Nachlese zum 28. Carl Filtsch-Klavier- und Kompositionswettbewerbsfestivals
Ausgabe Nr. 2874

Mit Blumen und Applaus beschenkt wurden Dagmar Dusil, Adela Liculescu, Kozma István Levente und Lerida Bucholtzer (v. l. n. r.). Foto: die Verfasserin
„Niemand ist fort, den man liebt. Liebe ist ewige Gegenwart”, schrieb Stefan Zweig. Zu diesem Zitat fügte die Initiatorin und Veranstalterin des musikalisch-literarischen Salons, Dagmar Dusil, hinzu: „Musik ist Liebe und Gegenwart”. Der Salon diente nun schon zum dritten Mal im Rahmen des Carl-Filtsch-Klavier-und Kompositionswettbewerbfestivals, dessen 28. Auflage vom 9. bis 13. Juli stattgefunden hat, dem eingehenderen Kennenlernen des Namensgebers dieser Veranstaltung: Carl Filtsch (1830-1845).
Liebhaber der klassischen Musik, die auch literarisch interessiert sind, konnten am 11. Juli im bis auf den letzten Platz besetzten Spiegelsaal des Demokratischen Forums der Deutschen in Hermannstadt eine Veranstaltung erleben, die bezeugt, dass sich der musikalisch-literarische Salon nicht nur richtig etabliert hat, sondern ein Highlight des Filtsch-Festivals geworden ist. Dieses Mal stand sie unter dem Titel „Franz Liszt und Carl Filtsch – zwei Wunderkinder”. Den, wie sie selbst bescheiden schreibt „Text” dazu hatte Dagmar Dusil verfasst, vorgetragen hat ihn in bewährter professioneller Art und Weise die Schauspielerin Lerida Bucholtzer. Sinnigerweise kann man sich weiter in diese Zeilen vertiefen, denn es gibt ein zweisprachiges Programmheft. Vorgetragen hat Lerida Bucholtzer die rumänische Fassung.
Das eingangs erwähnte Zweig-Zitat stand am Schluss der Veranstaltung, die von Liszts „Liebestraum Nr. 3” gekrönt wurde, für dessen Interpretation die Pianistin Adela Liculescu wie auch für alle ihre im Rahmen der Veranstaltung interpretierten Werke minutenlangen Applaus erhielt. Zu Adela Liculescu, die übrigens jeweils den ersten Preis in allen Kategorien des Filtsch-Klavierwettbewerbs gewonnen hat, seit 2018 Bösendorfer-Pianistin ist und an der Hochschule für Musik und Schauspielkunst in Graz promoviert hat, gesellte sich der Dozent und Pianist Kozma István Levente, ebenfalls Preisträger des Filtsch-Klavierwettbewerbs, der seine Doktorarbeit über Carl Filtsch verfasst hat. Kozma trug Werke von Carl Filtsch vor.

Kuroda Teppei (links) und Jurymitglied Andrey Yaroshinsky.
Foto: Mihai COLIBABA
In dem Text arbeitet Dagmar Dusil fein recherchierte Parallelen zwischen dem 1811 in Raiding geborenen Franz Liszt und dem 1830 in Mühlbach geborenen Carl Filtsch heraus, die wichtigste: Beide sind in Österreich-Ungarn zur Welt gekommen. Und noch eine: „Franz war erst 15 Jahre alt, als mit dem Tod seines Vaters seine Kindheit endete. Für Carl Filtsch endete mit 15 Jahren nicht nur seine Kindheit, sondern sein ganzes Leben“. 1838, als ,,die Stadt vom Liszt-Fieber geschüttelt” ist, haben sich die beiden getroffen. Filtsch war zunächst erschreckt aber bald spielt er mit Liszt vierhändig, „sie improvisieren eine Jagdszene, Carl sitzt in der Mitte des Klaviers, der große schlanke Liszt spielt mit der Rechten oben den Blitz, mit der Linken unten den Donner illustrierend.” Liszt sagt seinem Rivalen Thalberg: „Der Knabe Carlos fängt an, uns furchtbar zu werden.”
Furchtbar war an dem Nachmittag des musikalisch-literarischen Salons nicht einmal die Hitze. Alle konnten sich bei einem kalten Büffet, gespendet von Martin Müller, laben.
Ein Kontrastprogramm zu diesem Erlebnis der besonderen Art, das vielleicht wiederholt werden kann, wurde dem Publikum am Galaabend, Samstag, dem 13. Juli, im Thaliasaal zuteil. Die drei Besten der Kategorie C (15-30 Jahre) sollten gegeneinander antreten. Das Orchester streikte aber und so entschied die Jury, die bei der Generalprobe dabei gewesen war, über die Rangordnung. Das Rennen machte der Japaner Kuroda Teppei.
Die Jury des Wettbewerbs setzte sich wie auch in den vorigen Jahren aus international renommierten Persönlichkeiten aus der Musiklandschaft zusammen. Neben dem Vorsitzenden der Jury, dem Pianisten Csíky Boldizsár, gehörten Nadja Preissler, Silvia Sbârciu, Cristian Lupeș, Valentin Doni, Adela Niculescu und Andrey Yaroshinsky dazu.
Vom 9. bis 12. Juli d. J. waren die begabten Musiker in drei Altersklassen um Preise im Gesamtwert von 10.000 Euro gegeneinander angetreten. Neben Sonderpreisen wurden die Besten der Kategorie A (geboren nach dem 27. Mai 2007), Kategorie B (geboren zwischen dem 26. und 27. Mai 2011) und Kategorie C (geboren zwischen dem 26. Mai 1992 und dem 26. Mai 2007) ausgezeichnet.
Beatrice UNGAR
Die Preisträger der 28. Auflage
Kategorie A (bis 11 Jahre)
Interpretation:
- Preis: Milan Raoul Bob Solomon (Rumänien)
- Preis: Ștefan Petru Vulea (Rumänien)
Nicolas Eric Komijani (Rumänien)
- Preis: Alexia Sofia Vișan (Rumänien)
Erik Alexandru Florea (Rumänien)
Carolina Mardare (Rumänien)
Dominik Paoulos (Rumänien)
Solomon und Vulea erhielten zusätzlich den Mozart Juvenorum-Sonderpreis, gestiftet von der Managerin der Klausenburger Transilvania-Philharmonie, Silvia Sbârciu, der ihnen erlaubt, im Rahmen des Festivals „Kinder spielen Mozart” zu konzertieren.
Kategorie B (11-15 Jahre)
Interpretation:
- Preis: Lea Costard (Frankreich)
Clara Ormanji (Rumänien)
- Preis: Teodora Tuțu (Rumänien)
Belobigung: Roxana Antonia Anghel (Rumänien)
Kategorie C (15-30 Jahre)
Interpretation:
- Preis: Kuroda Teppei (Japan)
- Preis: Robert-Valentin Bașcoveanu (Rumänien)
- Preis: Alexandru Dragoș Stoian (Rumänien)
Carl Filtsch-Sonderpreis: Lucija Kašnar (Kroatien)
Walter Krafft-Sonderpreis: Arda Arman (Türkei)
Peter Szaunig-Sonderpreis: Milan Raoul Bob Solomon (Rumänien)
- Preis für die eigene Komposition: Dominik Paoulos (Rumänien)
Sonderpreis der Jury: Máté Paládi (Ungarn)