Ausgabe Nr. 2855
Mit dem Evangelischen Gesangbuch durchs Jahr 2024
Ein Lieblingslied? Nein: „Gott ist mein Lied, er ist der Gott der Stärke“ (272). Also viele Lieder, die von Gott und seinem Handeln an den Menschen erzählen.
Wenn mir nichts so recht gelingen will, dann erklingt „Es mag sein, dass alles fällt“ (328) oder „Tröstet, tröstet, spricht der Herr“ (15). Wenn ich ohne Sinn und Ziel umherirre, stimme ich „Weiß ich den Weg auch nicht, du weißt ihn wohl“ (342) oder „Mir ist Erbarmung widerfahren“ (222) an. „Jesu, meine Freude“ (360) oder „Herr, wir stehen Hand in Hand“ (228) sind meine Topfavoriten in Sachen Trost. Die Freude an der Natur bringe ich mit „Wunderbarer König“ (273) oder „Du, meine Seele, singe“ (216) zum Ausdruck. Mein Wachrüttler ist „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ (104).
Advents- und Weihnachtslieder gehen immer, insbesondere „O Heiland, reiß die Himmel auf“ (13). Friedrich Spee von Langenfeld (1591–1635), ein deutscher Jesuit, der sich gegen die Hexenprozesse und die Folter der unschuldig Verurteilten wendete, hat in seinem Text das Elend und himmelschreiende Unrecht der vom Dreißigjährigen Krieg geprägten Zeit mit starken Worten der Verheißung aus dem Buch des Propheten Jesaja verknüpft. Die wortgewaltigen Bilder und die ausdrucksstarke Melodie zeugen von der unbändigen Sehnsucht nach Gerechtigkeit und sind ein eindringlicher – auch heute noch aktueller – Ruf nach dem „Trost der ganzen Welt“, dem „schönen Stern“ und dem „Vaterland“.
Aber zurück zu 272. Auf die fast sanft dahinplätschernde Melodie von Carl Philipp Emanuel Bach (1714–1788) singt sich die in 11 Strophen entfaltete Gotteslehre von Christian Fürchtegott Gellert (1715–1769) fast von allein. Sie kulminiert in dem Gedanken: „Ist Gott mein Schutz, will Gott mein Retter werden, so frag ich nichts nach Himmel und nach Erden und biete selbst der Hölle Trutz.“
Das ist und kann für mich unser Gesangbuch: in allen Lebenslagen selbst der Hölle Trutz bieten.
Renate KLEIN
Fogarasch