Gespräch mit der Präsidentin der Allianz der Siebenbürger Sachsen in den USA
Denise A. Crawford, die Präsidentin der Allianz der Siebenbürger Sachsen in den USA (Alliance of Transylvanian Saxons, ATS), spach mit der HZ-Praktikantin Rebecca H o f f m a n über die deutsche Gemeinschaft in Amerika und ihre Pläne.
Was ist die Allianz der Siebenbürger Sachsen?
Die Allianz der Siebenbürger Sachsen, Alliance of Transylvanian Saxons, kurz ATS, ist eine Körperschaft, die 1902 als brüderlicher Wohlfahrtsverband gegründet wurde. Wir bieten unseren Mitgliedern Leistungen an, wie zum Beispiel Lebensversicherungen und Renten und Altersvorsorge. Die meisten unserer Mitglieder haben siebenbürgisch-sächsische Wurzeln, aber das ist nicht zwingend erforderlich. Wir werden von unseren Mitgliedern verwaltet und halten alle zwei Jahre einen Kongress ab. In der Zwischenzeit sind wir auf unseren Vorstand angewiesen, der die Geschäfte führt.
Wie viele Mitglieder hat Ihr Verein?
Ende Dezember 2023 zählten wir etwa 6.150 Mitglieder. Wir haben Zweigstellen in fünf US-Staaten: Illinois, Indiana, Michigan, Ohio und Pennsylvania. Wir haben jedoch Mitglieder in den gesamten Vereinigten Staaten.
Was war die ursprüngliche Idee, als der Verein der Siebenbürger Sachsen gegründet wurde? Ist sie gleich geblieben oder hat sie sich verändert?
Als sich unsere Vorfahren in Amerika niederließen, fanden sie Gruppen ihrer eigenen Leute, ob Familie oder neue Freunde. Sie gründeten Chöre, Tanzgruppen und Bands und bauten ein „Clubhaus” oder „Sachsenheim”, in dem Veranstaltungen stattfanden. Schließlich schlossen sich die Gruppen – wir bezeichnen sie als „Zweigvereine” – zusammen und gründeten 1902 den ATS. Der alte Name war „Central Verband der Siebenbürger Sachsen”. Er wurde 1965 in den englischen Namen geändert. Ziel des ATS war es, ein soziales Netzwerk der Siebenbürger Sachsen zu schaffen, in dem sie ihre Muttersprache sprechen und ihre kulturellen Traditionen pflegen können. Unser heutiger Zweck ist derselbe geblieben, auch wenn heute nur noch wenige Menschen aus Siebenbürgen einwandern, bleibt unser Ziel dasselbe.
ATS veröffentlicht auch eine Zeitung: The Saxon News/Volksblatt. Wie hoch ist die Auflage der Zeitung und wer sind ihre Leser?
Die Zeitung ist für unsere ATS-Mitglieder kostenlos. Sie wird alle zwei Wochen gedruckt. Wir versuchen, sie nur an eine Person pro Haushalt zu schicken, so dass unsere derzeitige Auflage bei etwa 3.100 Exemplaren liegt. Nicht-Mitglieder können ein Abonnement erwerben. Die Zeitung ist auch auf unserer Website verfügbar. Hanz und Barbara Hermann, Mitglieder der ATS, sind die leitenden Redakteure. Jede unserer Niederlassungen kann Artikel für die Zeitung einschicken. Darüber hinaus informiert das ATS-Hauptbüro über anstehende Veranstaltungen. Das Hauptbüro stellt auch Informationen oder Bilder auf der Rückseite der Zeitung zur Verfügung.
In Ihrer Zeitung schreiben Sie, dass Sie das 122-jährige Bestehen der Brüderlichkeit feiern. Planen Sie eine Feier?
Wir werden nicht 122 Jahre feiern. Wir planen jedoch, 2027 die 125-Jahresfeier zu organisieren. Ein Termin steht noch nicht fest.
ATS bietet auch Stipendien für Studenten an. Wer kann sich dafür bewerben und welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein?
Unsere Stipendien stehen unseren ATS-Mitgliedern zur Verfügung, die an einer qualifizierten Universität eingeschrieben sind. Die meisten unserer Stipendien wurden durch Spenden/Beiträge von sächsischen Mitgliedern und Zweigstellen ins Leben gerufen. Diese Beiträge werden auf separaten Konten hinterlegt. Wir geben diese Gelder nicht aus. Die ATS schreibt die Zinsen auf diese Beträge gut, und die Zinsen sind das, was jedes Jahr für das Stipendium ausgegeben wird. In diesem Jahr werden wir 43 Stipendien an ATS-Mitglieder vergeben, um sie bei den Kosten für ihre Hochschulausbildung zu unterstützen.
