HZ-Reihe: 30 Jahre Ordination von Frauen in der EKR (II)
Ausgabe Nr. 2869
Sie wurde in Rumänien ordiniert, hat als Pfarrerin gearbeitet, ist dann in ein anderes Land umgezogen. Hannelore Agnethler erzählt im Folgenden, was ihr kostbar geworden ist und was sie auf ihren Lebensweg mitgenommen hat. Sie tut das anlässlich der 30 Jahre Ordination von Frauen in der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien. Diesem Jubiläum gewidmet ist die von Dr. Elfriede Dörr betreute Reihe „Was haben Sie mitgenommen, Frau Pfarrerin?”, die in losen Folgen in der Hermannstädter Zeitung erscheint.
Über meine Ordination habe ich seit Jahren nicht mehr nachgedacht, bis mich der Aufruf von Pfarrerin Elfriede Dörr erreichte, dass in der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien (EKR) heuer das 30. Jubiläum für die Frauenordination anstünde.
Um zu wissen, wann meine Ordination eigentlich war, musste ich meine Ordinationskerze anschauen, die bei mir auf dem Schreibtisch steht. Diese Kerze hatte mir meine Freundin Pfarrerin Bettina Kenst zur Ordination geschenkt. Da steht es: der 10. November 2007. Die Kerze habe ich quasi täglich vor Augen, und sie ist auch kaum aufgebraucht. Warum? Nun, schon seit vielen Jahren wird sie nicht mehr jährlich zur Erinnerung an meine Ordination angezündet, sie verstaubt vor sich hin. Das liegt daran, dass mein Dienst in der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien ziemlich kurz war und ich somit nur wenige persönliche Jubiläen gefeiert habe.
Am oben genannten Datum ging für mich ein Traum in Erfüllung. Nach fünfjährigem Studium und dem Vikariat wurde ich endlich in den Dienst als Pfarrerin der evangelischen Kirche in Kronstadt ordiniert. Berufung, Segnung und Sendung – das ist Ordination zusammengefasst und damit konnte ich mich identifizieren. Doch nach knappen zweieinhalb Jahren erfolgte Ende 2009 mein Umzug nach Deutschland, da mein Mann in den Dienst der bayerischen evangelisch-lutherischen Kirche zurück gerufen wurde. In Deutschland nahm mein Leben eine Wende, ich verfolgte einen anderen Weg: nochmal Studium, diesmal Altorientalistik, danach Dissertation und damit beschäftige ich mich bis zum heutigen Tag. Die religiöse Welt Mesopotamiens faszinierte mich. Über die hebräische Sprache und das Alte Testament hatte ich schon ein bisschen eine Ahnung von den Sprachwelten des Alten Orients. Auch arbeite ich teilzeit in der Bayerischen Staatsbibliothek München.
Die Frage, was mich an die Ordination bzw. an den Dienst in der EKR zurückbindet, ruft gemischte Gefühle in mir hervor. Ich bin aus dem Dienst der Kirche mit einem Burnout ausgetreten. Mit all den dazugehörigen Gefühlen von Verlust bis Versagen habe ich mich jahrelang auseinandergesetzt und schlussendlich einen Weg für mich gefunden. Geholfen haben mir unter anderem der Glaube, den ich ja in meinem Elternhaus und in der Kirche in Siebenbürgen schon kennen gelernt und vertieft hatte.
Schließlich gilt der Dreiklang Berufung, Segnung und Sendung auch für unser Leben abseits der Ordination und dem Dienst in der Kirche und das gilt es, in allen Lebenslagen für sich zu entdecken.