restauriert; sie wird vom Kronstädter Forstamt verwaltet. Am 1. Dezember 1920 schenkt die Stadt Kronstadt die Törzburg der Königin Maria von Rumänien. 1948 ging die Burg in den Besitz der Volksrepublik Rumänien über. 2006 erfolgte die Rückgabe an Dominic von Habsburg, seine Schwestern Maria Magdalena und Elisabeth, und die Erben von Prinzessin Ileana und ihrem Ehemann Anton Habsburg-Lothringen. Dominic Habsburg bot die Törzburg für 80 Millionen US-Dollar dem rumänischen Staat an. Da der rumänische Staat das Angebot ausschlug, eröffneten die neuen Eigner die Törzburg am 1. Juni 2009 als Museum.
Als idealer Ausgangspunkt für einen Besuch der Törzburg eignet sich Kronstadt. Von dort aus fährt stündlich ein Bus nach Bran, der etwa 45 Minuten benötigt. An einem Freitag gegen 11 Uhr angekommen, war der Ort noch nicht allzu voll. Das Schloss ist in der Hauptsaison (1. April bis 30. September) täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet. Nur montags öffnet es erst um 12 Uhr. Der Eintritt kostet für Erwachsene 70 Lei (14 Euro) und es gibt Ermäßigungen für Studierende, Schüler und Senioren. Beim Kauf der Eintrittskarten gab es keine Warteschlangen. Mehrere elektronische Schalter, an denen eigenständig Karten erworben werden können, ermöglichen einen schnellen und bequemen Ablauf.
Nachdem ich einen kleinen Hügel hinaufgestiegen bin, erfolgte die Ticketkontrolle am Eingang des Schlosses. Dank meiner relativ frühen Ankunft gab es dort ebenfalls keine Wartezeiten. Der Rundgang durch die verschiedenen Räume des Schlosses ist gut ausgeschildert, mit roten Pfeilen, die die Richtung weisen. Überall befinden sich Infotafeln auf Rumänisch und Englisch, die die Geschichte des Schlosses und die Nutzung der Räume erklären.
Die schmalen und verwinkelten Gänge des Schlosses verleihen ihm seinen besonderen Charme, können aber bei großem Besucherandrang sehr eng und mühsam werden. Die schmalen Treppen, die manchmal auf- sowie wieder abführen, können zu kleinen Staus führen, wenn Besucher aus der entgegengesetzten Richtung kommen. Für Menschen mit Platzangst ist dies möglicherweise nicht ideal.
Im obersten Stockwerk befindet sich eine Ausstellung zu Fabelwesen und mystischen Kreaturen, darunter Geister, Werwölfe und natürlich auch Dracula. Diese Ausstellung bietet interessante Einblicke in die Mythen und Legenden rund um diese Wesen, sowie in die Geschichte von Bram Stokers Buch und darauf basierenden Verfilmungen. Jedoch ist dies auch der einzige wirkliche Bezug des Schlosses zu Dracula. Es gibt keine Beweise dafür, dass Stoker jemals von diesem Schloss wusste und seine Beschreibung von Draculas fiktivem Schloss hat wenig Ähnlichkeit mit Schloss Bran. Auch Vlad III. Drăculea, der berüchtigte Fürst der Walachei, der durch seine grausamen Methoden als Inspiration für Dracula diente, hat vermutlich nie im Schloss Bran gewohnt. Trotzdem zieht die mystische Verbindung zwischen Vlad III. Drăculea und dem Dracula-Mythos zahlreiche Besucher an, die mehr über diesen faszinierenden historischen Charakter erfahren möchten.
Nach einer Stunde hatte ich den Rundgang beendet. Man kann jedoch je nach Interesse etwas mehr oder weniger Zeit einplanen. Anschließend schlenderte ich noch durch die wunderschönen, kostenlosen Gärten, die sich hervorragend für ein Picknick eignen und einen beeindruckenden Blick auf das Schloss bieten. In der Nähe gibt es auch viele Restaurants, Cafés und Imbissstände für eine kleine Stärkung.
Vor dem Eingang des Schlosses gibt es zahlreiche Souvenirshops, die diverse Dracula-Mitbringsel verkaufen, von Magneten über T-Shirts bis hin zu Fake-Vampirzähnen. Das Horrorhaus, in dem man sich erschrecken lassen kann, habe ich allerdings nicht ausprobiert.
Gegen Ende meines Besuches strömten immer mehr Menschen herbei und es bildeten sich längere Warteschlangen vor den Eingängen. Bei einem Besuch der Törzburg empfehle ich daher, möglichst früh zu kommen, um den großen Touristenansturm zu vermeiden. Das Schloss selbst empfinde ich als sehr beeindruckend und sehenswert, auch wenn man dort keine Vampire findet.
Finya LUSTINA