Gibt es Unterschiede zu den Siebenbürger Sachsen in Europa, wenn ja, welche?
Ich glaube nicht, dass es viele Unterschiede gibt, abgesehen von der Sprache.
Wie viele deutschsprachige Menschen gibt es in Amerika?
Viele unserer älteren Mitglieder können noch Deutsch oder Sächsisch und sprechen es auch. Unsere jüngeren Mitglieder nicht so sehr. Während des Zweiten Weltkriegs wurde Deutsch aus den Schulen genommen und wird in vielen Schulen immer noch nicht unterrichtet. Auch während des Zweiten Weltkriegs hatten die meisten Deutsch sprechenden Menschen Angst, Deutsch zu sprechen, sogar in ihrem eigenen Zuhause. Einige unserer Familien sind in der 3. oder 4. Generation hier in Amerika, und Deutsch wird immer weniger gesprochen.
Was tut Ihr Verein für die Siebenbürger Sachsen?
Wir tragen dazu bei, das siebenbürgisch-sächsische Erbe und die Kultur zu erhalten und zu fördern. Jedes Jahr findet unser nordamerikanischer Heimattag mit Kanada statt, bei dem unsere Chöre, Tanzgruppen und Bands im Mittelpunkt stehen. Darüber hinaus bieten diese kulturellen Gruppen Veranstaltungen an, bei denen sie ihre Talente präsentieren. Wir unterstützen diese Gruppen und organisieren auch unsere nationalen Veranstaltungen, bei denen sie auftreten können.
Was ist für Sie das Besondere an der Allianz der Siebenbürger Sachsen?
Ich denke, die Kulturen und Traditionen sind etwas Besonderes. Ich liebe es, die Tanzgruppen mit ihren Trachten zu sehen, den Chören beim Singen zuzuhören, auch wenn ich selbst kein Deutsch oder Sächsisch spreche, und die Musik unserer Blaskapelle zu hören. Wir nehmen auch am Kulturaustauschprogramm des Bundesverbands der Siebenbürger Sachsen und des Jugendlagers teil. Wir haben uns sehr über den Besuch der Tänzer und der Musikkapelle aus Traun, Österreich, im Jahr 2023 gefreut. Unsere „Cleveland Saxon Dance Group” wird im Rahmen dieses Programms 2025 durch Deutschland reisen.
Gibt es eine Zukunft für die Siebenbürger Sachsen in Amerika? Und wenn ja, wie unterstützt Ihre Organisation sie?
Ich glaube, dass die Siebenbürger Sachsen hier definitiv eine Zukunft haben, und das ist der Zweck der ATS. Unser Lebens- und Rentenversicherungsgeschäft sichert uns das Geld, um die kulturelle und ethnische Seite zu fördern. Wir werden unsere Kulturgruppen weiterhin unterstützen, um sie aktiv zu halten. Wir werden auch die kulturellen Austauschprogramme und die Jugendlager fortsetzen, damit unsere Mitglieder sächsische Freunde in der ganzen Welt treffen können. 80 unserer Mitglieder freuen sich darauf, diesen Sommer nach Siebenbürgen zu reisen. Außerdem wird unsere „Youngstown Culture Group” mit ihrer Brass Band beim Sachsentreffen in Hermannstadt sein, wie schon 2017, um zur Freude aller zu spielen.
Haben Sie persönlich sächsische Wurzeln? Woher kommen Ihre Vorfahren?
Ja, ich habe sächsische Wurzeln. Die Eltern meiner Mutter stammten aus Großscheuern, in der Nähe von Hermannstadt. Jeder kam für sich nach Amerika. Sie ließen sich beide in Salem/Ohio, nieder, wo sie schließlich heirateten.
Waren Sie schon einmal in Siebenbürgen?
Ja, ich war 2017 während des Sachsentreffens dort. Ich war Teil einer Bustour aus den USA, die das ATS Home Office gesponsert hatte. Ich habe es geliebt. Es ist eine sehr schöne Gegend.
Nehmen Sie auch dieses Jahr am Großen Sachsentreffen in Hermannstadt teil?
Wie erwähnt, sponsert ATS eine weitere Tour durch Siebenbürgen in Verbindung mit dem Sachsentreffen und ich freue mich sehr, wieder dabei zu sein.
Herzlichen Dank.
Denise A. Crawford.
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